Solingen Grossmann-Hallen sind leergeräumt

Solingen · Die Stadt, die Wirtschaftsförderung und die Gläubigerbank reden Anfang April mit dem Insolvenzverwalter über die Weiterentwicklung des Standortes an der Wittkuller Straße in Wald. Eine gewerbliche Nutzung ist denkbar.

 Die 1853 gegründete Firma Grossmann an der Wittkuller Straße in Wald ist jetzt größtenteils leergeräumt worden. Maschinen und Anlagen sind bei einer Internet-Verkaufsaktion versteigert worden.

Die 1853 gegründete Firma Grossmann an der Wittkuller Straße in Wald ist jetzt größtenteils leergeräumt worden. Maschinen und Anlagen sind bei einer Internet-Verkaufsaktion versteigert worden.

Foto: Stephan Köhlen

Fast alle Hallen der ehemaligen Stahlgießerei Grossmann an der Wittkuller Straße in Wald sind leergeräumt. Maschinen und Anlagen, die einst für den regulären Arbeitsablauf benötigt worden waren, beispielsweise Glühöfen, Bagger, Elektroschweißgeräte, Keilriemen, Sackkarren, Winkelschleifer, Klappleitern, Meißel für Druckluftgeräte, sind im wahrsten Sinne des Wortes unter den Hammer gekommen und wurden bei zwei Internet-Verkaufsauktionen versteigert.

Zudem wurde über den Freihandverkauf ein Teil der Großanlagen verwertet. Denn möglichst jedes Teil soll Geld in die Kasse des Insolvenzverwalters spülen. "Es fehlt jetzt noch eine größere Einheit", sagt Insolvenzverwalter Dr. Marc d'Avoine mit Blick auf das übrig gebliebene Inventar.

Dass Gläubiger aber am Ende des Verfahren Geld sehen, das schließt der Insolvenzverwalter schon jetzt aus: "Von Beginn an war die Quotenaussicht für Gläubiger null." Immerhin soll die Verschuldung von Grossmann Stahlguss im einstelligen Millionenbereich liegen. Und abgeschlossen ist das Insolvenzverfahren noch lange nicht: "Das dauert an, wenigstens bis 2020", sagt Dr. Marc d'Avoine.

Ende März des vergangenen Jahres musste das 1853 gegründete Unternehmen wegen Zahlungsunfähigkeit das Insolvenzverfahren beantragen. Die Hoffnung, dass ein Investor die Solinger Traditionsfirma übernimmt, hat sich nicht ergeben. Im April 2016 wurden die letzten Teile gegossen, am 15. Juni vergangenen Jahres kam schließlich die Nachricht vom endgültigen Aus. Der Insolvenzverwalter der Eisen- und Stahlgießerei Grossmann erklärte an diesem Tag, dass das Solinger Traditionsunternehmen nicht zu retten sei. Den zuletzt verbliebenen 112 Mitarbeitern musste deshalb gekündigt werden.

Da die Hallen des 1853 gegründeten Unternehmens jetzt weitgehend leergeräumt sind, kann der Insolvenzverwalter nun auch den Blick auf die Verwertung der Immobilien beziehungsweise des Grundstücks werfen. "Wir sprechen Anfang April mit der Stadt, der Wirtschaftsförderung und der Bank über die Entwicklung der Immobilie und des Grundstücks", sagt Dr. Marc d'Avoine.

Als Zwischenerwerber will die Stadt für das rund 43.000 Quadratmeter große Grundstück allerdings nicht auftreten. Das hatte Wirtschaftsförderer Frank Balkenhol bereits im November vergangenen Jahres betont. "Wir wollen uns aber frühzeitig über die weiteren Schritte abstimmen, wie die Immobilie künftig genutzt werden kann", sagt der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung. Die Stadt habe jedenfalls ein sehr großes Interesse an der wirtschaftlichen Weiterentwicklung des Standortes.

Dass dort nochmals eine Gießerei zum Zuge kommt, das wird ausgeschlossen. So oder so muss deshalb eine Nutzungsänderung erfolgen. Oberbürgermeister Tim Kurzbach und die Wirtschaftsförderung gehen von einer gewerblichen Weiternutzung des Grossmann-Areals an der Wittkuller Straße aus.

Das Gelände müsse vor einer neuen Nutzung jedoch frei von wassergefährdenden Stoffen sein - der Boden darf nicht belastet, das Grundwasser nicht verunreinigt sein. Nicht ausgeschlossen ist aber, dass Schadstoffe im Boden wie im Grundwasser sind, zumal es sich in all den Jahren um ein Gießerei-Gelände gehandelt hat. "Eine Altlastenuntersuchung", sagt Frank Balkenhol, "ist von daher erforderlich".

Zuständige Behörde im ersten Jahr der Insolvenz ist hier die Bezirksregierung Düsseldorf. Nach Ablauf des ersten Jahres bekommt der Solinger Stadtdienst Natur und Umwelt dann die Grossmann-Akten zur weiteren Bearbeitung überreicht. "Ich rechne im April mit den Akten", sagt Stadtdienstleiter Dr. Klaus Strehlau, "dann wissen wir mehr". Viele Informationen seitens der Düsseldorfer Bezirksregierung seien aber bislang nicht geflossen.

(uwv)
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