Solingen Flüchtlinge sollen ins alte Finanzamt-Ost

Solingen · Die Stadt Solingen ist derzeit mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb Nordrhein-Westfalen in Verhandlungen, das ehemalige Gebäude des Finanzamtes-Ost an der Goerdelerstraße anzumieten.

 Fenster von Georg Meistermann schmücken das alte Finanzamt an der Goerdelerstraße. Schon bald sollen hier Flüchtlinge einziehen.

Fenster von Georg Meistermann schmücken das alte Finanzamt an der Goerdelerstraße. Schon bald sollen hier Flüchtlinge einziehen.

Foto: mak (Archiv)

Das Gebäude an der Goerdelerstraße steht seit dem Auszug des Finanzamtes-Ost leer. Und die Bemühungen des Bau- und Liegenschaftsbetriebes (BLB) Nordrhein-Westfalen, als Eigentümer die Immobilie mit den Meistermann-Fenstern zu vermarkten, sind bislang fehlgeschlagen. Jetzt zeichnet sich eine überraschende Wende ab: "Wir haben das Gebäude an die Stadt vermietet", sagt BLB-Sprecher Dr. Hartmut Gustmann auf Anfrage unserer Zeitung.

Soweit ist es allerdings laut Stadt noch nicht. "Es wird noch darüber verhandelt, das Gebäude anzumieten. Es ist geplant, dort Flüchtlinge unterzubringen", betont der städtische Pressesprecher, Lutz Peters. Voraussichtlich zum Frühjahr 2015 könnte aber der Mietvertrag stehen. "Es müssen noch Einzelheiten geklärt werden, zudem müsste die Stadt das Gebäude noch herrichten", so Peters.

Schon einmal war die Landes-Immobilie an der Goerdelerstraße der Stadt zum Kauf angeboten worden. Als sie Interesse bekundete, wurde es aus der Angebotsliste des BLB herausgenommen und nach einem neuen Passus des Haushaltsgesetzes (HHG) des Landes NRW der Stadt offeriert. Danach hätte das Gebäude zum Marktwert ohne Verkaufsverfahren zum Beispiel an Kommunen oder Studentenwerke verkauft werden können. Die Stadt ließ indes eine Frist bis Ende März dieses Jahres verstreichen. Einmal angestellte Überlegungen, dort vielleicht das Jobcenter unterzubringen, wurden mit dem Hinweis verworfen, dass die Immobilie an der Goerdelerstraße zu wenig Platz böte und dort außerdem ein hoher Sanierungsaufwand bestehe.

Unter Denkmalschutz steht die Landes-Immobilie an der Goerdelerstraße nicht. "Es gibt aber Diskussionen, die Meistermann-Fenster unter Denkmalschutz zu stellen", sagt Lutz Peters. Der Direktor des Solinger Kunstmuseums, Dr. Rolf Jessewitsch, habe diesbezüglich den BLB im Juli dieses Jahres angeschrieben und erklärt, die Fenster würden "eine Sonderrolle im Werk von Meistermann" einnehmen, so Peters.

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Foto: dpa, jst fdt

Doch um die Original-Meistermann-Fenster - das 52 Quadratmeter große Fenster hatte der Künstler 1956 für das Gebäude entworfen - handelt es sich offenbar bereits seit mehr als 20 Jahren nicht: 1992 sollen die Original-Scheiben gegen von der Glasmalerei Gossel (Lahntal) neu angefertigte, witterungsbeständigere, ausgetauscht worden sein. "Wo die Original-Fenster abgeblieben sind, das weiß keiner", sagt Lutz Peters.

Auch beim BLB wird das derzeit intensiv geprüft. Der Direktor des Solinger Kunstmuseums und der Kunsthistoriker Dr. Justinus Maria Calleen, Enkel und Nachlassverwalter des in Solingen geborenen Künstlers Georg Meistermann (1911-1990), seien eingeschaltet worden. "Das ist somit in besten Händen", meint BLB-Sprecher Hartmut Gustmann.

Im Keller des ehemaligen Finanzamtes an der Goerdelerstraße wurde jedenfalls ein Fenster entdeckt, das ebenfalls von Meistermann stammen soll. Ob es sich dabei aber um ein Original handelt, ist noch nicht geklärt.

(RP)
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