Solingen Harte Kritik an Galerien-Investor

Solingen · Weil das City-Center weiter großteils leer steht, rückt der neue Projektentwickler in den Fokus. So hat die Immobilien Solingen Projektgesellschaft die Clemens-Galerien noch nicht endgültig erworben. Die Zweifel am Konzept wachsen.

Rund ein halbes Jahr ist inzwischen vergangen, seitdem die Pläne für ein innerstädtisches Outlet-Center in den Clemens-Galerien endgültig geplatzt sind und ein neuer Investor in dem zu großen Teilen leerstehenden Einkaufszentrum in der Solinger City das Kommando übernommen hat. Doch von einer handelstechnischen Wiederbelebung der Mall am Mühlenplatz ist nach wie vor kaum etwas zu spüren - weswegen sich nun auch der aktuelle Projektentwickler, der Frankfurter Geschäftsmann Dr. Jochen Stahl, zunehmend heftiger Kritik ausgesetzt sieht.

So wird mittlerweile öffentlich bezweifelt, dass Stahl und seine Immobilien Solingen Projektgesellschaft überhaupt in der Lage sind, in dem Einkaufszentrum für einen neuen Aufschwung zu sorgen. "Ein Konzept für die Clemens-Galerien lässt jedenfalls weiterhin auf sich warten", sagte gestern beispielsweise der Solinger Rechtsanwalt und Geschäftsführer der Kissel Immobilien GmbH, Dr. Norbert Zimmermann, im Gespräch mit unserer Redaktion.

Dabei hat Zimmermann gleich eine ganze Reihe von Fragen an Jochen Stahl. Aus Sicht des Kissel-Chefs ist nämlich bis heute nicht geklärt, wer hinter dem Projektentwickler steht und ob Jochen Stahl überhaupt Eigentümer der Galerien ist. Zimmermann: "Handelt es sich bei den neuen Investoren rund um die Clemens-Galerien um ernsthafte Projektentwickler? Oder handelt es sich nur um eine klassische Heuschrecke ?"

Tatsächlich gab Stahl am Mittwoch an, seine Immobilien Solingen Projektgesellschaft sei zu je 50 Prozent im Besitz der ICG Projektgesellschaft GmbH, bei der er selbst Geschäftsführer ist, sowie der Colossa Projekt GmbH & Co. KG mit Sitz in Leipzig. Und zudem betonte der Geschäftsmann auf Anfrage, die Immobilien Solingen Projektgesellschaft stehe in einer "Auflassungsvormerkung" sowohl für die Galerien als auch für die benachbarten Kaufhof- beziehungsweise P&C-Gebäude.

Das bedeutet im Klartext, dass sich Stahl dagegen abgesichert hat, dass die Objekte am Ende an einen anderen Interessenten verkauft werden. Wobei die Solinger Immobilien erst dann endgültig zu Stahl als Eigentümer wechseln, wenn der volle Kaufpreis bezahlt ist. Dies ist indes noch nicht geschehen. "Die Anzahlungen für die Objekte Kaufhof und P & C sind geleistet", sagte Jochen Stahl, der weiter darauf verwies. "Die Zahlungsziele für alle drei Objekte" lägen auf dem 30. September. Zu möglichen Anzahlungen für die Galerien äußerte sich der Geschäftsmann hingegen explizit nicht.

Im September sollen des Weiteren laut Stahl dann auch die Politik sowie die Stadtverwaltung in Solingen über die Zukunftspläne für die obere Hauptstraße informiert werden. "Die konzeptionelle Ausrichtung wird nach der Sommerpause inhaltlich dargelegt", kündigte der Investor an, der in diesem Zusammenhang unterstrich, an den Standort in der City zu glauben. So sei der Mühlenplatz bereits durch die verschiedenen Aktionen der zurückliegenden sechs Monate "wieder in den Fokus der Bürger" gerückt, sagte Jochen Stahl.

Ob dies aber reicht, bleibt abzuwarten. Denn in der Solinger Politik wächst inzwischen ebenfalls die Skepsis. "Bei der nächsten Sitzung des Planungsausschusses im September muss deutlich gemacht werden, wie es mit den Clemens-Galerien weitergeht", forderte gestern Ausschuss-Vorsitzender Bernd Krebs (CDU).

Von den bisherigen Maßnahmen zur Wiederbelebung des Einkaufszentrums zeigte sich der Christdemokrat jedenfalls zunächst einmal wenig begeistert. "Es ist sicher keine Lösung, auf die Anbieter von Billigwaren zu setzen", fasste Krebs mit Blick auf das erste neue Einzelhandelsunternehmen seine Haltung zusammen. Seit ein paar Wochen bietet die Kette black.de unter dem Motto "Schwarzhandel" in den Galerien Produkte aller Art an. Was für Bernd Krebs nicht eben einen großen Wurf bedeutet. Allerdings weiß der CDU-Mann auch, dass Stadt und Politik am Ende kaum Einfluss auf die Belegung nehmen können.

(or)
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