Solingen Feuerwehrmänner mit Leib und Seele

Solingen · Die Solinger Berufsfeuerwehr verabschiedet heute Gerd Herholt, Karlheinz Rehborn und Jürgen Werner (alle 60) in den Ruhestand. Die drei Männer blicken auf eine bewegte Laufbahn zurück.

Während die Einen schon zu Kinderzeiten genau wissen, welcher Arbeit sie später nachgehen wollen, entdecken andere erst während ihrer Erwerbstätigkeit ihre wahre Berufung: Diese typischerweise verschiedenen Lebensentwürfe führten vor Jahrzehnten auch Karlheinz Rehborn, Gerd Herholt und Jürgen Werner zusammen. Heute nehmen die drei Feuerwehrleute nach bis zu vier erlebnisreichen Jahrzehnten Abschied von den Kameraden - und werden im Rahmen einer Feier von den anderen Pensionären aufgenommen. "Sicher wird dabei auch die eine oder andere Anekdote erzählt", freut sich Rehborn.

"Ich wollte schon immer zur Feuerwehr", erinnert sich der Witzheldener. "Im neunten Schuljahr war ich auf einer Berufsinfo-Ausstellung in Köln." Dort stellte sich auch die Feuerwehr vor. "Zu einem anderen Stand bin ich gar nicht gegangen", schmunzelt Rehborn. Eher enttäuscht habe ihn vielmehr die Notwendigkeit, für den Eintritt in die Berufsfeuerwehr zuvor einen anderen handwerklichen Beruf zu erlernen. So absolvierte er eine Ausbildung zum Dreher in einer Burscheider Firma.

Die Feuerwehrausbildung verzögerte sich dennoch, weil er im Zuge der ersten Ölkrise vom kommunalen Ausbildungsstopp betroffen war. Bei der Freiwilligen Feuerwehr ging er zunächst seiner Berufung nach. Im August 1975 trat er dann endlich die Lehre an. "Ich habe diesen Beruf immer leidenschaftlich gern ausgeübt", sagt Rehborn, der später zum Brandamtmann aufstieg, viele Feuerwehrmänner ausbildete und 15 Jahre lang als Sachbearbeiter die Freiwillige Feuerwehr betreute.

Einen anderen Weg in den Beruf fand der gelernte Starkstromelektriker Jürgen Werner. "Ich kam zur Feuerwehr wie die Jungfrau zum Kind und habe mich einfach mal beworben", verrät er. 1980 begann seine Ausbildung. Der spätere Hauptbrandmeister war 28 Jahre lang im Rettungsdienst tätig. "Das hat sich als mein absoluter Traumberuf herausgestellt", schwärmt Werner, der über seine berufliche Laufbahn hinaus in der Erste-Hilfe-Ausbildung beim Deutschen Roten Kreuz aktiv ist. "Es hat mir auch nie viel ausgemacht, nachts aufzustehen, wenn der Gong geht", berichtet Werner.

"Ich wollte mein technisches Verständnis immer dazu nutzen, Menschen zu helfen", sagt Gerd Herholt, Brandoberamtsrat und Leiter des Rettungsdienstes. "Allerdings stellt man fest: Je höher man aufsteigt, desto mehr hat man mit Schreibkram und Behörden zu tun", erklärt der gelernte Maschinenbauer und technische Zeichner, der im Jahr 1977 seine Geburtsstadt Dortmund, in der es damals einen Einstellungsstopp gab, in Richtung Solingen verließ. Fast 800 Feuerwehrleute wurden in seiner Laufbahn an der Rettungsassistentenschule ausgebildet. "Eigentlich bin ich ganz froh, auch ein bisschen Verantwortung abgeben zu können", gesteht Herholt.

Karlheinz Rehborn verspricht, sich im Ruhestand unter anderem stärker seinen Leidenschaften Fotografie und Modelleisenbahn, aber auch ehrenamtlichen Aktivitäten zu widmen. Alle freuen sich auf mehr Zeit für ihre Familien. Bei der Rückschau auf ihren Beruf gebe es zwar nicht das eine Schlüsselerlebnis: "Dafür haben wir zu viel erlebt", sagt Rehborn. Doch mehr als jede finanzielle Vergütung berührt habe sie die Dankbarkeit der Menschen, denen sie helfen konnten. "Eines Tages schickte mir ein Patient einen Umschlag, in den er einen Spiegel eingeklebt hatte", erzählt Jürgen Werner. Darunter habe gestanden: "Wenn Sie einmal unglücklich sind, können Sie hineinschauen und sagen: Ich habe ein Leben gerettet."

(ied)
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