Solingen Erika Rothstein einte die Nationen und Weltanschauungen

Solingen · Die ehemalige Bürgermeisterin und SPD-Landtagsabgeordnete ist im Alter von 79 Jahren in ihrer Wohnung im Weegerhof gestorben.

Als Erika Rothstein vor drei Jahren zusammen mit Bernd Wilz den Ehrenring der Stadt bekam, war es für sie keine Frage, dass die überzeugte Sozialdemokratin und der nicht weniger für seine politischen Ziele einstehende CDU-Mann harmonisch zusammen feierten. Denn in all ihrem Handeln war die ehemalige Landtagsabgeordnete und Bürgermeisterin um eins bemüht: Austausch und Ausgleich zwischen den Nationen, den Kulturen und den Weltanschauungen. In der Nacht zu Freitag ist Erika Rothstein im Alter von 79 Jahren in ihrer Wohnung im Weegerhof gestorben; ihr Sohn Mathias war bei ihr.

Von einem Oberschenkelhalsbruch hatte sie sich nicht mehr erholt, ihre Demenz, über die sie zuvor in bewundernswerter Weise öffentlich sprach, verschlimmerte sich. Doch bevor ihr immer öfter die Worte fehlten, hatte Erika Rothstein Interviews gegeben und andere Menschen ermuntert, zu der Erkrankung zu stehen und so auch Angehörigen Kraft gegeben. Ihr, die sich zeitlebens für andere einsetzte, blieb am Ende ein eher überschaubarer Kreis an Menschen, der mit ihr und ihrer Krankheit zurechtkam, darunter an vorderster Stelle ihre ehemalige Mitarbeiterin im Landtag, die sich mit ihrem Mann rührend um Erika Rothstein kümmerte.

"Sie war so etwas wie das soziale Gewissen unserer Stadt, wir haben eine großartige Solingerin verloren." Mit diesen Worten würdigt der SPD-Vorsitzende Josef Neumann die Verstorbene. Der Partei war Erika Rothstein 1976 beigetreten, 1979 kam sie in den Rat, zwei Legislaturperioden gehörte sie dem Düsseldorfer Landtag an, 1984 bis 1994 war sie Bürgermeisterin der Stadt, damals war das noch ein Ehrenamt. Ehrenamtlich war sie auch im Laufe ihres Lebens an maßgeblicher Stelle in kaum weniger als 40 Vereinen tätig. "Sie bleibt als Politikerin und Vorsitzende unzähliger Vereine immer eins, der Mensch von nebenan", so Neumann. "Mich hat immer beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit Erika Rothstein auf alle zuging und sich wirklich einsetzte", sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Tim Kurzbach.

"Zivilcourage war für sie nicht nur ein Wort, sondern eine Haltung", sagt Oberbürgermeister Norbert Feith zum Tod von Erika Rothstein, der noch Ende Mai der Silberne Schuh des Bündnisses für Toleranz und Zivilcourage verliehen worden war. "Ich werde sie vermissen", sagt der Oberbürgermeister abschließend - dem wird sich ganz sicher ein große Zahl von Menschen anschließen können.

(RP)
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