Solingen Experte: Windräder sind Vogel-Todesfallen
Solingen · Nachdem die Stadt den Weg für einen Baustart der Gräfrather Windkraftanlage frei gemacht hat, gibt es weiter Widerstand der Initiative "Pro Gräfrath". Zudem ist unstrittig, dass von den Rotoren große Gefahren für Tiere ausgehen.
Die Auseinandersetzung um die geplante Windkraftanlage in Gräfrath geht in die nächste Runde. Nachdem zuletzt bekannt geworden war, dass die Stadt Solingen inzwischen Grünes Licht für einen baldigen Baubeginn des rund 150 Meter hohen Windrades gegeben hat, ist die Bürgerinitiative "Pro Gräfrath" nun ihrerseits ein weiteres Mal nach vorne geprescht und hat angekündigt, die Entscheidung des Rathauses nicht unwidersprochen hinnehmen zu wollen.
"Wir haben über unsere Anwälte Einsicht in die betreffenden Akten beantragt", sagte Frank Fischer als Sprecher der Bürgerinitiative gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Denn aus Sicht der Windradgegner sollen es die zuständigen Beamten in der Stadtverwaltung versäumt haben, im Zuge der erteilten Baugenehmigung vom Investor Aeos Energy eine Bürgschaft einzufordern.
Diese ist nach dem Dafürhalten von Frank Fischer sowie den anderen Mitgliedern der Initiative notwendig, da durch eine solche Bürgschaft das Risiko einer späteren Bauruine minimiert werden könnte. Der Hintergrund: Trotz der ergangenen Bewilligung durch die Stadt sind vor Gericht nach wie vor viele Klagen gegen das Projekt anhängig, die - sollten sie am Ende zu einem Erfolg führen - das Aus für die Gräfrather Windrad-Pläne zur Folge hätten.
Im schlimmsten Fall, so die Befürchtung von "Pro Gräfrath", könnten zu einem solchen Zeitpunkt aber schon die Bauarbeiten an der Anlage begonnen haben. Weshalb die Windradgegner einen zusätzlichen Schwerpunkt ihrer Aktivitäten auf eine gütliche Einigung mit dem Investor legen. "Diesbezügliche Gespräche laufen weiter", berichtete Initiativen-Sprecher Fischer vom Stand der Verhandlungen, bei denen es um eine Auszahlung des potenziellen Betreibers der Anlage sowie des Grundstückseigentümers geht.
Dabei steht das gesamte Projekt in den Augen von Frank Fischer sowie seinen Mitstreitern ohnehin auf sprichwörtlich tönernen Füßen. "Es ist immer noch nicht geklärt, inwieweit eine Windkraftanlage die Vogelpopulation schädigt", sagte Fischer, der davon ausgeht, dass nahe des geplanten Windrades Rotmilane brüten.
Eine Einschätzung, die die Umwelt-Experten der Biologischen Station Mittlere Wupper zumindest nicht ausschließen mögen. Zwar brachten Beobachtungen, die in diesem Jahr stattfanden, keinen Nachweis des seltenen Greifvogels in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem für die Anlage vorgesehenen Grundstück. Gleichwohl ist die Existenz von zwei Horsten, die dem Rotmilan zugeordnet werden, in der Gegend bekannt - so dass die Fachleute der Biologischen Station Mittlere Wupper bis auf Weiteres noch keine endgültige Entwarnung geben wollen.
"Um ganz sicher zu gehen, dass der Rotmilan in dem entsprechenden Areal nicht brütet, wäre es notwendig, kommendes Jahr ein zweites Mal zu beobachten", sagte Stations-Biologe Thomas Krüger am Montag auf Anfrage und unterstrich bei dieser Gelegenheit die Gefahr, die von Windrädern für die Tiere ausgeht. So hätten ähnliche Anlagen wie jene in Gräfrath geplante bereits viele Todesopfer unter den Vögeln gefordert, betonte Krüger.
Tatsächlich ist es in der Fachwelt unstrittig, dass der Rotmilan von den Rotorenblättern der Windräder besonders betroffen ist. Abgesehen vom Mäusebussard wird kein anderer Vogel häufiger zu einem "Schlagopfer" an Windkraftanlagen. Gleichzeitig steht allerdings bis heute nicht zweifelsfrei fest, wie sich diese Verluste langfristig auf den Gesamtbestand der Art auswirken.