Schwerpunkt Verkehrsärgernisse In Solingen Geisterfahrer im Kreisel und lange Staus

Solingen · An vielen Orten in Solingen gibt es massive Probleme, die durch Auswärtige noch verstärkt werden. So etwa am Bülowplatz in Höhscheid und auf der Hildener Straße in Ohligs. Die Folge sind Blechschlangen und sogar gefährliche Situationen.

Die Gefahr kam völlig überraschend auf die Autofahrerin zu. Im großen Kreisverkehr am Bülowplatz - zwischen der Einmündung Bismarckstraße und Argonner Weg - konnte die Frau nur mit Mühe einen Frontalzusammenstoß verhindern. Denn in entgegengesetzter Richtung kam ihr plötzlich ein auswärtiger Lkw entgegen.

Ein Beinahe-Unfall, der kein Einzelfall ist. Auch Reiner Nießen, der unter anderem als Sprecher des Regionalverbandes Bergisch Land im Verkehrsclub Deutschland (VCD) fungiert, hatte am Bülowplatz schon das zweifelhafte Vergnügen mit Geisterfahrern im Kreisel. Einmal konnte Nießen einen Lkw nur noch durch Brüllen abhalten, vom Argonner Weg links auf den Platz abzubiegen. Und andere Autofahrer erleben ebenfalls fast täglich, dass längst nicht alle mit den Regeln in Kreiseln vertraut sind - weswegen VCD-Mann Nießen inzwischen die Bezirksvertretung Burg/Höhscheid eingeschaltet hat.

Dabei ist der große Kreisverkehr am Bülowplatz in Höhscheid längst nicht das einzige Ärgernis, mit denen Solingens Autofahrer zu kämpfen haben. Ortswechsel: Rund zehn Kilometer weiter westlich, am anderen Ende der Stadt, sind es zwar keine Geisterfahrer, die Gefahren heraufbeschwören. Dafür bilden sich aber auf der Hildener Straße in Ohligs jeden Morgen und jeden Nachmittag lange Staus - und zehren so an den Nerven der lärmgeplagten Anwohner.

"Die Autos können sich phasenweise lediglich Stoßstange an Stoßstange fortbewegen", klagte jetzt beispielsweise ein Mann, der die Ursache für den Dauerstau ausgemacht zu haben glaubt. Vor allem der Lkw-Verkehr nehme ständig zu, berichtete der Solinger, der die Stadt in der Pflicht sieht. Diese müsse dafür sorgen, dass sich die Verkehrssituation auf der Hildener Straße - vor allem im Kreuzungsbereich mit der Ellerstraße - endlich verbessere.

Im Solinger Rathaus ist das Problem bekannt. Allerdings sind die zuständigen Beamten nicht in der Lage, eine schnelle Abhilfe in Aussicht zu stellen. Denn tatsächlich sind die Staus an der Stadtgrenze zu Hilden - jenseits einer Großbaustelle, die dort monatelang für Behinderungen verantwortlich war - bereits seit einiger Zeit in gewisser Weise hausgemacht.

"Es gibt einen Stadtratsbeschluss, wonach eine Beschilderung nach Ohligs ab der Abfahrt Erkrath an der Autobahn A 46 vorgesehen ist", sagte eine Stadt-Sprecherin in dieser Woche auf Anfrage unserer Redaktion. Was wiederum bedeutet, dass Lastwagenfahrer, die von Westen kommend nach Solingen wollen, schon weit vor der Stadt in Richtung Hildener Straße gelotst werden - und somit im ohnehin dichten Ohligser Berufsverkehr für Chaos sorgen.

Ein Chaos wohlgemerkt, das durch Autofahrer, die mit den Örtlichkeiten nicht vertraut sind, zusätzlich potenziert wird. So kennen viele Auswärtige weder mögliche Ausweichstrecken, noch wissen sie, wo genau sie auf der Hildener Straße abbiegen müssen, um an ihre Ziele zu gelangen, so dass es gerade an den Kreuzungen oft zu Verzögerungen kommt.

Und auch am Bülowplatz verlieren Ortsfremde bisweilen den Überblick, da der dortige Kreisverkehr - allein schon wegen seiner schieren Größe - nicht ohne Weiteres als solcher zu erkennen ist. So können nämlich nur die Autofahrer, die aus Richtung Hästen kommen und von der Bismarckstraße in den Kreisel einbiegen, aufgrund der Straßenführung nichts falsch machen. An den Einmündungen Argonner Weg, Schlicker Weg, Wolfsfeld und Bülowstraße wirkt das Rondell hingegen eher wie eine ganz normale, in zwei Richtungen befahrbare Straße. Mit der Folge, dass mancher Verkehrsteilnehmer - trotz eigentlich eindeutiger Beschilderung an jeder dieser Einfahrten - glaubt, er könne sowohl rechts, als auch links abbiegen.

Darum fordert Reiner Nießen auch dringend Verbesserungen. Schon vor Jahren hatte er vorgeschlagen, wieder die Schilder "Vorgeschriebene Fahrtrichtung rechts" an den Gefahrenstellen anzubringen. Denn Falschfahrer würden häufig nicht merken, dass es sich beim Bülowplatz um einen riesigen Kreisverkehr handele. Das vorhandene Verkehrszeichen "Kreisverkehr" bringe dort jedenfalls keine Entspannung, betonte der Solinger nun noch einmal, um die Stadt parallel zum Handeln aufzufordern. Reiner Nießen: "Muss erst ein Mensch sterben, bevor die Verwaltung eine wirksame Maßnahme ergreift?"

Bei der Stadt sieht man hingegen keinen Handlungsbedarf. "Der Kreisverkehr ist gut sichtbar und ordnungsgemäß ausgeschildert", teilte das Rathaus gestern mit. Für die verkehrslenkenden Stellen bestehe somit keinen Anlass zu Änderungen.

(uwv)
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