Solingen Hand in Hand für gute Nachbarschaft

Solingen · Im Netzwerk Übergangsheim Mittelstraße/Hochstraße helfen Mitglieder von Vereinen, Verbänden, Gemeinden und Verwaltung gemeinsam Flüchtlingen, sich an ihr neues Umfeld zu gewöhnen.

Mülltrennung, richtiges Lüften und Heizen: Was nicht einmal einheimische Wohnungsnutzer immer beherzigen, ist für manch einen Einwanderer aus einem anderen Kulturkreis mitunter komplettes Neuland. "In trockenen Gegenden ist das Problem von Schimmelbildung durch feuchte Räume einfach nicht so bekannt", erklärt Michael Vermöhlen, Mitglied des Netzwerks Übergangsheim Mittelstraße/Hochstraße.

Der Zusammenschluss aus Stadt, Vereinen und Verbänden kümmert sich um die derzeit 124 Bewohner der Ohligser Einrichtung aus 26 Nationen - darunter die klassischen Flüchtlingsländer Syrien, Irak oder Afghanistan - und unterstützt sie auch bei den praktischen Anforderungen des Lebens in der neuen Heimat. "Unsere Zimmer haben Wohnungscharakter, und die bieten ihnen die Möglichkeit, schon einmal das Leben in einer Privatwohnung zu trainieren", erklärt Heimverwalter Holger Schütz.

Einmal in der Woche ist die städtische Sozialarbeiterin Ursula Weber zu einer Sprechstunde in der Einrichtung: "Die Leute kommen dann mit den unterschiedlichsten Fragen zu mir, etwa wenn sie zum Beispiel Briefe von Behörden nicht verstehen", erklärt sie. Nach Postleitzahlen eingeteilt besuchen die Sozialarbeiter auch Privatwohnungen, helfen bei diversen Problemen und kümmern sich um Kita-Plätze. Ehrenamtler betreiben im Haus an der Hochstraße eine Kleiderkammer und eine Fahrradwerkstatt.

"Das hier ist eine gewachsene Struktur", bekräftigt Klaus Mahler, ebenfalls Heimverwalter. Er wohnt auch vor Ort. "Dadurch kann ich gelegentliche Konflikte im Keim ersticken." Das Verhältnis zu den Nachbarn sei sehr gut, betont er. Und das soll auch so bleiben: Neben der alljährlichen Adventsfeier mit Nikolaus und Stockbrot gestaltet das Netzwerk auch ein Sommerfest - das nächste am 24. August zwischen 14 und 17 Uhr - mit einem Angebot an Spielen und internationalen Speisen. "Nachbarn sind dabei immer herzlich eingeladen", betont Xenia Furaew von der Caritas, die sich im Rahmen der Aktion "Neue Nachbarn" für Flüchtlinge einsetzt. Ein Vorteil des Netzwerks bestehe in der besseren Koordination von Veranstaltungen und Impulsen: "Wir stimmen die Planung von Festen aufeinander ab." Zudem tauschten sich die Partner auch über Wege aus, eine berufliche Perspektive für Bewohner zu schaffen.

Als eine Art Bindeglied zur Sozialarbeit sieht derweil Pastor Andreas Wiltzer die Arbeit der Kinderkirche. Im Rahmen seines Projekts für Flüchtlingsfamilien betreibt er auch ein Willkommenscafé unweit des Übergangsheims an der Merscheider Straße, das wiederum von Bewohnern des Hauses aufgesucht wird.

Lob für die Arbeit an der Hochstraße kommt von Dirk Wagner, der als Ressortgeschäftsführer bei der Stadt für sämtliche Flüchtlingsfragen zuständig ist: "Mit dem Übergangsheim haben wir gute Erfahrungen gemacht." Eine Prognose darüber, wie es längerfristig mit dem Haus weitergeht, wagt er dennoch nicht. Denn der Mietvertrag der Stadt mit dem Eigentümer läuft im Sommer 2018 aus. "Wir müssen schauen, wie sich die Gesamtsituation danach entwickelt", betont Wagner.

(ied)
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