Solingen Erika Rothstein bekommt Silbernen Schuh

Solingen · Sohn Mathias Rothstein nimmt heute die Auszeichnung für seine erkrankte Mutter entgegen.

 Erika Rothstein wird mit dem Silbernen Schuh geehrt.

Erika Rothstein wird mit dem Silbernen Schuh geehrt.

Foto: Köhlen (Archiv)

15 Jahre Betriebsratsvorsitzende bei Mannesmann-Edelstahl, alleinerziehende Mutter, 20 Jahre Ratsmitglied für die SPD, zehn Jahre ehrenamtliche Bürgermeisterin, zehn Jahre im Düsseldorfer Landtag und bei alldem immer ein offenes Ohr für die Probleme anderer, das ist Erika Rothstein. Da wundert es nicht, dass die Entscheidung, sie mit dem Silbernen Schuh auszuzeichnen, einstimmig fiel.

Die 79-Jährige ist die zwölfte Preisträgerin der vom Bündnis für Toleranz ausgelobten Auszeichnung. Als dessen Sprecher Norbert Schmelzer gestern zusammen mit der Integrationsbeauftragten Anne Wehkamp und Mareike Pach von der Bündnis-Geschäftsstelle im Rathaus die Entscheidung öffentlich bekanntgaben, schwang Wehmut und Traurigkeit mit. Erika Rothstein wird den Preis nicht entgegen nehmen können, sie ist an Demenz erkrankt und nach einer Operation hat sich ihr Zustand verschlechtert. Sohn Mathias Rothstein wird heute um 19 Uhr in der Aula des Mildred-Scheel-Berufskollegs den Silbernen Schuh auf einer Schieferplatte entgegennehmen. Wie in jedem Jahr hat den Preis Kurt Kürten gestaltet, wie in jedem Jahr verlangt er dafür kein Honorar.

"Erika Rothstein war immer gesprächsbereit, sie hat immer nach Lösungen gesucht, selbst wenn die Fälle aussichtslos erschienen", sagt Anne Wehkamp. Für ein Miteinander der Kulturen machte sie sich ebenso immer stark wie für die Rechte der Frauen. "Was sie getan hat, ist schier unendlich", hat Norbert Schmelzer bei seiner Recherche über die Preisträgerin festgestellt, "dabei hat sie nie viel Aufhebens darum gemacht". Ihr Engagement in zahllosen Vereinen und Institutionen brachte ihr den Spitznamen Erika "Überall" Rothstein ein, die Stadt Solingen zeichnete sie mit dem Ehrenring aus, der TSV-Aufderhöhe machte sie vor zwei Jahren zur Ehrenvorsitzenden, nachdem sie ihre Tätigkeit für den Verein beendete.

Auch im Umgang mit ihrer Krankheit setzte Erika Rothstein Zeichen, sprach offen darüber und appellierte an die Gesellschaft, ebenfalls offen mit dem Thema Demenz umzugehen. Ein Film, den der WDR noch im Mai ausstrahlte, wird auch heute bei der Preisverleihung gezeigt neben einem Interview, dass sie zum 20. Jahrestag des Brandanschlags gegeben hat.

Auch in einer der dunkelsten Stunden der Stadt, nach dem mörderischen Brandanschlag, an den vor der Verleihung des Silbernen Schuhs heute um 18 Uhr am Mahnmal erinnert wird, war die ehemalige Bürgermeisterin zu Stelle, versuchte mit dem damaligen Bürgermeister Gerd Kaimer, Perspektiven zum friedlichen Zusammenleben aufzuzeigen. Der türkischen Familie Genc, die fünf Mitglieder bei dem fremdenfeindlichen Anschlag verlor, stand Erika Rothstein vom ersten Tag an zur Seite, eine bis heute dauernde Freundschaft ist entstanden. "Erika Rothstein hat in ihrem Leben viel bewegt. Mit ihrer auf Austausch und Ausgleich bedachten Art hat sie viele Brücken gebaut", heißt es in der Begründung zur Preisverleihung.

(aki)
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