Solingen Hochschulreife für die ersten Sportschüler

Solingen · Christ Mbaya sowie Jan Melzer haben sich trotz ihres sportlichen Talents für eine Verkürzung der Schulzeit auf acht Jahre entschieden. Die Leistungssport-Strukturen haben sie sich dabei zunutze gemacht.

 Nach dem G 8-Abitur im Juli 2016: Bei Jan Melzer (l.) und Christ Mbaya steht auf dem Abschlusszeugnis jeweils eine Eins vor dem Komma.

Nach dem G 8-Abitur im Juli 2016: Bei Jan Melzer (l.) und Christ Mbaya steht auf dem Abschlusszeugnis jeweils eine Eins vor dem Komma.

Foto: Stephan Köhlen

Es war einer der bewegendsten Momente der Eröffnungsfeier der NRW-Sportschule: Die beiden Fünftklässler Christ Mbaya und Paulina Klever überreichten dem damaligen Oberbürgermeister Franz Haug und NRW-Innenminster Ingo Wolf zwei Shirts, die die beide direkten überstreiften. Im Gegenzug zogen diese beide ihre Sakkos aus. Christ Mbaya zögerte nicht lange, legte das ihm viel zu große Kleidungsstück über seine Schultern - und seine Mitschülerin tat es ihm gleich.

"Für einen kleinen Jungen ist es etwas ganz Besonderes, wenn man in diesem Moment ein Geschenk überreichen darf", blickt Christ Mbaya auf das Event der ersten beiden Sportklassen an der Friedrich-Albert-Lange-Schule (FALS) im August 2008 zurück. "Deswegen vergisst man es nicht." Acht Jahre später gehört der 17-Jährige zu den ersten vier geförderten Sportlern, die nach verkürzter Schulzeit ihr Abitur bestanden haben. Der Großteil der ehemaligen sportlichen Weggefährten hingegen wird erst in einem Jahr die Hochschulreife nachlegen.

Christ Mbaya wäre selbst nie auf den Gedanken gekommen, sich um die Aufnahme an der NRW-Sportschule zu bemühen. "Meine Lehrerin an der Grundschule Westersburg hat es mir empfohlen - wohl auch, weil ich bei jedem Sportfest den ersten Platz belegt hatte." Erst an der FALS entdeckte der Leichtathlet sein Talent für den Hochsprung und Sprint, das dann auch parallel im Verein gefördert wurde. Trotz zahlreicher Top Fünf-Platzierungen in den Deutschen Altersklassen-Ranglisten hat es nie zu einem größeren Titelgewinn gereicht. Ein Grund, warum er sich in der neunten Klasse entschieden hat, mit dem G 8-Abitur seine Schullaufbahn voranzutreiben. "Die Funktion des Sportlers war ja nicht weg." Zudem habe Christ Mbaya die Option gesehen, nach bestandenem Abitur ein Jahr lang ungestört Sport treiben zu können. Mit einem Noten-Durchschnitt von 1,5 hat er die Ziellinie erreicht.

Während sich Christ Mbaya noch nicht auf ein Studium festgelegt hat, hat Jan Melzer seinen Platz in Düsseldorf sicher. "Sportbusiness-Management" hat der 18-Jährige gewählt. "Beim Wechsel an die Weiterführende Schule war ich noch nicht die Sportskanone gewesen." Sein Talent beim Badminton hat sich erst kurz danach herauskristallisiert. "Ich hätte in der Unterstufe aus der Regel- in eine Sportklasse wechseln können." Melzer wollte es jedoch nicht, weil er auf die gute Klassengemeinschaft nicht habe verzichten wollen. Ab Klasse acht konnte der frisch gebackene Abiturient trotzdem am Frühtraining teilnehmen, ohne im Unterricht etwas zu verpassen.

Auch Jan Melzer wählte den Weg des G 8. Ein Faktor war für ihn, dass es für Leistungssportler im Badminton kein Geld zu verdienen gibt. Gut vorbereitet durch den fünfwöchigen Vertiefungskurs in Stufe elf strebte auch Jan Melzer einem guten Abitur mit einer Eins vor dem Komma entgegen. Mit einer 1,9 führt der Weg nun ins Duale Studium.

(gra)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort