Ansichtssache Handel im Wandel - und viele bleiben auf der Strecke

Solingen · Der stationäre Einzelhandel gerät mehr und mehr ins Hintertreffen. Selbst in 1a-Lagen der Innenstadt sind erhebliche Leerstände zu beobachten.

In den ehemaligen Clemens-Galerien wird schon seit Monaten nichts mehr verkauft. Die Geschäfte stehen leer, nur das Kino und gastronomische Anbieter sind vor Ort geblieben und warten darauf, dass "My Urban Outlet" endlich in die Gänge kommt und für Belebung sorgt. Das sollte schon zu diesem Zeitpunkt so sein, doch der Investor lässt auf die Umsetzung der Umbaupläne weiter warten.

Wenige Meter weiter, auf der Hauptstraße, ist ebenso Tristesse angesagt. Viele Geschäftsflächen stehen hier zum Teil seit Jahren leer. Nun hat einer der größeren Mieter, der Adler Modemarkt, in dieser Woche angekündigt, die Geschäftsfläche zu verkleinern. Auf eine der derzeit drei Etagen, auf denen Mode insbesondere für Menschen ab 45 Jahren angeboten wird, will das Unternehmen verzichten. Adler ist nicht mal zwei Jahre in der Klingenstadt, doch die Umsatzerwartungen haben sich nicht erfüllt.

Also wird das Konzept verändert. Jetzt soll im Modemarkt Outlet-Ware angeboten, zudem Reste aus anderen Filialen des Unternehmens. Immerhin: Adler bleibt (noch) vor Ort und kehrt Solingen nicht gänzlich den Rücken.

Was viele andere bereits getan haben. Der Reno-Schuhmarkt sucht seit Monaten einen Nachmieter, Appelrath & Cüpper ist ein Fall für sich: In schönster Lage der Hauptstraße findet sich für die Fläche des einstigen Modegeschäftes einfach kein Nachmieter oder Käufer.

Leerstand ist jedoch nicht nur ein Solinger Problem. Auch andere Städte leiden darunter. Vielmehr ist das Problem der Handel selbst. Und hier insbesondere der stationäre Handel, der unter Druck steht und sich gegen die Internet-Konkurrenz behaupten muss. Was viele nicht schaffen. Indiz dafür sind die leerstehenden Ladenflächen selbst in 1a-Lagen. Der einzige Vorteil, den der stationäre Handel gegenüber den Internet-Händlern derzeit noch hat, ist die sofortige Verfügbarkeit der Waren: Anprobieren, kaufen und gleich mit nach Hause nehmen. Doch auch dieser Vorteil kann sich schnell verflüchtigen. Manchen Kunden ist es egal, einen Tag zu warten, schnellere Bringdienste könnten zudem dafür sorgen, dass Bestelltes kurzfristig geliefert wird.

Selbst Einkaufcenter, die eine hohe Frequenz aufweisen, sind nicht nur vom Glück begünstigt. Der Hofgarten am Graf-Wilhelm-Platz/Neumarkt hat mehr als drei Jahre nach der Eröffnung immer noch keine Vollvermietung erreicht. Und wird dies wohl auch nicht erreichen.

(RP)
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