Solingen Es gibt nur eine gute Art zu singen

Solingen · Mit dem 33-jährigen Stefan Steinröhder hat der Sängerbund Gräfrath 1846 einen neuen Chorleiter - und das aus eigenen Reihen.

Luft ist lebensnotwenig. Wenn sie verbraucht ist, muss man frische hereinlassen. Das gilt auch für das Singen, das es ohne Luft - oder Atem - gar nicht gibt. "Nach 15-jähriger Zusammenarbeit war nun doch etwas die Luft auf beiden Seiten raus", sagt Irmgard Strack, 2. Vorsitzende des Sängerbundes Gräfrath 1846. Nach vielen Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit in rund 700 Proben und zahllosen Konzerten haben sich Chor und Dirigent Hans Jürgen Fleischer im Frühling getrennt. "Nach so langen Jahren war diese Luftveränderung nötig", sagt Strack. "Das ist natürlich eine Umstellung und Herausforderung zugleich."

Es scheint zu funktionieren. "So gut besuchte Proben hatten wir schon lange nicht mehr." Denn der neue musikalische Leiter ist trotz seiner jungen Jahre ein alter Bekannter. Der 33-jährige Stefan Steinröhder kommt als aktives Mitglied des dem Sängerbund angeschlossenen Chores Con Brio aus den eigenen Reihen. "Das macht die Sache einfacher, da man kein Unbekannter ist", sagt der gebürtige Solinger, der in Remscheid lebt. Steinröhder studierte Musik und Musiktherapie, ist seit 2013 Leiter der Musikschule Remscheid und unterhält in der Nachbarstadt auch eine eigene Praxis für Musiktherapie. "Hier arbeite ich nicht als Therapeut, sondern in beratender Tätigkeit. Ich unterstütze bei sozialen Themen, beispielsweise bei der Überwindung von Prüfungsängsten."

Zur Musik ist Steinröhder über das Radio gekommen. "Als Dreijähriger wollte ich zum Erstaunen meiner Eltern immer WDR 3 hören." Gesungen wurde sowieso, und mit fünf Jahren war die Geige sein Instrument, dem er bis heute treu geblieben ist. Später kam die Chorleitung hinzu. "Das habe ich immer vorangetrieben." Zuletzt hat der Solinger seinen Chorleiterabschluss an der Landesmusikakademie gemacht. "Die Krönung für mich ist nun, mit dem Gräfrather Sängerbund einen eigenen Chor übernehmen zu können." Seit April leitet er die Proben. Irmgard Strack schwärmt: "Er macht viel Stimmbildung mit uns. Das macht Spaß und kommt rüber. Und vor allem merkt man selber am eigenen Gesang, dass sich damit viel entwickelt."

Stimmbildung ist dem neuen Chorleiter besonders wichtig. "Es gibt nur eine gute Art zu singen. Da habe ich sehr konkrete Vorstellungen von einem Chorklang. Das ist nur mit einer ordentlichen Stimmbildung zu realisieren", erläutert Steinröhder. Zudem sei der Kontakt zwischen Einsingen und Singen sehr eng. Denn viele Übungen lassen sich direkt umsetzen, wenn Ähnliches in einem Musikstück vorkommt.

Konkret stehen die Proben für das Weihnachtskonzert am 14. Dezember in der Gräfrather Klosterkirche an. "Das ist eine stimmlich anspruchsvolle Herausforderung, die eine lange Probenzeit braucht." Neben den althergebrachten Stücken will Steinröhder mit neuen Werken auch andere Akzente setzen. Die rund 45 Sänger des Chores sind überzeugt von ihrem neuen Leiter. Das muss auch so sein, denn es gibt viel zu tun. Neben dem Weihnachtskonzert steht im April eine Matinee im Clemenssaal an - und das Jubiläumsjahr 2016 des Sängerbundes soll auch entsprechend begangen werden.

(RP)
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