Solingen Gesichter des Widerstandes im Altbau des Rathauses

Solingen · Wanderausstellung "Was konnten sie tun?" - Bergischer Geschichtsverein fügte ein Banner zu Carl Goerdeler hinzu.

Sie versteckten Juden und andere Verfolgte, veröffentlichten kritische Berichte oder planten den Umsturz des Regimes - am Ende einte die meisten von ihnen der gewaltsame Tod: Die Ausstellung "Was konnten sie tun?" zeigt die Vielfalt des deutschen Widerstandes gegen die nationalsozialistische Diktatur anhand von 25 Beispielen.

Zu den Porträtierten gehören neben den Hitler-Attentätern um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und den Geschwistern Sophie und Hans Scholl auch der Graphiker Samson Cioma Schönhaus, der Verfolgten mit gefälschten Ausweisen das Leben rettete, und der Ingenieur Kurt Gerstein, der als Funktionsträger der Waffen-SS versuchte, Lieferungen des Zyklon-B-Gases zu sabotieren. Die "Gedenkstätte Deutscher Widerstand" und die "Stiftung 20. Juli 1944" dokumentieren die persönlichen Schicksale auf Bannern. Fotos, Protokolle und Briefe ergänzen die Infotexte.

Seit gestern und noch bis zum 29. November ist die Wanderausstellung im Altbau des Solinger Rathauses mit Eingang an der Ecke Merian- und Cronenberger Straße zu sehen. Die Initiative hatte die Abteilung Solingen des Bergischen Geschichtsvereins ergriffen.

Den Kontakt zu den Urhebern der Ausstellung hatte wiederum Berthold Goerdeler hergestellt. Der Enkel des Widerstandskämpfers Carl Goerdeler ist Mitglied im Kuratorium der "Stiftung 20. Juli 1944." Er wird am 17. November einen Vortrag zum Thema "Der Widerstand Carl Goerdelers und wir" halten. Sein Großvater hatte neun Jahre in der Solinger Stadtverwaltung gearbeitet, ehe er Oberbürgermeister in Leipzig und einige Jahre später zu einer Galionsfigur im Widerstand gegen das Hitler-Regime wurde. Nach dem Attentat auf den Diktator vom 20. Juli 1944 hätte Goerdeler Reichskanzler werden sollen und wurde nach dessen Scheitern in Plötzensee hingerichtet.

Bereits 1952 würdigte Solingen den ermordeten Widerstandskämpfer durch die Umbenennung der Straße unterhalb der Kirche St. Clemens. "Während der deutsche Widerstand in der Breite erst spät gewürdigt wurde, war Solingen in diesem Punkt sehr früh aktiv", erklärt Lutz Peters, Vorstandsmitglied in der Abteilung Solingen des Bergischen Geschichtsvereins. Er wird sich in einem Vortrag am kommenden Montag dem Widerstand in Solingen widmen.

Die Ausstellung ist für alle Interessierten montags bis donnerstags in der Zeit von 8 bis 18 Uhr, freitags von 8 bis 16 Uhr geöffnet. Erste Schulklassen haben sich bereits für eine Führung angemeldet. "Wir müssen Jugendlichen zum Mut erziehen, sich gegen Seelenfänger zu wehren", sagt Oberbürgermeister Norbert Feith. Ursprünglich beinhaltete die Ausstellung kein Banner zum Wirken Goerdelers - ein solches fertigte jedoch der Solinger Historiker und Lehrer Dr. Horst Sassin als Ergänzung an.

(rdl)
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