Solingen Forum Beruf legt eine Pause ein

Solingen · Die Wirtschaftsjunioren haben die Berufsinformationsmesse einst mit aus der Taufe gehoben. Nach der zehnten Auflage sind sie ausgestiegen. Die verbliebenen Partner Stadt, Arbeitsagentur und Jobcenter überlegen, wie es weitergeht.

 Viel Aufwand betrieben stets auch die teilnehmenden Unternehmen, sich bei Forum Beruf zu präsentieren. Jetzt legt die Großveranstaltung erst einmal eine Pause ein und versucht, sich neu aufzustellen.

Viel Aufwand betrieben stets auch die teilnehmenden Unternehmen, sich bei Forum Beruf zu präsentieren. Jetzt legt die Großveranstaltung erst einmal eine Pause ein und versucht, sich neu aufzustellen.

Foto: Stephan Köhlen

Gut gefüllt war die Berufsinformationsmesse Forum Beruf stets allemal. Auch zur Jubiläumsauflage im vergangenen Oktober, als bei der zehnten Veranstaltung erneut mehr als 3000 Schüler ins Theater und Konzerthaus gekommen waren, um sich bei 85 Ausstellern über Ausbildungsplätze und Berufsbilder zu informieren.

Doch die Messe wird in diesem Jahr nicht stattfinden: Der Unternehmer Daniel Rautenbach, der Forum Beruf 2007 für die Wirtschaftsjunioren mit initiiert und über all die Jahre mit unterschiedlicher Intensität begleitet hatte, zieht sich aus der Organisation der aufwendigen Veranstaltung zurück. "Auch die Wirtschaftsjunioren stellen derzeit keinen Nachfolger für die Mitgestaltung der Berufsinformationsmesse und ziehen sich deshalb ebenfalls zurück", sagt Daniel Rautenbach. Er findet: "Das Format hat sich überlebt."

Forum Beruf sei eine schulische Pflichtveranstaltung mit Vor- und Nachteilen, ergänzt Rautenbach. Schlecht vorbereitete Jugendliche seien zur Messe gekommen, "und wenn man es hochrechnet, hatten zu wenige der über 3000 Schülerinnen und Schüler einen wirklichen Nutzen".

Veränderungen waren und sind deshalb erforderlich. So wurde vor zwei Jahren das Forum Studium, der Tag der Studienorientierung, ins Leben gerufen. Forum Beruf selbst bekam einen "Nachmittag der Freiwilligen". Aber, so Rautenbach: "Die Entscheidung für einen Beruf findet immer später statt. Eltern beraten oft in die falsche Richtung. Und die Politik förderte in den vergangenen Jahren viel stärker das Studium als die betriebliche Ausbildung - all das müsse berücksichtigt werden", sagt der Unternehmer Daniel Rautenbach.

"Die Jugendlichen sind heute anders unterwegs als wir früher. Wir müssen sie dort abholen, wo sie unterwegs sind", erklärt er mit Blick auf Social Media und Smartphonenutzung.

Die Stadt (Schulverwaltung und Jobcenter) und die Arbeitsagentur waren neben den Wirtschaftsjunioren in all den Jahren Veranstalter von Forum Beruf. "Wir müssen uns jetzt generell mit der Situation beschäftigen", sagt Martin Klebe nach dem Rückzug der Wirtschaftsjunioren. Forum Beruf soll auf "andere Füße" gestellt werden. "Wir haben als Team vieles selbst organisiert mit erheblichen personellen Einsatz", ergänzt Klebe. Von daher kann sich Klebe vorstellen, eine professionelle Agentur mit der Veranstaltung von Forum Beruf zu beauftragen. "Wir sollten dies Leuten überlassen, die das hauptberuflich machen", meint er.

Die Agentur für Arbeit sei bereit, dafür einen finanziellen Beitrag zu leisten. Die Stadt müsse aber als Auftraggeber fungieren und die andere Hälfte des Betrages zusteuern. Die Neuaufstellung von Forum Beruf brauche aber einen gewissen Vorlauf. "Deshalb haben wir uns entschlossen, eine Pause von einem Jahr einzulegen", so der Chef der Arbeitsagentur Solingen-Wuppertal. Auch, um sich inhaltlich bei der Großveranstaltung neu aufzustellen. Martin Klebe räumt ein: "Es waren stets viele Schüler da, aber die Qualität der Gespräche und die Nachfrage für das Angebot hätte besser sein können."

Dezernentin Dagmar Becker sieht in Forum Beruf grundsätzlich eine gute Sache: "Aber wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir es zeitgemäßer gestalten können." Durch den Ausstieg der Wirtschaftsjunioren sei die Veranstaltung finanziell nicht mehr zu stemmen. Sie freut sich über die Ankündigung der Arbeitsagentur, einen finanziellen Beitrag leisten zu wollen. "Wir müssen Lösungen finden, wie wir Forum Beruf zukünftig finanzieren können", ergänzt Becker mit Blick auf die Lage der Stadt, einen ausgeglichenen Haushalt aufstellen zu müssen.

Eine Steuerungsgruppe unter anderem mit Vertretern der Stadt, von Schulen, der IHK, dem Jobcenter, der Agentur für Arbeit und der Kreishandwerkerschaft wird sich am 12. März konstituieren. Ein Thema ist hier Forum Beruf: "Wir müssen die Veranstaltung neu aufstellen", kündigt Dagmar Becker an. Ganz ohne Ausbildungs-Plattform müssen Jugendliche in diesem Jahr gleichwohl nicht auskommen. Dagmar Becker kündigt für den 11. Juni einen Tag der Ausbildung im Technischen Berufskolleg an.

(uwv)
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