Solingen Freizeitreitern fehlt oft das Training

Solingen · Nach dem schweren Reitunfall mit vier Verletzten fordern Fachleute wie Ute und Kathrin Limbach mehr Bewusstsein für Gefahren im Pferdesport und eine bessere Ausbildung.

Auch rund eine Woche nach dem folgenschweren Reitunfall, bei dem bei einem Ausritt an der Friedrichshöhe in Widdert vier Frauen zum Teil schwer verletzt wurden, als die Tiere scheuten (wir berichteten), sitzt der Schock bei Reitern in ganz Solingen tief - auch bei Ute und Kathrin Limbach. Beide sind im Reitsport verwurzelt - Ute Limbach ist Tierärztin, Pferdewirtin, Pferdewirtschaftsmeisterin und Reitlehrerin, Schwägerin Kathrin Limbach Pferde- und Landwirtschaftsmeisterin und Betreiberin des Pensionspferdebetriebs Meiswinkler Hof mit insgesamt 40 Pferden - und beide machen sich Sorgen: "Laien und viele Pferdeleute sehen das Gefahrenpotenzial nicht. Natürlich sind viele Rassen ruhig und umgänglich, aber wenn 600 Kilo Pferd losspringen, macht der Mensch nur noch sehr wenig. Sich mal eben aufs Pferd zu setzen geht glücklicherweise in vielen Fällen gut, aber leider auch nicht immer", so Ute Limbach - und dann seien die Folgen oft sehr schwerwiegend.

Sie und ihre Schwägerin sehen vor allem zwei grundlegende Probleme im heutigen Freizeit-Reiten: einen Mangel an qualifizierten Reitlehrern und in der Folge einen Mangel im Training der Reiter.

Dabei, erläutern die Frauen, gebe es durchaus Qualitätsstandards in der Ausbildung von Reitlehrern. "Die Deutsche Reiterliche Vereinigung bietet Lizenz- und Trainerlehrgänge an, die vom Deutschen Sportbund anerkannt werden. An der Landes-Reit- und Fahrschule in Langenfeld kann jeder derartige Lehrgänge absolvieren, in einer theoretischen Prüfung sein Wissen nachweisen und sich zertifizieren lassen", so Ute Limbach. Allerdings: Diese Zertifikate sind für Reitlehrer nicht verpflichtend. "Im Handwerk muss jeder Selbstständige Meister sein, hier ist das nicht gegeben. Das Schlimme aber ist, dass die Möglichkeiten gegeben sind, und fast keiner sie annimmt", sagt Kathrin Limbach. Hinzu komme, dass viele Reit-Interessenten und auch Eltern von Kindern, die reiten wollten, nicht darauf achteten, wo sie hingingen, so Ute Limbach. "Es gibt an jeder Ecke Ponybetreuung. Eltern geben ihre Kinder da zu Leuten, die oftmals nicht fachmännisch ausgebildet sind."

Ute und Kathrin Limbach empfehlen Reit-Interessierten deshalb, sich vorab gut zu informieren. "Man sollte den Ausbilder sowohl nach Qualifikationen und Nachweisen fragen, als auch nach Versicherungen und sich beides gegebenenfalls auch zeigen lassen. Zudem empfehlen wir, nach Erfahrungen und dem geplanten Vorgehen in der Reit-Ausbildung zu fragen sowie das persönliche Auftreten, den Umgang mit Pferden, aber auch den Umgang mit Kunden zu beobachten", beschreibt Ute Limbach. Beim Ausbildungs-Pferd sollte beispielsweise auf den Zustand der Ausrüstung und die Haltung geachtet sowie Alter, Charakter, Ausbildungsstand, Eignung, Gesundheit und Versicherung beim Reitlehrer erfragt werden. Einen Hinweis auf die Zertifizierung durch die Deutsche Reiterliche Vereinigung könnten auch entsprechende Schilder liefern, die an der Reitschule oder der Reithalle angebracht sind. "Die Sicherheit geht immer vor, dann kann man als Reiter tolle Sachen machen", so Ute Limbach. Sie weiß, dass sich Unfälle niemals komplett verhindern lassen. "Da spielt einfach der Faktor Pferd eine Rolle. Doch Unfälle können in ihrem Ausmaß reduziert werden, wenn Reiter aufgrund einer guten Ausbildung Gefahrensituationen besser einschätzen können."

(mxh)
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