Solingen Er hält die Freundschaft mit Thiès am Kochen

Solingen · Otmar Schick, Vorsitzender des Fördervereins, informiert am 1. März im Rathaus über die nächste Bürgerreise in den Senegal.

 Otmar Schick mit einem Modell der Kochstelle. In Wirklichkeit ist sie rund. Es gibt auch eine Version für zwei Töpfe.

Otmar Schick mit einem Modell der Kochstelle. In Wirklichkeit ist sie rund. Es gibt auch eine Version für zwei Töpfe.

Foto: Stephan Köhlen

Drei Steine, ein Kochtopf und Brennholz. Zu viel Brennholz, wenn man sieht, wie rund um die Dörfer im Senegal Bäume für ein warmes Abendessen gefällt werden. "Wir wollen ja kein Feuerholz produzieren", sagt Otmar Schick. Der Vorsitzende des Fördervereins Freundschaft mit Thiès setzt sich dafür ein, dass in Solingens Partnerstadt und der Umgebung 30.000 Bäume gepflanzt werden. Gleichzeitig propagiert er eine Kochstelle, die - bis auf kleine Kanäle für den Rauch - nur noch an einer Seite offen ist.

"Die Kochstelle wird anhand des vorhandenen Topfes gebaut", erläutert der Steuerberater, der sich seit mehr als 30 Jahren für Thiès engagiert. "Wir sparen zwei Drittel des Holzes und haben entsprechend weniger CO2-Emissionen." Gut 40 der kleinen Herde haben Solinger Schüler in den Osterferien 2017 gebaut - aus Steinen, Ton, Hirsestroh und etwas Kalk. In zwei weiteren Dörfern sollen die Kochstellen demnächst eingeführt werden. Außerdem erregten sie schon 2015 bei der Klimakonferenz in München Aufmerksamkeit. Schick: "In mindestens drei afrikanischen Ländern wird das inzwischen nachgebaut."

Senegal "gehört zu den am stärksten vom Klimawandel bedrohten Ländern der Erde", informiert die Solinger Verwaltung auf ihren Internet-Seiten über Städtepartnerschaften. Die mit Thiès existiert offiziell zwar erst seit 2016. Verbindungen gibt es aber seit 1981, als Léopold Senghor, der erste Präsident des Senegal, die "Schärfste Klinge" erhielt. Otmar Schick war damals Vorsitzender des Stadtjugendrings, und OB Georg Schlösser wollte die ersten Kontakte über junge Menschen herstellen.

"Heute ist es die mit Abstand aktivste Städtepartnerschaft, die Solingen unterhält", ist Schick stolz. 1985 war er zum ersten Mal in Thiès, hat sich aber auch schon in Kenia eingesetzt. "Es vergeht kein Tag, wo ich nicht mit dem Senegal telefoniere." Wie vielseitig sich der Förderverein engagiert, kann er interessierten Solingern vom 22. November bis zum 6. Dezember zeigen: Dann findet die 16. Bürgerreise nach Thiès statt - am Ende der Regenzeit, wenn es im Senegal blüht und die Temperaturen um die 30 Grad liegen.

Rund 300 Solinger haben die Partnerstadt bereits bei Bürgerreisen kennengelernt. "Das Interesse ist groß", sagt der Fördervereins-Vorsitzende, der die Gruppe diesmal auch in den Norden, den "ursprünglichen" Senegal führt: "Da freut man sich, wenn wir einen Sack Reis, Zucker oder Zwiebeln mitbringen." Details erläutert er am 1. März bei einer Vorbesprechung im alten Rathaus.

Die Teilnehmer zahlen 1700 Euro inklusive Halbpension und Ausflüge - und wissen, dass es kein reiner Erholungsurlaub wird. Zwar stehen der Besuch eines Vogelschutzgebiets und eines alten französischen Forts an. Die Reise dient aber auch dazu, einige der vielen Projekte zu zeigen, die Solinger in Thiès angestoßen haben - von der Müllentsorgung bis zur Einrichtung einer Nähschule. "Es gibt keinen Bereich in Thiès, wo wir nicht irgendwo aktiv sind", sagt Schick. "Es gibt kaum einen Feuerwehrstandort, wo nicht ein Fahrzeug aus Solingen steht."

Manches geschah und geschieht in Kooperation, beim Pflanzen neuer Straßenbäume beispielsweise mit Hilfe aus Caen, der französischen Partnerstadt von Thiès. Im Gesundheitsbereich ist die Universität Aachen Partner. "Wir machen inhaltlich erstklassige Entwicklungshilfe", ist Otmar Schick sicher.

Er weiß, dass junge Senegalesen lieber im Land bleiben, als nach Europa zu fliehen - wenn man ihnen im Senegal eine Perspektive bietet. Ein Münchener Förderverein, der nach Solinger Vorbild handelt, errichtet gerade eine Hotelfachschule und wird dabei mit Mitteln der bayerischen Landesregierung unterstützt.

Schick: "Man könnte noch viel mehr machen, aber es hapert beim Geld. Dabei ist das nichts, wenn man die Ausgaben für Flüchtlinge in Deutschland sieht." Der Förderverein hat 73 Mitglieder, der Jahresbeitrag liegt bei 52 Euro (26 Euro für Schüler und Studenten). Für die Wiederaufforstung stellt der Verein beispielsweise jährlich 1300 Euro zur Verfügung. Rund 7000 Bäume wurden schon gepflanzt: drei verschiedene Akazien-Sorten ebenso wie Eukalyptus-Bäume und der immergrüne Cailcédrat (afrikanisches Mahagoni). Schick: "mein Lieblingsbaum".

Wer sonst helfen will, kann Patenschaften übernehmen, etwa für Mädchen und junge Frauen der Nähschule, die nicht lesen und schreiben können (16,50 Euro pro Monat für die Ausbildungszeit von drei Jahren), oder für Schüler und Schülerinnen aus mittellosen Familien, die kostenpflichtige weiterführende Schulen besuchen (bis 56 Euro pro Monat).

Vorbesprechung Do. 1. März, 17 Uhr, Rathaus-Altbau, Raum 102.

(flm)
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