Solingen Frischzellenkur für Lutherkirchen-Orgel

Solingen · Die Weyland-Orgel wird renoviert. Die regelmäßigen Arbeiten sollen die klanglichen Möglichkeiten des komplexen Instruments verfeinern.

Wenn Kantor Ludwig Audersch die Orgel einschaltet, hebt sich einige Meter hinter ihm unter sanftem Rauschen ein riesiger Blasebalg. Er vibriert bei jedem Tastenanschlag - schließlich muss der Wind innerhalb der Orgel so verteilt werden, dass die Pfeifen einen Ton erzeugen. "Sie ist ein riesiges, komplexes Instrument", sagt Orgelbaumeister Gerhard Walcker-Meyer. Mit seinem Sohn Alexander ist der Fachmann in dieser Woche aus Saarbrücken angereist, um das technische Wunderwerk zu pflegen.

"Ich bin mindestens einmal im Jahr hier", erklärt er. Die große Weyland-Orgel der Solinger Lutherkirche kennt Walcker-Meyer nach rund zehn Jahren regelmäßiger Instandhaltung inzwischen wohl in- und auswendig. Und so muss es auch sein, denn, wie Ludwig Audersch betont: "Jede Orgel ist anders".

Hatten frühere Konstruktionen hauptsächlich mechanisch funktioniert, kamen später elektrische und pneumatische Systeme hinzu. Die Weyland-Orgel verbindet die letzten beiden - und hat sich gewissermaßen organisch entwickelt: Im Jahr 1960 von der gleichnamigen Opladener Firma erbaut, griff sie auf Bestandteile früherer Modelle zurück, so zum Beispiel Gehäusereste und Pfeifenmaterial der älteren Seiffert-Orgel - oder den elektrischen Spieltisch, der schon in den 1930er Jahren entstanden war. Dessen Rückseite wiederum erinnert eher an das Innenleben eines Computers. Ihn verbinden Kabel mit einem Magneten. Der wiederum öffnet ein Ventil und dieses sorgt schließlich dafür, dass der Wind in die richtige Pfeife strömt.

"Die Orgel ist ein Ein-Mann-Orchester", sagt Walcker-Meyer. Von der Solo-Flöte über den Bass bis zur Bratsche könne der Organist sämtliche Instrumente eines Philharmonischen Orchesters buchstäblich mit Händen und Füßen anklingen lassen. Und damit das im Falle des mit 4400 Orgelpfeifen großen Instruments in der Lutherkirche auch so bleibt, ist regelmäßige Pflege unabdingbar.

Alle 61 Registerschilder, die die unterschiedlichen Klangeigenschaften wiedergeben, mussten ausgetauscht werden. "Die alten waren schon dabei, sich aufzulösen", erklärt Ludwig Audersch. Auch die mit dem Fuß bediente Walze, mit der der Organist den weichen Übergang zwischen unterschiedlichen Lautstärken regeln kann, hatte sich im Laufe der Zeit abgenutzt und wurde erneuert. "Hinzu kommen noch ein paar Kleinigkeiten am Spieltisch, wir müssen elektro-pneumatische Dinge nachregulieren und die Orgel stimmen", erklärt Gerhard Walcker-Meyer, der gemeinsam mit seinem Sohn bis heute am Instrument arbeiten wird. Klangliche Verbesserungen sollen die Folge sein.

"Orgeln dieser Art sind pflegeintensiv, ermöglichen aber ein komplexes Repertoire", betont der Orgelbauer. Und Ludwig Audersch ergänzt: "Ich sitze seit 21 Jahren an der Orgel und bin immer wieder verblüfft über ihre Möglichkeiten." Die wisse auch die Gemeinde der Lutherkirche zu schätzen. "Die Orgel", betont der Kantor, "ist das wertvollste Stück der Kirche."

(ied)
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