Lokalsport Gegen den Spitzenreiter chancenlos

Solingen · Rekordmeister Friedrichshafen macht kurzen Prozess: Nach nur 66 Minuten steht die 0:3-Niederlage der Volleys fest.

 Spektakuläre Aktion von Benny Nibbrig gegen Friedrichshafen — der Gast vom Bodensee gab klar den Ton an.

Spektakuläre Aktion von Benny Nibbrig gegen Friedrichshafen — der Gast vom Bodensee gab klar den Ton an.

Foto: KURT KOSLER

Wenn Christoph Marks zum Aufschlag anläuft, dürfen sich die Gegner auf einiges gefasst machen. Der 19-Jährige ist nicht nur extrem sprunggewaltig, sondern hat auch einen richtigen Hammer im Arm, wie die Volleyballer sagen. Trifft der Spieler der Solingen Volleys den Ball optimal, stellt er die gegnerischen Mannschaften in der Annahme vor immense Probleme - eigentlich. Im Spiel gegen den Spitzenreiter VfB Friedrichshafen, war es aber wie verhext: Achtmal lief Marks zum Aufschlag an, siebenmal landete der Ball entweder im Netz oder im Aus. So auch die allererste Angabe des Spiels. Nur 66 Minuten später stand die schnellste Saisonniederlage fest. Zudem kamen die Volleys beim 0:3 (15:25, 16:25, 12:25) nur auf 43 Zähler - so wenig wie noch nie in dieser Spielzeit.

"Friedrichshafen war uns in allen Belangen absolut überlegen und hat uns klar die Grenzen aufgezeigt", sagte Volleys-Trainer Oliver Gies. "Wir haben gesehen, dass der VfB eine der Spitzenmannschaften in Europa ist." Unter der Woche hatte der deutsche Rekordmeister in der Champions League noch gegen VC Zenit-Kazan gespielt. Die Russen gelten als derzeit beste Mannschaft der Welt - Friedrichshafen schlug sich beim 1:3 aber mehr als achtbar. Auch wenn nun der Tabellenletzte auf die Mannschaft von Ex-Bundestrainer Vital Heynen wartete, nahm die Mannschaft vom Bodensee die Aufgabe sehr ernst, reiste bereits am Freitag an und trainierte am Samstagvormittag noch. Zudem setzte Heynen auf seine beste Sechs, darunter auch der 34 Jahre alte Zuspieler und Kapitän Simon Tischer, der bereits 210-mal das Trikot der deutschen Nationalmannschaft trug.

Der Kader der Volleys war unter der Woche auf neun fitte Spieler geschmolzen. Oliver Gies verzichtete nach seiner leichten Knieverletzung aus dem Spiel gegen Düren im Hinblick auf die wichtigen Aufgaben im März auf einen Einsatz. Während der 31-Jährige optimistisch ist, schon beim Doppelspieltag Anfang Februar wieder dabei zu sein, gab es in Sachen Oskar Klingner unerfreuliche Nachrichten. "Er wird aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr für die Volleys spielen können", sagte Manager Helmut Weissenbach.

Während sich die Mittelblocker Toni Mester und Dirk Pietzonka somit quasi selber aufstellten, wurde bei den Angreifern ein wenig taktiert. Neben Christian Gosmann und Libero Lennart Bevers, der später als bester Spieler seines Teams ausgezeichnet wurde, rückte Marks für Kapitän Gies in die Annahme und griff über Außen an. Maximilian Ströbl musste sich zunächst mit der Zuschauerrolle begnügen, Benny Nibbrig blieb auf der Position des Diagonalangreifers. Das hatte folgenden Grund, wie Trainer Justin Wolff erklärte: "Wir wollten mit Christoph und Benny unsere beiden bislang besten Angreifer auf der Platte haben." Während Marks in Sachen Aufschlag und Angriff einen schwarzen Tag erwischt hatte und laut Wolff einfach zu viel wollte, überraschte er in der Annahme. "Das, was er vermeintlich am wenigsten beherrscht, hat super funktioniert", sagte der Trainer.

Trotz passabler Annahmen hatten die Volleys durchgängig Probleme im Spielaufbau, hinzu kam eine nahezu perfekte Blockarbeit der Gäste. Während die Volleys bis zum 7:9 in Satz eins ganz gut mithielten, zogen Die Gäste schnell auf 19:10 davon.

Abschnitt zwei, in dem Ströbl für den glücklosen Gosmann kam und Max Horn Zuspieler Huib den Boer ersetzte, verlief es identisch. Auch hier hielten die Volleys bis zum 7:9 mit. Im dritten Durchgang punkteten Diagonalangreifer Daniel Malescha, 2,10-Meter-Mittelblocker Jakob Günthör oder der belgische Außenangreifer Thomas Rousseaux nach Belieben, hinzu kamen 13 Volleys-Fehler. Zwei Matchbälle wurden noch abgewehrt, dann hieß es 12:25. Zumindest den kleineren Fans unter den 460 Zuschauern war es egal - sie holten sich trotz der deutlichen Pleite Unterschriften der Spieler auf den nagelneuen Autogrammkarten.

(RP)
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