Solingen Falscher Bombenalarm legt Hofgarten lahm

Solingen · Ein Unbekannter kündigte im Internet einen Anschlag an. Die Polizei war im Großeinsatz, die Stadt richtete einen Krisenstab ein.

Bombendrohung gegen Solinger Hofgarten
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Bombendrohung gegen Solinger Hofgarten

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Foto: Guido Radtke

Ratlose Kunden vor verriegelten Türen, verunsicherte Angestellte, die ihre Geschäfte hatten verlassen müssen, sowie schwerbewaffnete Polizisten mit Maschinenpistolen, die in einiger Entfernung Position bezogen hatten - ein Bombenalarm im Einkaufszentrum Hofgarten hat gestern in der Solinger City phasenweise für eine Art Ausnahmezustand gesorgt. Nachdem kurz nach 10 Uhr morgens im Internet eine anonyme Drohung aufgetaucht war, wurde das Center am Mittag sicherheitshalber geschlossen. Später konnte dann vonseiten der Polizei allerdings Entwarnung gegeben werden, da sich die Drohung als offensichtlich falsch herausgestellt hatte.

Kunden und Angestellte standen gestern Mittag vor dem geschlossenen Hofgarten. Die Polizei war in einiger Entfernung an der Sparkasse in Stellung gegangen.

Kunden und Angestellte standen gestern Mittag vor dem geschlossenen Hofgarten. Die Polizei war in einiger Entfernung an der Sparkasse in Stellung gegangen.

Foto: Radtke (3), Oberpriller (3), Köhlen (2)

Gleichwohl machte der Hofgarten am Montagnachmittag nicht mehr auf und wird erst heute wieder zu den gewohnten Zeiten geöffnet haben. Das bestätigte gestern Nachmittag Center-Manager Ralf Lindl gegenüber unserer Redaktion, der sich überdies angesichts des glimpflichen Ausgangs des Bombenalarms erleichtert zeigte. "Ich bin froh, dass die Drohung haltlos war", betonte Lindl.

Solingen: Falscher Bombenalarm legt Hofgarten lahm
Foto: Radtke Guido

Das war am Vormittag nach dem Bekanntwerden der anonymen Drohung indes noch nicht so klar gewesen. Um genau 10.16 Uhr hatte ein bislang Unbekannter über einen Message-Dienst im Internet die Ankündigung verbreitet, um 14 Uhr werde im Hofgarten eine "chemische Bombe" gezündet. Und zudem drohte der Verfasser der Botschaft, Komplizen von ihm würden außerhalb des Centers ein "Blutbad" anrichten. Anschließend verbreitete sich der Post in Windeseile im Netz, so dass ein Nutzer die Polizei alarmierte, wo sich die Verantwortlichen umgehend entschlossen, mit Zivilbeamten zum Einkaufszentrum am Graf-Wilhelm-Platz auszurücken.

Da die Schließung relativ kurzfristig in die Wege geleitet worden war, wies einzig an der Biber-Apotheke ein Zettel auf die Hintergründe hin.

Da die Schließung relativ kurzfristig in die Wege geleitet worden war, wies einzig an der Biber-Apotheke ein Zettel auf die Hintergründe hin.

Foto: Köhlen Stephan

Die Polizisten fanden vor Ort allerdings keinerlei Anhaltspunkte, wonach die Drohung einen realen Hintergrund haben könnte. Darüber hinaus erhärteten weitere Recherchen ebenfalls die Vermutung, es könnte sich um einen mutwillig herbeigeführten Fehlalarm handeln - was schließlich dazu führte, dass sich die Polizei am Mittag in Absprache mit dem Centermanagement entschloss, keine Räumung anzuordnen.

 Eine fast schon gespenstische Leere herrschte am Montagnachmittag im Hofgarten, nachdem das Center geschlossen war. Die letzten Kunden verließen gegen 13.30 Uhr die Mall am Neumarkt.

Eine fast schon gespenstische Leere herrschte am Montagnachmittag im Hofgarten, nachdem das Center geschlossen war. Die letzten Kunden verließen gegen 13.30 Uhr die Mall am Neumarkt.

Foto: Radtke Guido

Dennoch wollten die Sicherheitskräfte einstweilen noch nicht endgültig Entwarnung geben. Beispielsweise zog die Polizei später noch einmal starke Kräfte in Solingen zusammen, die sich unter anderem am Hauptgebäude der Stadt-Sparkasse in Bereitschaft hielten. Währenddessen richtete die Stadt ihrerseits einen Krisenstab ein. Dieser tagte unter Leitung von Ordnungsdezernent Jan Welzel mit Experten von Verwaltung, Stadtwerken sowie Feuerwehr und gab zwischenzeitlich die Weisung heraus, Kinder sollten die innerstädtisch gelegenen Schulen bis auf Weiteres nicht verlassen.

Derweil war im Hofgarten von der möglichen Bedrohung kaum etwas zu spüren. Wohl stand eine Zeit lang in den Büros der Verwaltung das Telefon kaum mehr still, da vor allem Ladenbesitzer Informationen haben wollten. Doch nachdem relativ schnell deutlich geworden war, dass man es mit einem Fehlalarm zu tun hatte, ging der Betrieb zunächst wie gewohnt weiter. Erst als die Mehrheit der Geschäftsleute von sich aus entschied, den Verkauf einzustellen, wurde das Einkaufszentrum gegen 13.30 Uhr geschlossen. Am frühen Nachmittag hatten sich darum auf dem Graf-Wilhelm-Platz Dutzende von Kunden und Angestellten versammelt.

Gleichzeitig setzte die Polizei im Gebäudeinnern ihre Untersuchungen fort - ehe zuletzt um Punkt 14.41 Uhr dann die endgültige Entwarnung kam. "Der Staatsschutz hat jetzt die Ermittlungen aufgenommen", sagte später ein Polizeisprecher, der betonte, für die Bevölkerung habe zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr bestanden. Bei Bombendrohungen wie der gestrigen würden Experten prinzipiell umgehend sämtliche denkbare Szenarien durchspielen, um auf diese Weise einen genauen Überblick über die Lage zu erhalten.

Zumal der Hofgarten selbst ebenfalls auf Bedrohungen vorbereitet ist. Zweimal im Jahr findet ein Sicherheits-Check statt, bei dem der Gebäudekomplex binnen 15 Minuten geräumt werden muss. Diese Übungen laufen unter realistischen Bedingungen ab, was bedeutet, dass weder Mitarbeiter, noch Kunden im Vorfeld informiert werden. Überdies sorgt auch ein siebenköpfiger Security-Dienst rund um die Uhr für Sicherheit.

(or)
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