Solingen Flüchtlinge packen an

Solingen · Aus Dankbarkeit für die Unterstützung in Solingen engagiert sich eine Gruppe von Flüchtlingen und sammelt ehrenamtlich in Gräfrath Müll im öffentlichen Raum.

Sie wollen etwas zurückgeben - das haben sie Reinhard Burski von "Gräfrath hilft" deutlich zu verstehen gegeben. "Die Flüchtlinge haben mich immer wieder angesprochen. Sie fühlen sich sehr gut aufgenommen", sagt Burksi. Aus Dankbarkeit für Unterstützung und Willkommenskultur will eine Gruppe von Gräfrather Flüchtlingen unbedingt ehrenamtlich mit anpacken. "Die arabischen Menschen müssen Danke sagen, weil die Deutschen uns geholfen haben", sagt etwa Mohamad (27) aus Syrien, der sich gern engagieren möchte. Aktuell leben noch rund 50 Flüchtlinge in Gräfrath, die meisten von ihnen im Eugen-Maurer-Haus.

Irgendwann gab Burski dem Drängen nach: "Dann lassen wir uns etwas einfallen." Seit gestern rücken zehn Flüchtlinge zu Aufräumeinsätzen im Stadtteil aus, ein- bis zweimal die Woche für bis zu drei Stunden.

Mit Müllsäcken und -zangen sammeln sie herumliegenden Abfall und Zigarettenkippen in Grünanlagen, auf Spielplätzen, Straßen und anderen öffentlichen Flächen ein und halten Gräfrath sauber. Start der Aktion war vom historischen Ortskern aus durch die Grünanlagen hoch zur Fauna, den Tipp für die Strecke hatte der Heimatverein gegeben. "Da liegt erfahrungsgemäß immer viel Müll", so Burski. Das nächste Ziel wird die Straße Am Roggenkamp, "da reicht ein Tag nicht aus", prognostiziert er. Danach ist das Dycker Feld an der Reihe. Für den Winter ist bei starkem Schneefall angedacht, dass die Freiwilligen beim Schneeschieben helfen. "Ich muss helfen und will etwas zurückgeben", erklärt auch Ibrahim (24), der ebenfalls aus Syrien stammt. Für ihn ist die ehrenamtliche Hilfe eine sinnvolle Aufgabe für die Zeit am Nachmittag, wenn er mit dem Lernen für den Integrationskurs beim Internationalen Bund (IB) am Neumarkt fertig ist. In Syrien hatte der junge Mann Informatik studiert und hofft, vielleicht sein Studium in Deutschland fortsetzen zu können, "wenn ich gut Deutsch gelernt habe".

Das Engagement der Gräfrather Flüchtlinge beschränkt sich nicht auf die Müllsammlung. "Sie helfen auch alle intensiv bei der Kleiderkammer mit", betont Reinhard Burski. Auch wenn er und seine Mitstreiter für die Möbelbeschaffung unterwegs sind, um gebrauchtes Mobiliar abzuholen, packen immer zwei bis drei Flüchtlinge mit an. Die Idee der Aufräumeinsätze soll laut Reinhard Burski auf die gesamte Stadt ausgeweitet werden, dann könnten mehrere Teams in Solingen unterwegs sein. Nach dem Aufräumen sollte aber für Burski und die Zugewanderten noch nicht Feierabend sein: Im Anschluss startete für die Gruppe in der früheren Libelle der Grundgesetz-Kurs.

(RP)
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