Ansichtssache Etwas weniger kann in der Innenstadt am Ende mehr sein

Solingen · So schlecht, wie viele meinen, ist Solingens City nicht. Das neue Konzept der Stadt geht in die richtige Richtung.

Die Reaktionen waren vorherzusehen. Kaum hatte die Stadt Anfang der Woche angekündigt, ihr City-Konzept an maßgeblichen Stellen neu aufzustellen, hagelte es Kritik - gepaart mit Solinger Fatalismus. Die Hauptstraße liege toter da als der Zentralfriedhof von Chicago. Die Clemens-Galerien seien von Beginn an ein Fiasko gewesen und gehörten abgerissen. Und der Hofgarten sei auch ein Flopp. Man werde schon sehen: Wenn nicht heute, so doch in naher Zukunft werde auch dieses Center veröden.

Solche Statements haben - wie Politiker-Worte von einer "City am Abgrund" - dabei eines gemein: Sie sind falsch. Selbstverständlich gibt es in der Innenstadt Ecken, für die neue Konzepte hermüssen. Und klar, die fast leerstehenden Galerien kommen einem Trauerspiel gleich. Aber was alle Kassandra-Rufer vergessen, ist: Die Strukturen stimmen.

Schließlich gibt es mit den Polen Hofgarten, Galerien und Entenpfuhl ein städtebauliches Gerüst, auf dessen Basis Entwicklungen in Gang gesetzt werden können. Die Wege zwischen den Fixpunkten sind nicht zu weit, als dass man sie nicht mit Leben füllen könnte. Und die Pole selbst haben Größen, die zu der Stadt passen. Wie wichtig das ist, beweisen Blicke in die Nachbarstädte. In Remscheid hat das riesige Allee-Center der gesamten Restcity das sprichwörtliche Wasser abgegraben. Und in Leverkusen steht nach der Eröffnung des neuen Einkaufszentrums ein gesamter Innenstadtteil in Gänze leer. Das sollten all jene mal bedenken, die beispielsweise den Hofgarten für zu mickrig halten.

Es wird also darauf ankommen, die Schwachstellen in den Griff zu bekommen. Da sind natürlich zuerst einmal die Galerien zu nennen. Zugegeben: In diesem Punkt ist Soligen von einem Investor abhängig. Doch sonst hat es die Stadt bis zu einem gewissen Punkt selbst in der Hand. Wobei nicht aus den Augen verloren werden darf, dass niemals alles perfekt sein wird. Es gibt zu viel Verkaufsfläche? Dann ist es sinnvoll, sich zum Beispiel für die untere Hauptstraße Gedanken über andere Nutzungen wie Wohnen oder Dienstleistungen zu machen. Die Stadt hat diesen Weg nun zurecht eingeschlagen.

(or)
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