Solingen Freiwilliges Büffeln in der Lernwerkstatt

Solingen · 25 Jugendliche werden in deutscher Sprache besonders gefördert, um sich auf die Weiterführende Schule vorzubereiten.

 Lernwerkstatt im Rathaus (v.l.): Sossan (9), Heidi Matern-Brix (ehrenamtliche Helferin), Suman (11) und Beleona (9).

Lernwerkstatt im Rathaus (v.l.): Sossan (9), Heidi Matern-Brix (ehrenamtliche Helferin), Suman (11) und Beleona (9).

Foto: Stephan Köhlen

Suman, Bleona und Sossan sind konzentriert: In sauberer Schrift füllen die Mädchen die Arbeitsblätter aus, die vor ihnen auf dem Tisch liegen. Es geht um den vierten Fall - sie müssen Sätze mit dem korrekten Personalpronomen, dem richtigen Satzbau und dem Akkusativ bilden. Sossan meldet sich, um Lehrerin Heide Matern-Brix eine Frage zu stellen.

Zu diesem Zeitpunkt haben die drei Mädchen und die anderen Kinder im Kurs bereits einen kompletten Schultag hinter sich. Trotzdem sind sie noch voll bei der Sache. In der Lernwerkstatt des Kommunalen Integrationszentrums erhalten Mädchen und Jungen, die in Zuwandererfamilien aufwachsen, freiwillig zweimal pro Woche eine besondere Förderung in der deutschen Sprache. "Das Angebot richtet sich an Kinder der vierten Grundschulklassen mit Zuwanderergeschichte, die ein gutes Leistungsprofil in der Schule haben, aber eine Förderung in der deutschen Sprache gut gebrauchen können, so dass sie die weiterführende Schule gut meistern können", sagt Hiltrud Bensberg-Müller vom Kommunalen Integrationszentrum. Denn auch wenn sich die Kinder in der Alltagssprache gut ausdrücken könnten, stelle sie die anspruchsvolle Bildungssprache oft vor große Herausforderungen.

Deshalb werden die Kinder von den beiden Lehrerinnen Rita Thomas und Heide Matern-Brix, die ehrenamtlich arbeiten, ganz gezielt vor allem in Grammatik geschult: "Momentan lernen sie beispielsweise die Fälle. Aber auch die Artikel, die verschiedenen Pluralformen oder der Satzbau bereiten vielen Kindern, die Deutsch als Fremdsprache lernen, Probleme. In der deutschen Sprache gibt es einfach viele Stolpersteine", so Bensberg-Müller.

25 Kinder werden in den zwei Gruppen der Lernwerkstatt - die eine findet unter Leitung von Heide Matern-Brix im Rathaus statt, die andere unter Leitung von Rita Thomas in der Friedrich-Albert-Lange-Schule - seit Oktober und noch bis Februar zwei Mal pro Woche unterrichtet. "Ich habe wirklich Achtung davor, dass die Kinder das in diesem Alter machen", sagt Bensberg-Müller.

Es mache ihr überhaupt nichts aus, zwei Mal die Woche noch zusätzlich zum Schulunterricht zu lernen, sagt die elfjährige Suman, deren Eltern aus Afghanistan kommen. Sie ist die Einzige im Kurs, die schon die Weiterführende Schule besucht, die sechste Klasse eines Gymnasiums. Und sie will im Fach Deutsch unbedingt besser werden. "Ich möchte einfach viel bessere Noten haben. Das ist mir so wichtig, dass ich gerne hier hin komme", sagt das Mädchen. "Ich bin hier, damit ich viel lernen kann, denn das hilft mir dann weiter", fügt Sumans Schwester Sossan (9) hinzu.

Und auch die neunjährige Bleona, deren Familie aus dem Kosovo stammt, weiß genau, wofür sie lernt. "Damit ich gut Deutsch sprechen kann, damit ich meine Fehler verbessern kann und damit ich später einen guten Beruf bekomme."

Die Resonanz aus den Schulen auf das seit rund acht Jahren laufende Projekt sei positiv, sagt Hiltrud Bensberg-Müller. "Die Lehrer berichten uns, dass die Kinder mit Sprache viel bewusster umgehen."

(mxh)
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