Solingen Große Probleme für kleine Galvaniken

Solingen · Der Europa-Abgeordnete Herbert Reul besuchte gestern mit dem CDU-Oberbürgermeisterkandidaten Frank Feller Galvano Röhrig an der Weidenstraße. Das Unternehmen hadert mit der europäischen Chemiekalienpolitik.

"Giftküchen" sind galvanische Unternehmen nicht. Hohe Anforderungen beim Umgang mit Chemikalien sind vorgegeben und werden umgesetzt. Davon konnten sich gestern Morgen der CDU-Europa-Abgeordnete Herbert Reul und Frank Feller, Oberbürgermeister der Christdemokraten, beim "Mittelstandsgespräch" und einem Betriebsrundgang bei Galvano Röhrig an der Weidenstraße überzeugen. Was den kleinen und mittelständischen galvanischen Unternehmen wie Röhrig aber nachhaltig zu schaffen macht, ist insbesondere die europäische Chemikalienpolitik, mit deren Umsetzung man sich abmühen müsse, erklärte der Hauptgeschäftsführer des in Hilden ansässigen Zentralverbandes Oberflächentechnik, Christoph Matheis.

REACH heißt hier ein Begriff, der steht seit 2007 für Registrierung, Evaluierung und Autorisierung von Chemikalien. "Das ist für uns ein großes Problem", sagte Michael Teufel, bei Galvano Röhrig verantwortlich für die Bereiche Einkauf & Verwaltung. Zusammen mit Christian Röhrig (Vertrieb & Technik) und Martin Röhrig (Produktionsplanung- & Steuerung) führt er die Geschäfte des Unternehmens von der Weidenstraße, das 40 Mitarbeiter beschäftigt und bei entsprechenden Auftragslagen auf 30 Aushilfskräfte zurückgreifen kann. 50 000 bis 60 000 Teile werden täglich oberflächenmäßig bearbeitet. "Wir sind Lohndienstleister, wir veredeln die Teile unserer Kunden", so Teufel.

Zu denen gehören im Endeffekt neben Automobilherstellern wie Porsche, Audi, Mercedes und Ferrari auch die Möbelindustrie sowie unter anderem die Medizintechnik. "Röhrig stellt dekorative Oberflächen mit funktionalem Charakter her", so Michael Teufel.

Dem Vorsitzenden der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament und Frank Feller wurden an praktischen Beispielen gestern deutlich gemacht, warum REACH ein schier unüberwindliche Hürde bedeutet. Bewiesen werde müsse beispielsweise, ob es für Chromsäure eine Alternative gibt. Die Säure ist 2014 von der EU auf eine besonders überwachungswürdige Liste gesetzt worden. Das Autorisierungsverfahren läuft. Das kostet die Unternehmen Geld - für Genehmigungen wie Gebühren.

Für Herbert Reul ist die Thematik nicht neu. Er weiß: Schon bei der Einführung von REACH, dem größten Regulierungswerk in den vergangenen zehn Jahren, gab es 5000 Änderungsanträge, und gerade kleinere Unternehmen hätten mit der Umsetzung viel größere Probleme als Chemie-Konzerne, die dafür eigene Stabsabteilungen vorhalten. "Die Frage ist deshalb, wie man das Verfahren vereinfachen kann - aber eine Lösung ist nicht einfach", weiß Reul aus politischer Erfahrung. Er riet, die Hilfestellung von Experten in Anspruch zu nehmen, und wenigstens an vier oder fünf Stellen Veränderungen hinzubekommen. "Es kommt darauf an, Unruhe zu schaffen und Probleme konkret zu benennen", sagte der Europa-Abgeordnete.

Doch nach wie vor machen den Firmen mangelnde Einflussmöglichkeiten, mangelnde Planungssicherheit und keine Kontrollmechanismen zu schaffen. Zudem gingen bisherige Veränderungen "am Kern des Problems vorbei", so Christoph Matheis. Die Komplexität des Systems sei gewaltig. Aber auch die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) ist den Unternehmen ein Dorn im Auge. Matheis: "Wir laufen mit unserer Kritik vor Gummiwände - alles prallt zurück."

(uwv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort