Solingen Hauptbahnhof: Reisezentrum droht Aus

Solingen · Bahn plant offenbar erneut Schließung des Centers. Die Stadt ist alarmiert und will Bekenntnis zum Standort Solingen.

Offiziell ist von der Bahn AG zwar noch nichts Konkretes in Erfahrung zu bringen. Doch anscheinend existieren nun innerhalb des Unternehmens erneut ernsthafte Überlegungen, das Reisezentrum am Solinger Hauptbahnhof zu schließen - nachdem in der Vergangenheit bereits mehrfach über ein Aus der Serviceeinrichtung für Reisende diskutiert worden war.

"Diesbezügliche Pläne können wir weder bestätigen, noch dementieren", sagte gestern ein Sprecher der Bahn auf Anfrage unserer Redaktion. Wobei das Bekenntnis des Konzerns zu dem Reisezentrum in Ohligs im Dezember allerdings noch anders geklungen hatte. Seinerzeit waren schon einmal Gerüchte über eine bevorstehende Schließung an die Öffentlichkeit gedrungen, die von der Bahn damals indes zurückgewiesen worden waren.

Tatsächlich ist auch die Stadt Solingen hochgradig alarmiert. Immerhin hatte sich die Bahn bereits im zurückliegenden November aus Kostengründen dazu entschieden, das Reisezentrum an Samstagen fortan nicht mehr zu öffnen, so dass die Kunden nun an den Wochenenden vor verschlossenen Türen stehen.

Die Verantwortlichen im Rathaus befürchten offenbar ein Ende der Serviceeinrichtung auf Raten. Aus diesem Grund wandte sich Stadtdirektor Hartmut Hoferichter jetzt an das Unternehmen und bat den Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn, Werner Lübberink, um einen kurzfristigen Gesprächstermin. Wann dieses Treffen stattfindet, war am Mittwoch jedoch noch unklar. Vonseiten der Bahn hieß es lediglich, ein entsprechendes Schreiben Hoferichters sei eingegangen.

Dabei drängt aus Sicht der Stadt die Zeit. Seit der Schließung des Kundencenters an den Wochenenden gingen bei der Verwaltung nämlich immer wieder Beschwerden verstimmter Bahnreisender ein, die sich vor allem über unzumutbar lange Wartezeiten sowie einen allgemein schlechteren Service beklagten.

Ein Ärger, den man im Rathaus sehr gut nachvollziehen kann. So zeigte Stadtdirektor Hoferichter gestern zwar durchaus Verständnis dafür, dass die Bahn AG "Kostendruck und Sparzwängen ausgesetzt sei". Gleichzeitig erinnerte die Stadtspitze das Unternehmen aber an seine soziale wie gesellschaftliche Verantwortung. "Eine Großstadt wie Solingen braucht einen Hauptbahnhof mit Reisezentrum und sinnvollem Service", betonte beispielsweise Oberbürgermeister Tim Kurzbach.

Gerade ältere sowie gehbehinderte Menschen seien auf das Servicecenter angewiesen, da nur dort Informationen barrierefrei zu erhalten seien, unterstrich der OB, der in diesem Zusammenhang den Konzern aufforderte, die Belange der Kunden nicht aus den Augen zu verlieren. Kurzbach: "Ich erwarte, dass die Bahn zu Solingen steht und nachbessert".

Wie eine Lösung des Problems rund um das Reisezentrum nach ihrem Dafürhalten aussehen könnte, machte die Stadt gestern deutlich. So sei zu überlegen, inwieweit die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke Solingen (SWS) eine Kooperation mit der Bahn eingehen könnten, hieß es zum wiederholten Male aus dem Rathaus, wo Stadtdirektor Hoferichter deshalb anregte, die SWS-Verantwortlichen in die anstehenden Gespräche zwischen Unternehmen sowie Verwaltung mit einzubeziehen.

Ganz neu ist ein solcher Vorschlag nicht. Als 2015 erstmals Überlegungen der Bahn AG bekannt wurden, das Reisezentrum dicht zu machen, hatte die Stadt eine entsprechende Zusammenarbeit bereits einmal ins Gespräch gebracht. Später war davon dann aber Abstand genommen worden, weil die Bahn ihre Schließungspläne hatte fallenlassen. Vor zwei Jahren waren unter anderem der Seniorenbeirat und der Behindertenbeirat gegen ein Aus für das Reisezentrum am Hauptbahnhof auf die sprichwörtlichen Barrikaden gegangen.

(or)
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