Solingen Gräfin: Stadt blockiert das O-Quartier

Solingen · Der Schutt auf dem Areal des geplanten Centers in Ohligs ist fast beseitigt. Doch die Fronten zwischen Stadt und Besitzer erscheinen weiter verhärtet. Das Rathaus verlangt einen anderen Branchenmix, der Investor klagt gegen die Stadt.

 Dr. Jeannine Gräfin von Thun und Hohenstein Veit

Dr. Jeannine Gräfin von Thun und Hohenstein Veit

Foto: Peter Cissek/Ostthüringer Zeitung

Es ist die erste gute Nachricht seit etlichen Monaten. Vor rund drei Wochen hat eine Baufirma aus Bayern damit begonnen, den Schutt auf dem Gelände des geplanten Einkaufszentrums O-Quartier in Ohligs abzutragen. Und inzwischen sind die Arbeiten durchaus weit gediehen. So ist der einstmals riesige Berg aus Bautrümmern, Erde und Geröll mittlerweile merklich kleiner geworden.

Wobei dies nach dem Dafürhalten des Grundstückbesitzers, der Immobiliengesellschaft Graf von Thun und Hohenstein Veit mit Sitz in Bayreuth, indes nur der Anfang sein soll. "Geht es nach uns, könnte auch der Abriss der alten Gebäude auf dem Areal innerhalb von drei bis vier Wochen starten", sagte die Geschäftsführerin des Investors, Dr. Jeannine Gräfin von Thun und Hohenstein Veit, gestern im Gespräch mit unserer Redaktion. Ihre Gesellschaft habe nämlich längst Mietverträge mit namhaften Firmen wie Edeka, Rossmann, Takko und Deichmann abgeschlossen, so dass dem seit Jahren vorgesehenen, aber nicht realisierten Shopping-Center eigentlich keine substanziellen Hindernisse mehr im Wege stünden.

Gleichwohl tut sich auf dem mehrere tausend Quadratmeter großen Gelände der ehemaligen Textilfabrik Olbo, die in Ohligs früher Spezialtextilien für die Industrie produzierte, bis zum heutigen Tag nichts. Und dies dürfte nach Lage der Dinge wohl auch noch eine geraume Zeit so bleiben. Denn augenblicklich ist vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf weiter eine Klage anhängig, die der Investor im zurückliegenden Jahr gegen die Stadt Solingen anstrengte.

"Wir wollen damit erreichen, dass unsere Bauvoranfrage positiv beschieden wird", bestätigte Gräfin von Thun und Hohenstein Veit. Was für die Stadt unter den momentanen Rahmenbedingungen allerdings nicht infrage kommt. "Eine solche Bauvoranfrage reicht nicht aus", sagte ein Rathaus-Sprecher am Donnerstag in einer ersten Reaktion auf die jüngste Offensive aus Bayreuth. Vielmehr stehe ein Aufstellungsbeschluss zu einem neuen Bebauungsplan, den der Rat im vergangenen Sommer auf den Weg gebracht habe. Und dieser Beschluss sei wiederum die Basis für alle Entscheidungen, teilte die Stadt auf Anfrage mit.

Darüber hinaus zeigten sich sowohl Oberbürgermeister Tim Kurzbach, als auch Stadtdirektor Hartmut Hoferichter gestern erstaunt über die Ausführungen von Gräfin von Thun und Hohenstein Veit. Diese offenbarten eine "überraschende Sicht auf die Dinge", erklärten beide, die den Investor aufforderten, die Klage gegen die Stadt fallen zu lassen.

Um das geplante O-Quartier zu einem Erfolg zu machen, sei es vielmehr notwendig, in dem Center mehr Raum für Wohnungen bereitzuhalten sowie "höherwertigen Handel" als den bis dato präsentierten anzusiedeln, hieß es weiter aus dem Rathaus - was jedoch bei der Immobiliengesellschaft für Unverständnis sorgt. "Wir reden über Solingen-Ohligs und nicht über die Düsseldorfer Königsallee", konterte Gräfin von Thun und Hohenstein Veit die Forderungen aus der Klingenstadt.

So gehörten die von ihr als Mieter für das Einkaufszentrum gewonnenen Partner zu den solventesten Handelsunternehmen in ganz Deutschland, stellte die Geschäftsführerin des Investors klar. Und zudem betonte sie, die besagten Firmen hätten nach wie vor Interesse, nach Ohligs zu kommen. "Die Verträge bestehen", unterstrich Dr. Jeannine Gräfin von Thun und Hohenstein Veit, die einräumte, die gesamte Angelegenheit sei durchaus verfahren.

Aus diesem Grund sieht der Investor augenblicklich keine Möglichkeit, nach der Beseitigung des Schuttberges zeitnah auch mit dem Abriss der alten Olbo-Ruinen zu beginnen. Dies, so Gräfin von Thun und Hohenstein Veit, würde nämlich erst dann einen Sinn ergeben, wenn die Stadt Grünes Licht für ihre Pläne gebe.

Sie selbst sei in der nun seit Jahren laufenden Planung für das O-Quartier immer wieder Kompromisse eingegangen, sagte die Geschäftsfrau und warf den Verantwortlichen im Rathaus in diesem Kontext vor, das gesamte Vorhaben in gewisser Weise zu blockieren. So existiere zur Stadtspitze kein nachhaltiger Kontakt, klagte die Gräfin. Dabei bestehe ihrerseits sehr wohl ein Interesse daran, die Einkaufsmall zügig umzusetzen.

"Wir sind schon viele Jahre mit dem Center beschäftigt", sagte Jeannine Gräfin von Thun und Hohenstein Veit, die Verständnis für die Ungeduld der Ohligser signalisierte. Gleichzeitig machte die Investorin indes ebenfalls klar, sie beabsichtige nicht, das Projekt an einen anderen Entwickler abzugeben. Zwar seien die Verzögerungen ärgerlich. "Aber wir werden an dem Grundstück nicht kaputt gehen", hieß es am Donnerstag aus Bayreuth.

(or)
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