Solingen Gedenken an namenlose Opfer

Solingen · Insgesamt 13 neue Stolpersteine zur Erinnerung an die Opfer des Nazi-Regimes verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig am morgigen Donnerstag. Das Cinemaxx zeigt zwei Vorführungen des Films „Stolpersteine“.

Sein Leben hat Georg Bethke dem Widerstand gewidmet: 1893 in Wolgast geboren, lebte und arbeitete der Schreiner in Solingen. Mit seiner antifaschistischen Widerstandsgruppe druckte er Flugblätter und illegale Zeitungen, 1937 wurde die Gruppe festgenommen und Bethke zu acht Jahren Zuchthaus in Münster verurteilt. Und für den Widerstand ist Georg Bethke schließlich auch gestorben: Weil er im Zuchthaus beim Lesen geschmuggelter Zeitungen erwischt wurde, wurde der Solinger ins Vernichtungslager Mauthausen deportiert, dort starb er am 20. April 1944. Am morgigen Donnerstag, 4. Dezember, wird dem mutigen Schreiner ein ganz besonderes Denkmal gesetzt: Eine kleine Messingplatte, ein sogenannter Stolperstein, des Kölner Künstlers Gunter Demnig erinnert fortan vor dem Wohnhaus des Mannes an sein Leben und Sterben.

13 neue Stolpersteine

„Insgesamt 13 neue Stolpersteine werden an diesem Tag an zehn Stellen im gesamten Stadtgebiet verlegt“, erklärt Hans Günter Koch vom Unterstützerkreis Stolpersteine, „damit erhöht sich die Anzahl der Stolpersteine in der Klingenstadt auf 78.“

Im Rahmen der Stolpersteinverlegung durch Gunter Demnig zeigt das Cinemaxx in Kooperation mit dem Bündnis für Zivilcourage und dem Unterstützerkreis außerdem zwei Vorführungen des Films „Stolpersteine“, der den Künstler porträtiert und auf seinen Touren durch Deutschland und Europa begleitet (siehe Infokasten). „Wir sehen den Film als Möglichkeit, dieses Thema, das nicht vergessen werden darf, in einer filmischen Aufbereitung in den Fokus zu rücken“, erklärt Cinemaxx-Geschäftsführer Meinolf Thies. Künstler Demnigs Grundidee ist es, den namenlosen Opfern des Nationalsozialismus ihre Namen zurück zu geben. So auch dem jüdischen Ehepaar Rosel und William Frankenstein, das ebenfalls am Donnerstag einen Gedenkstein erhält. Von 1899 bis 1939 in Solingen lebten die Frankensteins in Solingen und betrieben ein großes Warenhaus. Obwohl es der Familie gelang, 1939 nach Holland zu emigrieren, wurden sie von deutschen Truppen aufgegriffen und nach Sobibor in Polen deportiert. Seitdem gelten sie als vermisst.

„Wir suchen dringend noch Paten, also Solinger Bürger, die bereit sind, einen der Stolpersteine zu bezahlen“, ruft Hans Günter Koch auf. Interessenten können sich telefonisch unter 318130 melden.

(RP)
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