Solingen Gräfrather Reserveunterkünfte für Flüchtlinge gebraucht

Solingen · Wegen des hohen Zustroms an Asylsuchenden eröffnet die Stadt in den nächsten Wochen Gemeinschaftseinrichtungen.

Solingen: Gräfrather Reserveunterkünfte für Flüchtlinge gebraucht
Foto: Stephan Köhlen

Eigentlich waren sie nur als Notfalloptionen für besondere Problemlagen vorgesehen: Doch weil die Zahlen der in Solingen ankommenden Flüchtlinge die Erwartungen erheblich übersteigen, schafft die Verwaltung im alten Schulgebäude an der Schulstraße und in einem Trakt des Eugen-Maurer-Hauses weitere vorübergehende Unterkünfte für Asylsuchende, die mit ihren Familien aus Staaten wie Syrien, Afghanistan, aber auch Serbien und Albanien nach Deutschland gelangt sind.

Von 50 Flüchtlingen pro Monat war die Stadt zum Jahresbeginn ausgegangen, das wären 600 am Ende des Jahres. Aber allein im Juli kamen 130 und im August bisher 128. "Unsere ganze Planung ist längst obsolet", erklärte Udo Stock, Leiter der Zentralen Koordinierungsstelle Flüchtlingsarbeit in Solingen bei einer Infoveranstaltung im Stiftersaal des Deutschen Klingenmuseums. Den hatten am Mittwoch viele Bürger aufgesucht - und viele Fragen mitgebracht. Die Themen reichten von der Angst vor Übergriffen Rechtsradikaler über mögliche Ansprechpartner vor Ort bis zu den Mindeststandards für Flüchtlinge in Gemeinschaftseinrichtungen. "Neun Quadratmeter an Wohn- und Schlaffläche sollen wir in den Erstaufnahmeeinrichtungen vorhalten", erklärte Jürgen Albermann, Leiter des Stadtdienstes Soziales, räumte aber ein: "Diesen Standard können wir zwar in den meisten Fällen, aber leider nicht immer erfüllen."

Das Notfallquartier an der Schulstraße soll bereits in der kommenden Woche bezugsfertig sein und 58 Menschen vorübergehend ein Dach über dem Kopf bieten. "Das ist das Maximum des Möglichen", sagte Udo Stock. Schon diese Belegung bedeute, dass Familien, die einander gar nicht kennen, in einem Klassenraum zusammen wohnen müssten. Toiletten und Duschen seien zudem nur über den Schulhof erreichbar. Etwas besser sei die Situation im Eugen-Maurer-Haus, in dem voraussichtlich ab übernächster Woche bis zu 70 Flüchtlinge untergebracht werden können. "Dort kann eine Familie in einem eigenen Raum leben", sagte Stock. All diese Gemeinschaftseinrichtungen - das gilt auch für das ehemalige Schulgebäude Fürker Irlen sowie die geplanten Unterkünfte im Gerhard-Berting-Haus (ab 2016) und in Mittelgönrath - dienen nur als kurzfristige Lösung: Von dort sollen die Flüchtlinge möglichst zügig in anderen Wohnraum vermittelt werden. Nach privaten Wohnungen sucht die Stadt weiterhin dringend. Ob denn künftig auch Unterbringungen in Zelten und Turnhallen notwendig würden, fragte ein Gast. "Wir wollen das nicht", bekräftigte Albermann, "aber vielleicht zwingt uns die Situation dazu."

Einmal mehr wurde auf der Gräfrather Infoveranstaltung die große Hilfsbereitschaft der Bevölkerung deutlich: "Wie genau kann man denn helfen?", fragte zum Beispiel Zuhörerin Renate Nieth. "Ich möchte im Rahmen meiner Möglichkeiten etwas tun, sei es mit Kindern in die Fauna gehen oder beim Einkaufen helfen", sagte sie. Jürgen Albermann verwies Interessenten an einem Engagement an die Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe. Rund 70 freiwillige Helfer waren Ende Juli im Einsatz, übernahmen Patenschaften, setzten sich für die Sprachförderung ein oder halfen bei der Verteilung der Sachspenden.

Die Koordinierungsstelle für ehrenamtliche Flüchtlingshilfe bei der AWO Solingen ist erreichbar unter der Nummer 59 44 82 35 oder im Internet unter http://www.awo-aqua.de

(ied)
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