Solingen/Remscheid Erster Abellio-Zug fährt über die Müngstener Brücke

Solingen · Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wurde die Müngstener Brücke am Freitag nach einer 20-monatigen Sperrung wieder freigegeben. Auf die beiden Abellio-Sonderzüge folgen ab Sonntag auch die regulären Fahrten.

 Seit der Übernahme der "S 7"-Strecke durch Abellio vor einem Jahr ist gestern zum ersten Mal ein Zug des privaten Verkehrsunternehmens über die Müngstener Brücke gefahren. Mit einem Feuerwerk wurde der "ABR 93114" am Haltepunkt Schaberg empfangen.

Seit der Übernahme der "S 7"-Strecke durch Abellio vor einem Jahr ist gestern zum ersten Mal ein Zug des privaten Verkehrsunternehmens über die Müngstener Brücke gefahren. Mit einem Feuerwerk wurde der "ABR 93114" am Haltepunkt Schaberg empfangen.

Foto: Tinter / Radtke

Der Zugbegleiter des "ABR 93114" ist oft angesprochen worden, ob es sich bei der Fahrt von Remscheid Hauptbahnhof nach Solingen-Schaberg um einen Test handeln würde. Mit vier Minuten Verspätung hatte sich der Abellio-Sonderzug Freitagmittag um 13.04 Uhr mit geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Medien in Bewegung gesetzt, um zum ersten Mal nach 20-monatiger Sperrung über die Müngstener Brücke zu fahren. "Es ist ausdrücklich keine Testfahrt", wurde betont, schließlich war um 11.31 Uhr ganz offiziell die Freigabe erteilt worden. Zum Fahrplanwechsel am morgigen Sonntag kann die "S7" somit ihren regulären Betrieb aufnehmen.

Die Premieren-Tour hat an vielen Stellen für Aufsehen gesorgt. Am Haltepunkt Güldenwerth wollte es ein Mann kaum glauben, dass hier nach so langer Zeit wieder ein Zug anhält. Mehrfach drückte er auf den Auslöser seines Smartphones und hielt den Moment in Fotos fest. Im Zug selbst war es nicht viel anders. Reihenweise wurden Handys und Fotoapparate gezückt, während der Sonderzug mit minimaler Geschwindigkeit die Brücke passierte. Beste Aussicht auf das verregnete Tal der Wupper war garantiert.

Die perfekt inszenierte Ankunft in Schaberg verfolgten viele Schaulustige. Monteure, die bis zuletzt auf der Brücke gearbeitet haben, winkten den Fahrgästen freundlich zu, während der "ABR 93114" durch ein Feuerwerk hindurch den komplett erneuerten Bahnsteig ansteuerte.

 Die VIP-Gäste genossen die Langsamfahrt über das Tal der Wupper.

Die VIP-Gäste genossen die Langsamfahrt über das Tal der Wupper.

Foto: Radtke, Guido (gra)

Viele Gäste einer Familienfeier im Restaurant "Gleis 3" unterbrachen ihr Mittagessen, um die Ankunft mitzuerleben. Ganz besonders strahlten die Betreiber Maren und Rolf Wirsel, für die die Wiederinbetriebnahme der Müngstener Brücke genauso eine Erlösung bedeutet wie für die vielen Pendler, die in den vergangenen 20 Monaten auf die Busse des Schienenersatzverkehrs ausweichen mussten.

"Das war keine Sanierung, sondern eher ein Neubau", sagte Rainer Latsch, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Nordrhein-Westfalen. So sei die schönste und höchste Eisenbahnbrücke Deutschlands erhalten geblieben. "Spontan fällt uns kein anderes Bauwerk ein, das wir jemals für 30 Millionen Euro saniert haben." Man habe gehofft, den sagenumwobenen Golden Niet bei dem komplizierten Einbau von rund 700 Tonnen Stahl zu entdecken. "Leider haben wir ihn nicht gefunden."

Stahlkonstruktion der Müngstener Brücke wird erneuert
5 Bilder

Stahlkonstruktion der Müngstener Brücke wird erneuert

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Für die Deutsche Bahn war die aufwendige Sanierung der Müngstener Brücke nicht nur ein kostspieliges Projekt. "Wir haben hier viel gelernt für weitere Maßnahmen", erklärte Dr. Roland Bosch (Vorstand Produktion DB-Netz). 25 000 Brücken sind im Bahn-Bestand, 9200 davon sind wie die Müngstener Brücke älter als 100 Jahre.

(RP)
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