Solingen Herzsprung-Premiere im Kammerspielchen

Solingen · Schüler der Hauptschule Central bringen bei ihrem Theaterprojekt das Publikum zum Nachdenken. Der Vorschlag für das Stück kam von Michael Halbey.

 Ein Jahr lang haben die Schüler der Jahrgangsstufen sieben und acht für "Herzsprung" geprobt - ein Theaterstück über Seelennot und inneren Schmerz.

Ein Jahr lang haben die Schüler der Jahrgangsstufen sieben und acht für "Herzsprung" geprobt - ein Theaterstück über Seelennot und inneren Schmerz.

Foto: Stephan Köhlen

So doppeldeutig wie der Titel des Theaterstücks, so kontrovers sind auch die Szenen. Herzsprung - zum einen drückt der Begriff den Mut zum Sprung aus, zum anderen beschreibt er ein zersprungenes Herz. Mit Seelennot und innerem Schmerz haben beide zu tun. Das zeigen die Szenen deutlich, die von den neun Schülern der Hauptschule Central auf die Bühne gebracht werden. Sie handeln von einer Jugend, die alles ist, nur nicht unbeschwert.

Erzählt wird von geplatzten Träumen, von Perspektivlosigkeit, von der Angst vor einer Abschiebung, Verlust von Heimat und Rassismus. H. W. hat niemanden mehr und landet auf der Straße. Um zu überleben, bleibt ihm nichts anderes übrig, als sich einer Gang anzuschließen. Die eigenen Verletzungen verbirgt er tief in seinem Innern, der Welt zeigt er seine harte Schale, seine Unverwundbarkeit. Als er seine ehemalige Bekannte Irene trifft, überwindet er sich, sie zu bitten, bei ihr unterzukommen, doch Irene lehnt ab. In seiner Enttäuschung wird er zudringlich, bis Irene ihm entwischt. Gabrieles Traum von einer Modelkarriere ist geplatzt, da sie sich verletzt hat und ausgenutzt wurde. Nun fühlt sie sich als Versagerin. "Ich würde jetzt sofort vom nächsten Baum springen."

Als ein alter Freund auftaucht, erklärt sie sein Outfit hochmütig für uncool und überträgt ihr mangelndes Selbstbewusstsein auf ihn. Als H. W. zu den versammelten Freunden stößt, droht die Situation zu eskalieren, da H. W. den Asiaten beleidigt und nur Paul sich traut, ihm zu widersprechen.

Mit "Herzsprung" bringen die Schüler der Jahrgangsstufen sieben und acht das Publikum unweigerlich zum Nachdenken. Gesponsert wurde das Theaterprojekt von der Walbusch-Stiftung, von Ernst-Werner Quambusch vom Kammerspielchen und von Burkhard Kuhr. Ein ganzes Schuljahr haben die Schüler mit Regisseur Michael Halbey und Nora van Hümmel, Sozialpädagogin an der Hauptschule Central, geprobt. "Drei haben schon bei König Artus mitgespielt", sagt Jürgen Kaiser (SPD), der das Theaterprojekt von Anfang an begleitet hat. Es sei gut zu beobachten, wie das Selbstwertgefühl der jungen Schauspieler in der Gruppe wachse. "Das Stück wurde von Michael Halbey vorgeschlagen, und die Schüler fanden es cool", meint Nora van Hümmel.

Renée Kaldewey spielt Gabriele. "Wir haben am Anfang geschaut, wer zu welcher Rolle passt", erzählt sie. Sie ist groß, schlank und hübsch. So bekam sie die Rolle des gescheiterten Models. "Das Reinfühlen war nicht so schwer", verrät sie. Es war das viele Textlernen, das ihr zu schaffen machte. "Das Stück ist gut", sagt Renée. "Das passt."

Weitere Vorstellungen: "Herzsprung" ist noch am heutigen Mittwoch um 10 Uhr, 12 Uhr und 14 Uhr im Kammerspielchen, Gerberstraße, zu erleben.

(sue)
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