Solingen Weit mehr als nur Geburtsbegleitung

Solingen · Seit 1997 besteht die Hebammenpraxis Luna. Neben Geburtsbegleitung gibt es ein Angebot zur Frauengesundheit.

Es sind keine einfachen Zeiten für Hebammen: Aufgrund der teuren Haftpflichtversicherung droht denjenigen, die freiberuflich arbeiten, das berufliche Aus. Seit Jahren steigen die Beiträge für ihre berufliche Haftpflichtversicherung. Ab diesem Monat müssen freiberuflich in der Geburtshilfe tätige Hebammen über 5000 Euro für ihre Haftpflichtversicherung aufbringen. Ab Juli 2015 hat die Nürnberger Versicherung allen freiberuflichen Hebammen gekündigt. Somit gibt es keine Versicherungsunternehmen im In- und Ausland mehr, die sie versichern wollen. Ein Umstand, der einem Berufsverbot gleichkommt, denn selbst wenn die Hebammen ihre Dienstleistungen als privat zu zahlen anbieten wollten, wäre dies nicht möglich, da kein Versicherungsschutz bestünde. Die Folge wäre, dass keine gebärende Frau außerhalb eines Krankenhauses noch die Versorgung durch eine Hebamme erwarten könnte.

"Natürlich verunsichern auch uns diese drastischen Veränderungen für den Beruf der Hebamme", räumt Heike Brosge ein. Sie hat 1997 die Hebammenpraxis Luna gegründet und ist seit 22 Jahren Hebamme. Etwa 800 Kindern hat sie in dieser Zeit geholfen, das Licht der Welt zu erblicken. "Wir waren damals die erste Hebammenpraxis überhaupt in Solingen", erinnert sich die 44-Jährige an die Anfänge. Brosge selbst ist mittlerweile nicht mehr in der aktiven Geburtsbegleitung tätig. Dies habe private Gründe, sagt die Mutter von zwei Söhnen, deren Großvater sie auf die Idee brachte, Hebamme zu werden.

Das fünfköpfige Team der Hebammenpraxis Luna betreut im Jahr etwa 300 Frauen in der Schwangerschaft, während der Geburt, in der Nachsorge und im Rahmen des breit angelegten Kursangebotes. Das Leistungsspektrum reiche von Geburtsvorbereitungskursen bis hin zu Sportangeboten vor und nach der Geburt und Training für die Beckenbodenmuskulatur für Frauen ab 50 Jahren. "Uns ist es sehr wichtig, familienorientiert zu sein und neben den Angeboten rund um Schwangerschaft, Geburt und die Zeit danach auch das Frausein nicht zu kurz kommen zu lassen", betont Heike Brosge. Ein "Ort der Ruhe, der Geborgenheit und des Vertrauens" solle die Praxis sein. Nicht zuletzt mache das vielfältige Angebot die Hebammenpraxis in wirtschaftlich und politisch schweren Zeiten zukunftsfähig. "Wir sind aufgrund des breiten Spektrums ebenso abgesichert wie durch die Zusammenarbeit im Team", glaubt Brosge. Sogar der Auseinandersetzung um die steigenden Beiträge der Haftpflichtversicherung kann sie bei allem Mitgefühl für ihre Kolleginnen und eigener Beteiligung an Protestaktionen noch etwas Gutes abgewinnen: "Der Beruf der Hebamme ist ein wunderbarer und wir sollten die Situation nutzen, um auf unsere gesellschaftliche Bedeutung nachdrücklich aufmerksam zu machen."

(pbm)
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