Solingen Händler fordern Erhalt des Brückenfestes

Solingen · Zehntausende Gäste nutzten den verkaufsoffenen Sonntag in allen Solinger Stadtteilen zu einem Einkaufsbummel. Da das Brückenfest in seiner früheren Form aber nicht mehr stattfindet, steht die Öffnung der Geschäfte auf der Kippe.

 Großer Andrang: Die Solinger Innenstadt war gestern voller Besucher. Viele Gäste waren auch aus dem Umland angereist.

Großer Andrang: Die Solinger Innenstadt war gestern voller Besucher. Viele Gäste waren auch aus dem Umland angereist.

Foto: Stephan Köhlen

Kunden, die sich in den Geschäften sprichwörtlich die Klinken in die Hand gaben, und lange Schlangen von Autos vor den überfüllten Parkhäusern - der verkaufsoffene Sonntag anlässlich des Brückenfestes war gestern einmal mehr ein großer Erfolg. Mehrere zehntausend Gäste nutzten das gute Herbstwetter am Sonntagnachmittag zu einem ausgiebigen Einkaufsbummel. Überall in der Stadt hatten die Läden geöffnet, wobei sich vor allem die Einzelhändler in der Solinger City sowie ihre Kollegen in Ohligs über ausgesprochen gut gefüllte Geschäfte freuten.

Gleichwohl sahen etliche der Geschäftsleute den großen Andrang mit gemischten Gefühlen. Denn nachdem das Oberverwaltungsgericht in Münster mit einem Urteil hohe Hürden für die zukünftige Durchführung verkaufsoffener Sonntage aufgestellt hat, ist eine Fortführung der Tradition offener Läden zum Brückenfest unsicherer denn je. Der Grund: Das eigentliche Fest in seinem ursprünglichen Sinn findet bereits seit Jahren gar nicht mehr statt - was indes die Grundvoraussetzung für weiterhin geöffnete Geschäfte am letzten Oktobersonntag ist.

 Der Büchermarkt war eine der Attraktionen, die die Besucher nach Ohligs gelockt hatten. Ob dies in Zukunft für einen verkaufsoffenen Sonntag zum Brückenfest reicht, ist aber unklar.

Der Büchermarkt war eine der Attraktionen, die die Besucher nach Ohligs gelockt hatten. Ob dies in Zukunft für einen verkaufsoffenen Sonntag zum Brückenfest reicht, ist aber unklar.

Foto: Köhlen Stephan

Darum nehmen die Solinger Einzelhändler nun die politisch Verantwortlichen sowie die Stadtverwaltung in die Pflicht und drohen schon einmal mit Konsequenzen für den Fall, dass ihre Ladenlokale im kommenden Jahr geschlossen bleiben. "Wenn wir unsere eigenen Geschäfte nicht mehr öffnen dürfen, muss man sich die Frage stellen, warum wir uns dann die ehrenamtliche Arbeit bei der Organisation des Programms machen sollten", sagte beispielsweise Brigitte Kiekenap von der Ohligser Werbe- und Interessengemeinschaft (OWG), mit Blick auf den Büchermarkt sowie andere Aktivitäten, die neben den offenen Geschäften gestern für die reichlich Betrieb im Stadtteil sorgten.

Und auch Detlef Ammann, Vorsitzender des Werbe- und Interessenrings Solinger Innenstadt (W.I.R.), mahnte an, die Bedingungen für den verkaufsoffenen Sonntag zu erhalten. "Wir brauchen diese Möglichkeit, Kunden von außerhalb nach Solingen zu locken. Gerade sonntags brummt der Handel im Internet. Und dagegen müssen wirverstärkt unsere eigenen Akzente setzen", sagte Ammann gestern Abend im Gespräch mit unserer Redaktion.

Allerdings könnte genau darin für die nächsten Jahre ein Problem liegen. Dampfloks auf der Müngstener Brücke, die früher den Charakter des Brückenfestes ausmachten, werden nämlich frühestens im Jahr 2019 wieder über das historische Bauwerk zwischen Solingen sowie Remscheid rollen. Das bestätigte jetzt noch einmal ein Sprecher der Bahn auf Anfrage. "Die zurzeit laufenden Renovierungsarbeiten an der Brücke werden Ende 2018 abgeschlossen sein", sagte der Unternehmens-Sprecher.

Was wiederum das Ende des verkaufsoffenen Sonntags bedeuten könnte. So wurde aus Kreisen der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in den zurückliegenden Tagen bereits Kritik an den offenen Geschäften in Solingen laut. Es könne nicht sein, dass der verkaufsoffene Sonntag vollkommen abgekoppelt vom einstigen Brückenfest fortbestehe, sagte etwa ein Insider der Gewerkschaft, die zurzeit versucht, in der Nachbarstadt Wuppertal ähnliche Veranstaltungen, die eigentlich für die kommenden Wochen auf dem Programm stehen, gerichtlich untersagen zu lassen.

So weit ist es in der Klingenstadt zwar noch nicht. Dennoch sind die betroffenen Händler alarmiert. "Wir müssen uns alle zusammen Lösungen für das Brückenfest überlegen", forderte W.I.R.-Chef Ammann, während OWG-Frau Kiekenap die Bedeutung des Festes für ganz Ohligs unterstrich. Kiekenap: "Es ist uns wichtig, ein Rundum-Paket anzubieten, um den Stadtteil zu beleben".

Gleichwohl drängt die Zeit, da die Termine für die verkaufsoffenen Sonntage 2017 schon in einigen Wochen festgelegt werden müssen. Die Stadt Solingen sowie die betroffenen Händler-Organisationen stellen aus diesem Grund eine Liste der entsprechenden Feste zusammen, über die am Ende die Politik zu entscheiden hat.

(RP)
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