Solingen Heinrich Maxen und der Knoten im Löffel

Solingen · Der Solinger Besteckdesigner feiert in diesem Jahr 80. Geburtstag. Das Klingenmuseum ehrt ihn mit einer Ausstellung.

Die Suppe muss aber lecker sein, wenn selbst der Löffel einen Knoten vor Begeisterung bekommt. Viele werden sich noch an die Fernsehwerbung aus den 90er Jahren eines führenden Herstellers von Tütensuppen und Fertiggerichten erinnern. Kaum aber einer weiß, dass der Maggie-Löffel von 1991 mit dem Knoten im Stiel vom Solinger Besteckdesigner Heinrich Maxen entworfen wurde.

"In der Fachwelt und natürlich in Solingen ist Maxen ein Begriff", sagt Isabell Immel, stellvertretende Leiterin des Deutschen Klingenmuseums. "In diesem Jahr wird Heinrich Maxen 80 Jahre alt. Das nehmen wir zum Anlass, in einer Ausstellung auf 30 Jahre Besteckentwürfe zu blicken." Zu sehen ist eine Auswahl aus den rund 200 Besteckkreationen von den 60er bis in die 90er Jahre. "Mit Zeichnungen, Handstücken und Bestecken können wir einen guten Überblick über sein Schaffen bieten." Was sofort an Maxens Bestecken auffällt, ist das Schlichte, Schnörkellose und zugleich Edle. Hinzu kommt ein verspielter Umgang mit dem Material. Und das zieht sich von den frühen 60er Jahren an durch - zu einer Zeit, als man zumeist noch mit verschnörkelten und versilberten Gabeln von der Größe einer Mistforke gegessen hat. Da war Heinrich Maxen seiner Zeit weit voraus. "Vieles war von mir so ideal gelöst worden, dass kein Hersteller darauf angesprungen ist", erinnert sich Maxen amüsiert. "Mit der Zeit aber sind die Firmen auf den Geschmack gekommen." Spätestens als Maxen bei Ausstellungen in London und Köln die Fachpresse begeisterte, waren seine Arbeiten gefragt.

In Solingen hat er für fast alle namhaften Besteckhersteller gearbeitet: von Dreizack über Zwilling bis Picard & Wielpütz. "Manche haben Entwürfe von mir gekauft und dann einfach in der Schublade verschwinden lassen — nur damit die Konkurrenz sie nicht bekommt." Dabei fing Maxen mit seinen Besteckentwürfen eher nebenher an. Ursprünglich stellte der gelernte Graveur Prägewerkzeuge für Besteckmuster her. Neben der Form ist das Spiel mit dem Material spannend. Etwa ein Besteck, das durch eine besonders kurze Messerklinge auffällt, die schlanken Griffe sind zudem nicht aus Metall, sondern aus Palisanderholz gearbeitet. Oder ein Steakbesteck aus Rundstahl mit wellenartigen Griffen: "Hierfür haben wir keine geschlossene, sondern eine freie Form benutzt, die diesen interessanten optischen Effekt möglich machte", erläutert Maxen. Dafür wurde er 1984 mit der Auszeichnung des Zeitgenössischen Deutschen Kunsthandwerks geehrt. Daneben gibt es aber auch viele Stücke, die vielleicht jeder schon einmal in der Hand gehabt oder gesehen hat, ohne zu wissen, dass sie von Maxen stammen.

Da wäre der klassische, rechteckige Flaschenöffner oder der längliche, fast dreieckige Brieföffner — beides mit Gravuren von Solingen — Motiven oder dem Solingen-Schriftzug.

Mit seinen Gravuren, die Heinrich Maxen für die Stadt entworfen hat, tut er sich nun etwas schwer. "Die werde ich nicht mehr los." Sie zeigen das stilisierte Stadtbild von Solingen von der Gräfrather Klosterkirche bis hin zu Schloss Burg. Und natürlich mit Turmhotel. "Aber das wurde ja nun gesprengt." So gehört zumindest in den Arbeiten von Heinrich Maxen der nicht mehr vorhandene Bau weiterhin zur Skyline der Klingenstadt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort