Solingen "Aus Wut habe ich das Feuer gelegt"

Solingen · Der Angeklagte räumt die Brandstiftung in der Erotic-Diskothek Beverly ein. Er habe sich von den Betreibern ausgenutzt und betrogen gefühlt. Nach der Tat sah er sich den Brand aus der Entfernung an. Benzin kaufte er zuvor auf Kredit.

Solingen: Swingerclub "Beverly" brennt vollständig aus
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Foto: Tinter, Anja

Betrogen, belogen und ausgenutzt habe er sich gefühlt, dazu als "Nigger" beschimpft, "der alte weiße Frauen glücklich macht". Harison B., der Mann, der sich wegen versuchten Mordes und besonders schwerer Brandstiftung vor dem Landgericht Wuppertal verantworten muss, hat gestern die Tat weitgehend gestanden. In einer von seiner Anwältin Andrea Groß-Bölting verlesenen Erklärung schilderte der 42-jährige Nigerianer gestern seinen Lebensweg ebenso wie die Geschehnisse am Vorabend des 9. November in dem Unterburger Swingerclub. Als man ihn mit 300 Euro habe abspeisen wollen, sei er wütend geworden, habe das Geld abgelehnt und sei zu einer Tankstelle gefahren, wo er später einen Fünf-Liter-Kanister mit Benzin betankte und zum Beverly zurückkehrte. Den Kraftstoff konnte er nicht einmal bezahlen, er unterschrieb nicht nur einen Schuldschein, sondern ließ auch seinen Führerschein als Pfand zurück, bevor er zum Swingerclub zurückkehrte.

Streit hatte es um das Honorar für die afrikanische Tanzshow gegeben, die der Angeklagte seit Jahresbeginn regelmäßig ans Beverly verkaufte. Erst habe er 40 Prozent vom Umsatz bekommen, dann nur noch 20 Prozent, schilderte der Angeklagte den Grund für seine Wut. Bevor er Benzin im großen Discoraum ausschüttete und anzündete, will er sich überzeugt haben, dass sich keine Menschen mehr im Haus befanden. "Ich habe in alle Zimmer gesehen, es war niemand mehr da", sagte der 42-jährige Sohn eines Pastoren und einer Verwaltungsangestellten und Vater von zwei Kindern im Alter von 17 und 11 Jahren. Er habe niemanden gefährden wollen, sagte der Angeklagte, der zuvor von Bedrohungen durch die Betreiber sprach. Man habe ihm mit den Hells Angels und den Bandidos gedroht, und er sei davon überzeugt, dass diese Gruppen die wahren Betreiber des Beverly seien.

 Marcus Heinbach, ehemaliger Marketing-Manager des Beverly, ist im Prozess einer von drei Nebenklägern.

Marcus Heinbach, ehemaliger Marketing-Manager des Beverly, ist im Prozess einer von drei Nebenklägern.

Foto: mak

"Ich wollte das Haus anzünden, um damit zu sagen, so kann man mit mir nicht umgehen", sagte der 42-Jährige.

Marcus Heinbach, der ehemalige Marketing-Manager des Beverly, der seinen Beruf heute mit Publizist angibt, schilderte gestern in seiner Zeugenaussage, dass der Betrieb im Beverly entgegen der Aussage des Angeklagten durchaus florierte und an den Samstagen zwischen 200 und 500 Leute die Veranstaltungen in den dem 1200 Quadratmeter großen Swingerclub besuchten. Unstimmigkeiten über die Bezahlung von Harison B. habe es schon länger gegeben. "Das Honorar, das mit den vorherigen Betreibern vereinbart wurde, rechnete sich nicht", so Heinbach. So habe man sich später geeinigt, dass B. von den 90 Euro Einnahmen pro Paar 30 bekam und der Club 60 Euro. Auf keinen Fall könne der Angeklagte sich vor der Brandlegung überzeugt haben, dass niemand mehr in dem verwinkelten Gebäude war. Auch ein Blick in die Zimmer habe wegen der teils skurrilen Möblierung nicht klären können, ob da noch jemand drin ist.

(RP)
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