Solingen "Er zog eine Flammenspur hinter sich"

Solingen · Vor dem Schwurgericht im Wuppertaler Landgericht wurde gestern der Prozess um die Brandstiftung im Swingerclub Beverly fortgesetzt. Eine Zeugin sah den Angeklagten mit dem Benzinkanister in der Hand.

Die Brandstiftung zu leugnen wäre ziemlich zwecklos. Denn sowohl über seinen Kauf eines gefüllten Benzinkanisters an einer Tankstelle gibt es Belege, wie es auch für die Tat selbst eine Augenzeugin gibt, die gestern am dritten Verhandlungstag vor dem Wuppertaler Landgericht aussagte. Die junge Frau hat den Angeklagten in den frühen Morgenstunden des 9. November im Beverly gesehen. "Er hatte einen Benzinkanister in der Hand und zog bereits eine Flammenspur hinter sich", sagte die 35-Jährige vor Gericht. Die Zeugin arbeitete seit drei Jahren in der Unterburger Erotikdiskothek, die an jenem Vormittag bis auf die Grundmauern abbrannte. Sie sei fürs Putzen sowie die im Keller befindliche Wäscherei zuständig gewesen und habe manchmal auch Thekendienst gemacht, sagte die Remscheiderin.

In der Tatnacht hatte sie zunächst ihre Schwester nach Hause gefahren. Bei der Rückkehr ins Beverly war ihr aufgefallen, dass die doppelflügelige Eingangstür, die normalerweise nach außen geöffnet wird, nach innen offen stand und beschädigt war. Nachdem sie die Tür verschlossen habe und einige noch brennende Lichter gelöscht hatte, sah sie "einen schwarzen Mann", der mit dem Rücken zu ihr stand. "Ich dachte erst, der unterhält sich mit jemanden. Doch dann sah ich schon etwas leuchten und hörte ein Knistern", so die 35-Jährige. "Ich dachte nur, was geht hier ab ?" Dann habe der Angeklagte vor ihr gestanden mit einem Benzinkanister in der Hand. "Ich hatte große Angst und traute mich nicht, nur einen Laut von mir zu geben", schilderte die Zeugin, die anschließend auf dem schnellsten Weg den Swingerclub verließ und sich in ein Auto setzte. Wenige Zeit später sei der Angeklagte herausgekommen, den Kanister immer noch in der Hand. Von dem Streit, den der Nigerianer mit den Beverly-Betreibern um sein Honorar hatte, hatten sowohl die Remscheiderin als auch ein ebenfalls gestern als Zeuge gehörter Mitarbeiter und Stammgast etwas mitbekommen. Der Angeklagte soll aus Wut über zu wenig Honorar den Swingerclub angezündet haben, er will sich jedoch zuvor durch einen Rundgang durchs Haus davon überzeugt haben, dass sich niemand in den Räumen befand. Daher ging es am dritten Verhandlungstag auch darum, inwieweit Angestellte und Stammgäste davon wussten, dass immer jemand im Beverly übernachtete, wenn Partys in den frühen Morgenstunden zu Ende waren.

"Irgendwer vom Personal schlief immer da, manchmal auch Gäste", sagte ein 48-jähriger Zeuge, der Stammgast im Beverly war und manchmal auch Aushilfstätigkeiten übernahm. Auch Künstler aus der Show des Angeklagten hätten die Gelegenheit zum Übernachten genutzt, so der Solinger, der selbst in der Tatnacht gegen 5 Uhr mit einem Taxi nach Hause gefahren war. Wenig später habe er einen Anruf bekommen, in dem die Augenzeugin ihm sagte, dass der Angeklagte "das Beverly abgefackelt" habe.

Der Prozess wird am 11. Juni um 9.15 Uhr vor dem Ladgericht Wuppertal fortgesetzt.

(aki)
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