Solingen Fahrgäste arrangieren sich mit Bahnstreik

Solingen · Viele Pendler in Richtung Düsseldorf stiegen zum Beginn des erneuten Lokführerstreiks auf Busse um. Wenig Andrang herrschte bei den Taxen. Insgesamt fielen im Hauptbahnhof weniger Züge aus als beim letzten Ausstand.

Lautsprecherdurchsagen mit Hinweisen auf den viertägigen Streik der Lokführergewerkschaft GDL und die damit verbundenen Ausfälle drangen immer wieder von den Gleisen hinüber zum Busbahnhof. Dort herrschte zeitweise Hochbetrieb: In Scharen verließen die Fahrgäste die Busse der Linie 782, die an der Heinrich-Heine-Allee in Düsseldorf gestartet waren.

"Ich komme jetzt aus Hilden", erzählte eine Schülerin am Nachmittag. Normalerweise nutze sie für die Strecke die S-Bahn 1 zwischen Solingen und Dortmund. Weil die aber während der Arbeitsniederlegung der Lokführer nur einmal pro Stunde fährt, war die junge Frau spontan auf den Bus umgestiegen - genau wie viele Pendler zwischen Solingen und Düsseldorf.

"Man hat die Auswirkungen des Streiks heute sehr deutlich gemerkt", berichtete ein Busfahrer. "Zu Zeiten, an denen ansonsten zehn bis 15 Fahrgäste einsteigen, waren es diesmal 50."

Am Taxistand herrschte dagegen fast gespenstische Ruhe. "Wir stehen hier seit drei Stunden, und es kommen einfach keine Fahrgäste", berichtete Taxifahrer Sergey Hvatov. "Wenn keine Züge ankommen, steigt auch niemand ein", ergänzte sein Kollege Piri Koroglu, der damit auch der Hoffnung entgegentrat, Taxen würden als Ersatz für ausfallende Züge öfter genutzt. Dem Streik der Lokführer können die beiden Fahrer ohnehin wenig abgewinnen: "Ich verstehe das nicht. Ich muss am Tag zwölf bis 14 Stunden arbeiten und verdiene viel weniger", sagte Hvatov.

Wer sich nicht auf öffentliche Verkehrsmittel verlassen konnte oder wollte, griff vermehrt auf Mietwagen zurück. "Wir haben im Hinblick auf den Streik zehn neue Wagen zugelassen und stellen auch eine größere Nachfrage fest", sagte Mario Islic von der Mietwagenabteilung des Autohauses Schönauen. Das bietet gemeinsam mit der Deutschen Bahn und DriveCar-Sharing an sieben Standorten in Solingen und Remscheid Leihwagen an.

In der Bahnhofshalle in Ohligs richteten sich immer wieder bange Blicke zur Anzeigetafel. Die Besorgnis wich bei einigen Fahrgästen Erleichterung: "Mein Zug kommt gleich", sagte Lukas Müller erleichtert. Er hatte wie viele andere Reisende auf den Regionalexpress 7 über Köln in Richtung Krefeld gewartet. Der fuhr wenig später planmäßig auf Gleis 1 ein. Die Regionalbahn 48, die sonst täglich tausende Berufspendler und Studenten nach Köln oder Bonn bringt, fiel hingegen genauso aus wie zahlreiche Fernzüge. Aushänge in der Bahnhofshalle wiesen die Pendler auf alternative Buslinien zu den kürzeren Strecken hin.

Für die Schülerin auf ihrem Heimweg aus Hilden ging die Odyssee mit dem Bus am Hauptbahnhof weiter - allerdings nicht unbedingt wegen des Lokführerstreiks: "Ich nutze jetzt den Schienenersatzverkehr nach Remscheid", verriet sie und schob gelassen hinterher: "Aber da ich da noch nicht so lange wohne, bin ich ja gar nichts anderes gewohnt."

(RP)
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