Solingen Gewerkschaften laden zum Tag der Arbeit ein

Solingen · Es ist ein besonderes Jahr. Die Gewerkschaften feiern das 125-jährige Bestehen der Mai-Kundgebungen. Natürlich wird die Geschichte des 1. Mai auch während der Kundgebung auf dem Neumarkt Thema sein. "Es ist nicht ganz klar, ab wann der 1. Mai in Solingen gefeiert wurde", sagt Dr. Jörg Becker von der Gewerkschaft Verdi. Auf Anfrage im Stadtarchiv habe er jedoch erfahren, dass die erste Mai-Kundgebung unter der Müngstener Brücke stattgefunden hat. Doch er betrachtet die Geschichte der Solinger Gewerkschaften auch kritisch. "Sie haben 1933 den 1. Mai relativ kampflos den Nazis überlassen", sagt der Gewerkschafter.

Insgesamt haben die Feiern zum 1. Mai in Solingen ein stetes Auf und Ab durchlaufen. Waren nach Ende des Zweiten Weltkrieges noch Tausende zu den Kundgebungen gekommen, waren es vor gut zehn Jahren nur noch rund 300 Menschen, die sich auf dem Fronhof einfanden. Inzwischen werden zu den Kundgebungen, die seit einigen Jahren auf den Neumarkt umgezogen sind, 700 bis 800 Menschen erwartet.

Wie immer wird der 1. Mai mit zwei Gottesdiensten begonnen. Dann folgt der Demonstrationszug, der um 10.30 Uhr auf dem Parkplatz Birker Straße beginnt und um 11 Uhr auf dem Neumarkt mit der Kundgebung endet. In diesem Jahr gibt es wieder einige Neuheiten. So wird auf eine zentrale Rede verzichtet - zugunsten mehrerer Solinger Redner. "Themen sind Arbeitsplatzgestaltung, Mini-Job, Leiharbeit, aber auch große politische Themen wie die Mittelmeer-Frage", sagt Eckehard Vogt, Vorsitzender des DGB-Stadtverbands Solingen. Zum ersten Mal gibt es eine alternative musikalische Begleitung, eine gewerkschaftlich aufgestellte Samba-Gruppe, die sich seit einigen Wochen von Ralf Kunkel auf den richtigen Rhythmus eintrommeln lässt. Auch neu ist der Auftritt eines Männerchores. Kurzfristig hat sich der Männerchor 1980 Solingen bereiterklärt, einige Lieder - darunter auch das Bergische Heimatlied - zu singen. Auch werden verschiedene Vereine und Verbände ihre Infostände auf dem Neumarkt aufbauen, denn "der 1. Mai ist auch ein Treffpunkt", wie Dieter Keller vom DGB-Vorstand betont. "Es treffen sich die Leute, denen die Frage nach Arbeit und Arbeitsplätzen wichtig ist", sagt Becker.

Ein Abend zuvor, am 30. April, findet traditionell der Arbeitnehmerempfang des Oberbürgermeisters in der Alten Schalterhalle des ehemaligen Hauptbahnhofs statt. Hier spricht Marko Röhrig, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Remscheid-Solingen, über die Entwicklung der Industrie im Bergischen Land. Der Empfang beginnt um 18 Uhr.

(RP)
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