Solingen Hexeneinmaleins der Symphoniker

Solingen · Neue Spielplanbroschüre: Generalmusikdirektor Peter Kuhn stellte das Programm für die kommende Saison vor.

 Die Bergischen Symphoniker spielen sechsmal sechste Symphonien.

Die Bergischen Symphoniker spielen sechsmal sechste Symphonien.

Foto: Stephan Köhlen (Archiv)

Leicht hat er es wahrhaftig nicht gehabt. Auf der einen Seite ist er wohl der bedeutendste deutsche Symphoniker des 20. Jahrhunderts. Auf der anderen Seite tut man sich schwer, seine Werke in den Konzertprogrammen zu finden. Das mag zum einen daran liegen, dass er während der Nazi-Zeit überwiegend für die Schublade schreiben musste. Zum anderen hat er einen genial eigenständigen Stil entwickelt, der durchaus quer lag zu der Entwicklung der neuen Musik nach 1945. Die Rede ist von Karl Amadeus Hartmann (1905 bis 1963). Umso gewichtiger ist es, dass Generalmusikdirektor Peter Kuhn Hartmanns 6. Symphonie aus der Versenkung geholt hat und im 5. Philharmonischen Konzert der Bergischen Symphoniker in der kommenden Saison dem Publikum vorstellen wird. "Ich halte sie für Hartmanns beste Symphonie." In dieser Woche präsentierte Kuhn das neue Programm für die Saison 2015/2016.

Darin gibt es drei hervorstechende Merkmale. Zum einen erklingen sechsmal sechste Symphonien: neben Hartsmanns Werk die Symphonien von Alexander Glasunow, Gustav Mahler, Jean Sibelius, Anton Bruckner und Franz Schubert. Hexeneinmaleins? "Das hat sich fast zufällig ergeben", erklärt Peter Kuhn die seltsame Sechserzahl. "Glasunow schätze ich sehr und die Anregung zu Bruckners Sechster kam aus dem Orchester."

In der Regel bestimmt der Generalmusikdirektor das Programm. Aber auch für Anregungen aus den Reihen der Musiker hat er ein offenes Ohr. Zudem gibt es viel Mozart - eingepackt mit passenden Werken aus Romantik und Moderne. "Ein Konzert muss ein stimmiges Ganzes sein, es muss regelrecht komponiert werden", so der Generalmusikdirektor. "Schwerpunkt ist natürlich weiterhin die Romantik, das eigentliche Betätigungsfeld eines Symphonieorchesters."

Die zweite Besonderheit kommt mit der Pianistin Silke Avenhaus daher. Sie wird als Mitwirkende bei drei Philharmonischen und einem Kammerkonzert eine Art "Artist in Residence" bei den Symphonikern sein. Kuhn: "Sie gehört zu den wenigen Pianisten, die ihre Kadenzen selber schreiben." Das mache es besonders spannend, da hier die Gedanken der Musikerin zum jeweiligen Konzert buchstäblich hörbar werden. Dritte Besonderheit ist das Programmheft selbst. Die Konzerte werden nur kurz vorgestellt, dafür gibt es jede Menge interessanten Lesestoff. Neben Interviews mit dem Generalmusikdirektor, der Pianistin Silke Avenhaus und Konzertbesuchern haben auch Orchestermitglieder Texte beigesteuert. "Hier konnten die Musiker ihre Erfahrungen einmal einfließen lassen." Neben den Kammerkonzerten sind die Symphoniker auch im Operngraben des Theaters zu finden.

Außer Tschaikowskis "Nussknacker" als Ballett gibt es beispielsweise Léhars "Die lustige Witwe" und Mozarts "Don Giovanni". Und natürlich darf die Solinger Eigeninszenierung nicht fehlen: Im Mai 2016 kommt "La Clemenza di Tito" von Mozart auf die Bühne. Der Chor der Bergischen Symphoniker wird am 12. April 2016 seine große Stunde mit Haydns Oratorium "Die Jahreszeiten" haben.

Besonders stolz ist man auf die Entwicklung, die das Freikarten-Projekt für Schüler genommen hat. In den vergangenen drei Jahren hat sich die Zahl hier von etwa 200 auf rund 400 gesteigert. "Die jungen Leute bringen richtig Lebendigkeit ins Konzert", weiß Kuhn. Und die Schüler bringen durchweg offene Ohren gerade für neue Musik mit. Die Zahl der Abonnenten der Philharmonischen Konzerte liegt zurzeit bei rund 400 - Tendenz weiter sinkend, wie Hans Knopper, Direktor des Kulturmanagements, berichten kann. "Das gilt auch für die anderen Bereiche unseres Kulturangebots. Aber die Gesamtbesucherzahl ist gleich geblieben." Das heißt: weniger Abos, aber mehr einzeln verkaufte Karten. Knopper: "Das hat mit veränderten Verhaltensweisen des Publikums zu tun." Weniger wollen sich mit einem Abo binden. Das mache es aber auch schwerer, denn es müsse dann verstärkt für die Veranstaltungen geworben werden. Peter Kuhn: "Wir machen keine Wunschkonzerte, um nach der Quote zu schielen, sondern wir wollen ein interessantes Programm anbieten." Das scheint den Symphonikern auch wieder für die neue Saison gelungen zu sein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort