Solingen Frank Goosen heiter, nachdenklich, selbstironisch

Solingen · Gespannt erwarten die Besucher im voll besetzten Saal der Merscheider Cobra den Autoren, der aus seinem neusten Werk lesen soll. Frank Goosen betritt ganz unspektakulär die Bühne, setzt sich und erklärt, er sei zum ersten Mal in der Solinger Cobra. "Schön, dass man im Alter noch neue Erfahrungen machen kann."

Mit demselben trockenen Humor erzählt er auch, dass er in Solingen bereits ein "Anti-Monopoly-Spiel" kennengelernt und auf einen uralten Röhrenfernseher gestoßen sei. "Solingen weiß zu überzeugen." Damit hat er bereits das Eis zwischen Publikum und Akteur gebrochen. So kann er einsteigen in die Geschichte, die er in seinem neuen Buch "Förster, mein Förster" erzählt.

Es ist eine Geschichte, die das Leben schreibt. Der Schriftsteller Förster steht kurz vor seinem 50. Geburtstag und leidet unter einer Schreibblockade. Zwar hat er den ersten Abschnitt seines neuen Buches - ein selbstbiografisches Werk mit dem Titel "Der letzte Idiot" - bereits geschrieben, aber dabei bleibt es dann auch erst einmal. Er philosophiert vor sich hin, über Werbesprüche und den Sinn des Lebens, findet auf einer Brücke einen Hamster, den er adoptiert und Edward Cullen nennt, weil der Hamster ja genauso nachtaktiv ist wie ein Vampir. Mit seinem Nachbarn, einem pensionierten Cop, liefert er sich Streitgespräche und steht zwischen seinen beiden Freunden Brocki und Frenge, die sich schon seit vierzig Jahren kennen und gegenseitig auf die Nerven gehen.

Mit viel Humor, Selbstironie und überraschenden Wendungen lässt Frank Goosen das Publikum am täglichen und doch nicht alltäglichen Leben seines Försters teilhaben, in dem sich jeder auf irgendeine Weise wiederfinden kann. Dabei bringt er die Leute immer wieder zum Lachen, aber auch zum Nachdenken. Denn zwischen den Zeilen schwingt zuweilen ein wenig Weltschmerz und Melancholie mit. So lässt er Förster und seine Freunde erkennen: "Wir sind Blagen, Blagen kurz vor der Rente".

Der Kabarettist und Autor Frank Goosen, der schon mit Jochen Malmsheimer als Duo Tresenlesen erfolgreich unterwegs war und inzwischen auch im Aufsichtsrat des VfL Bochum sitzt, gesteht, dass er in "Förster, mein Förster" auch eigene Schulerlebnisse verarbeitet. "Frauen, die mich damals nicht haben wollten, schicke ich zu Weihnachten keine Postkarte", verkündet er, grinst und erklärt: "Sondern meine Kontoauszüge". Er denke heute noch wie ein Schüler. Und wenn sein Sohn zuhause verkünde, dass am nächsten Tag Latein ausfalle, dann reiße er den Arm hoch und ruft "Yeah".

Mit seiner ausdrucksstarken Lesung und seinen erzählten Anekdoten machte Frank Goosen den Abend in der Cobra zu einem kurzweiligen Literaturgenuss, ganz nach dem Motto "Wenn man Licht sieht, kann man auch klingeln".

(sue)
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