Solingen Entscheidung über Abriss

Solingen · Seit Jahren ringen der Eigentümer und die Stadt um Erhalt oder Abriss des Gräfrather Bahnhofs. Auf Basis eines neuen Gutachtens soll nun in rund drei Wochen das Düsseldorfer Verwaltungsgericht entscheiden.

Über Wochen stand der Bauzaun um das Areal des alten Gräfrather Bahnhofes an der Rückseite des Gebäudes, zur Korkenziehertrasse hin, offen. Die Verschraubung, mit der die einzelnen Zaunelemente verbunden sind, war einfach aufgebrochen worden. Immer wieder, sagen Anwohner, klettern Kinder und Jugendliche über die Mauer vor dem Bahnhof, von der eine Lücke nicht durch Bauzäune gesichert ist, oder gelangen an anderen Stellen auf das Grundstück. Bunte Graffiti an den Wänden zeugen von den unerwünschten Besuchern.

Doch was auf den ersten Blick wirkt wie der perfekte Abenteuerspielplatz, entpuppt sich spätestens auf den zweiten Blick als gefährlicher Leichtsinn. Dies bestätigt das Gutachten, das der Sachverständige Ralf Körbe aus Lingen für das Düsseldorfer Verwaltungsgericht angefertigt hat, vor dem der Besitzer des Bahnhofes, Siegfried Lapawa, mit der Stadt um die Aufhebung des Denkmalschutzes streitet, um das marode Gebäude abreißen zu dürfen (wir berichteten).

Starker Schimmelpilzbefall

Dem Gutachten nach sind große Gebäudeteile des Bahnhofes, an dem seit 1887 und bis zur Schließung der Strecke Gräfrath-Vohwinkel 1989 Züge hielten, bei einer Sanierung nicht zu erhalten. "Bei einem Wiederaufbau unter Berücksichtigung des derzeitigen Zustandes würde von der Originalsubstanz maximal zehn Prozent des Materials wiederverwertet werden können", heißt es im Schlusssatz des Gutachtens. "Das Gutachten belegt das, was wir schon seit langem der Stadt immer wieder gesagt haben", teilte Unternehmer Siegfried Lapawa, der den alten Bahnhof im Jahr 2000 erworben hat und zunächst rund 7,5 Millionen Euro in das Gebäude als Mischung aus Supermarkt, Künstlertreff, Café und Büros investieren wollte, auf Anfrage der Morgenpost in dieser Woche mit.

Nachdem der Schimmelpilzbefall in dem Gebäude jedoch immer weiter vorangeschritten war, hatte er bereits im Jahr 2007 von diesen Plänen Abstand genommen. Eine Richterin des Düsseldorfer Verwaltungsgerichtes hatte das jetzt vorliegende Gutachten im vergangenen Sommer nach einem Ortstermin angeordnet.

"Zum Gutachten äußern wir uns nicht vor der Verhandlung", heißt es indes von der Stadt. Diese wird am 5. November vor dem Düsseldorfer Verwaltungsgericht stattfinden, derzeit erarbeite man bei der Stadt in Vorbereitung auf den Prozess eine Stellungnahme zum Gutachten. Nach jahrelangem, zähen juristischen Ringen kommt es in rund drei Wochen damit möglicherweise zu einer Entscheidung über die Zukunft des alten Bahnhofes.

In dieser Woche wurde nun zumindest der Bauzaun, der nach Aufforderung der Stadt vom Eigentümer aufgestellt wurde und von diesem auch kontrolliert werden muss, wieder verschlossen. "Trotz regelmäßiger Kontrollen kommt es regelmäßig zu Vandalismusschäden", heißt es von Unternehmer Lapawa. Wer für die Schäden verantwortlich sei, könnten sie nicht beurteilen.

(RP)
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