Solingen Handwerkskunst seit acht Generationen

Solingen · Seit 183 Jahren stellt die Manufaktur Robert Klaas im alten Merscheider Fabrikgebäude langlebige Schneidwaren her.

Die imposante Backsteinfassade mit den hohen Fenstern und dem markanten Giebel versprüht für viele Betrachter den Hauch bergischer Geschichte. Für Guido Schiesen ist das Gebäude jedoch vor allem ein Arbeitsplatz: "Es steht hier, weil es genutzt wird", stellt der Geschäftsführer der Manufaktur Robert Klaas klar.

In achter Generation betreibt er das Familienunternehmen, das seit 1934 der benachbarten Straße in Merscheid den Namen gibt. "Ich kenne die Firma, seit ich laufen kann", erzählt Schiesen, "ich bin oft hier gewesen, der Ort und seine Gerüche sind mir vertraut." Da liege der Wunsch nahe, den Betrieb weiterzuführen - auch, wenn sich wirtschaftliche Rahmenbedingungen geändert haben und die Unterhaltung des altehrwürdigen Gebäudes auf dem 5000 Quadratmeter großen Grundstück zweifellos aufwendig ist. Rund 100 Mitarbeiter waren dort zu Hochzeiten tätig, inzwischen greift die Manufaktur feiner Schneidwaren auf etwa 15 Mitarbeiter und die Unterstützung einiger Heimarbeiter zurück.

Begonnen hat alles im Jahr 1834: Der ehemalige Scherenmacher Peter Daniel Pauls gründete eine Firma zur Herstellung von Federmessern in der Hofschaft Scharrenberg. Rund zehn Jahre später eröffnete er den neuen Standort, an dem der Betrieb bis heute ansässig ist. Seit 1869 ist das Unternehmen offiziell unter dem Namen von Pauls' Schwiegersohn Robert Klaas im Handelsregister eingetragen, der Eintrag der Fabrikmarke "Störche" folgte im Jahr 1893.

Neben den Messern gehören auch verschiedene Scheren sowie Maniküre-Etuits mitsamt Pinzetten und Feilen zur Produktpalette der Manufaktur. Die Herstellung der Waren in allen Arbeitsschritten läuft noch immer traditionell. CNC-Fräsen gibt es nicht. Während Schiesen durch den Betrieb führt, steht Taschenmesserreider Manfred Weber in der Werkstatt und setzt die Komponenten der hochwertigen Messer zusammen.

Seit Ende 2013 bietet die Firma auch einen Werksverkauf an. Nur wenige Treppenstufen hinter der Eingangstür des alten Firmengebäudes schließt der Geschäftsführer für die Besucher einen schlichten Raum auf, in dem viele Waren auf Holztischen und in Vitrinen zu bestaunen sind. "Ein Großteil unserer Kunden beim Werksverkauf kommt von auswärts", erklärt Schiesen. Hinter der nächsten Tür liegt das Lager mit seinen unzähligen Schränken. Auch sie haben offensichtlich schon mehrere Generationen überdauert.

Beim Sortiment gibt es eine gewisse Kontinuität. "Unser Katalog ist auf mehrere Jahre ausgelegt, hin und wieder nehmen wir etwas neues dazu", sagt der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann. Zudem stellt die Robert Klaas GmbH in limitierter Auflage ein Jahres-Taschenmesser her, das sich vor allem bei Sammlern großer Beliebtheit erfreut. Aber auch individuelle Wünsche finden Berücksichtigung - sei es bei der Art der Beschalung oder bei der Unterbringung eines Firmenlogos als Klingenätzung: "Die Wertschätzung der Kunden für ein Taschenmesser mit einer schönen Klinge und Beschalung", betont Schiesen, "ist immer noch groß."

(RP)
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