Solingen Er macht Strom aus Mist

Solingen · Der passionierte Landwirt Karl-Otto Dickhoven betreibt seit rund 14 Jahren eine Biogas-Anlage.

 Landwirt Karl-Otto Dickhoven inmitten seiner Biogasanlage.

Landwirt Karl-Otto Dickhoven inmitten seiner Biogasanlage.

Foto: Matzerath (Archiv)

In der dritten Generation bewirtschaftet Karl-Otto Dickhoven (62)mit seiner Familie den "Hof Linde" neben der bekannten Reinoldi-Kapelle, kurz hinter dem Landhotel Lohmann. Traditionell wird Milchwirtschaft betrieben, auch Pensionspferdehaltung. Seit rund 14 Jahren prägen jedoch große, runde, grüne Bottiche mit einem zeltähnlichen Dach die Hofanlage im südwestlichsten Zipfel Solingens an der Stadtgrenze zu Langenfeld.

Um die Jahrtausendwende - zu Zeiten Bärbel Höhns als Umweltministerin NRW - entschloss sich Dickhoven, dort eine Biogasanlage als Pilotprojekt zu installieren. "Bei der strukturpolitischen Situation der Landwirtschaft sind Innovationen wichtig. Die Idee, Gülle und Mist (besser) nutzen zu können, überzeugte", sagt Dickhoven.

In den Anfängen gewann er Bioenergie aus der methangashaltigen Gülle seiner 200 wiederkäuenden Milchkühe, dem Mist des Jungviehs und der Pferde. Zusätzlich wurden hygienisierte Speisereste in das Substrat eingefügt, die lokale Entsorgungsunternehmen anlieferten. Die dabei erzeugten rund 500 Kilowatt Strom pro Stunde reichten - über das RWE-Netz - zur Versorgung von rund 600 Haushalten.

Doch die Zeiten änderten sich: Mit den EEG-Bestimmungen wurden nachwachsende Rohstoffe für die Energieerzeugung präferiert, um die CO2-Belastung zu senken. Es wurde verboten, das auch mit Speiseresten erzeugte Gärsubstrat auf Grünland für die Milchwirtschaft auszubringen. Mit einem auch den verschärften wasserschutzrechtlichen Vorgaben geschuldeten Investitionsaufwand von rund 750 000 Euro stellte Dickhoven 2011 seine Anlage auf nachwachsende Rohstoffe (Getreide, Mais, Gras usw.) um, wie bei 95 Prozent aller bundesdeutschen Biogasanlagen der Fall.

Der passionierte Landwirt ist überzeugt, dass die regenerativen Energien (Sonne, Wind und Biogas) - bei vernünftiger Planung und konsequenter Umsetzung - fossile Brennstoffe entbehrlich machen. "Die Schwankungen bei Sonne und Wind können durch speicherfähiges Biogas ausgeglichen werden." Kritisch sieht allerdings auch er, die an einigen Orten entstandenen Monokulturen, speziell Mais.

Seine eigenen Ackerflächen liegen zu je einem Drittel in Solingen, Langenfeld und Leichlingen. Das Gärsubstrat nutzt er zur Düngung; der Aufwuchs wandert jedoch nicht zwangsläufig zurück in die Biogas-Anlage. "Bei Getreide und Zuckerrüben ist der ,Kreislauf' unterbrochen, und das Grünland dient der Milchwirtschaft und der Viehaufzucht. Getreide und Rüben werden bei mir zu Lebensmitteln verarbeitet, und dienen nicht als Silage."

In den Fermentern wird die Mischung aus Pflanzen, Gülle und Mist auf 38 bis 40 Grad erwärmt. Da fühlen sich die Bakterien wohl und produzieren ohne Unterlass die Biogase, die zwei Verbrennungsmotoren antreiben.

Die bei der Vergärung der Substrate entstehende Wärme deckt zudem den Heizbedarf des Hofes, einiger Nachbarhäuser und der Reinoldi-Kapelle.

(RP)
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