Solingen Hohe Nachfrage - geringes Angebot

Solingen · Der Solinger Immobilienmarkt ist angespannt und schwierig. Bauflächen sind so gut wie keine mehr vorhanden.

Die Bauwirtschaft boomt, dunkle Wolken am Konjunkturhimmel sind nicht zu erkennen. "Die niedrigen Zinsen beflügeln unser Geschäft", sagt der Bauunternehmer und stellvertretende Kreishandwerksmeister von Solingen-Wuppertal, Kai Buschhaus. Und er geht nach der jüngsten Umfrage der Handwerkskammer Düsseldorf von einer weiter steigenden Nachfrage aus.

Doch nicht überall herrscht Freude. Denn mancherorts ist das Angebot an Wohn- oder Gewerbegrundstücken derart zusammengeschrumpft, das kaum noch Geschäfte gemacht werden können. Beim städtischen Immobilienmanagement beispielsweise.

Mit einem Klick ist man schnell auf der Homepage bei Wohnimmobilien - und ebenso schnell hat der geneigte Interessent das Angebot studiert: Zwei Baugrundstücke am Möwenweg in Höhscheid, 651 Quadratmeter groß, Preis 168.000 Euro, Grundstück nutzbar für Einfamilienhaus. Mehr ist derzeit nicht im Angebot, und auch bei Gewerbeimmobilien ist der Bestand äußerst bescheiden: Gerade einmal eine Fläche von 507 Quadratmetern gewerblichen Baugrund an der Ecke Stübbener Straße/Heukämpchen Straße zum Preis von 128.000 Euro steht beim städtischen Immobilienmanagement zum Verkauf.

Die Wirtschaftsförderung hat gleichwohl noch reichlich Gewerbeflächen in ihrem Besitz, und zwar aktuell 356.000 Quadratmeter. Für den Wohnungsmarkt gilt indes: "Der Markt ist leer gefegt", sagt ein Immobilienexperte. "Angespannt" und "schwierig" - so bewertet Stefan Jäger, Prokurist der Kissel-Gruppe, den Immobilienmarkt. "Die Nachfrage ist hoch, das Angebot niedrig. Und was reinkommt, ist relativ schnell weg beziehungsweise verkauft", sagt Jäger. Er geht davon aus, dass die Zinsen "dauerhaft niedrig bleiben". Wer in Immobilien investiere, "der macht nichts falsch", sagt der Prokurist der Kissel-Gruppe. Denn die Verzinsung bei Immobilien sei durchweg höher als Anlagen beispielsweise auf dem Sparbuch. "Bei Immobilien stimmt die Rendite", sagt Stefan Jäger und ergänzt: "Die Situation auf dem Wohnungsmarkt verschärft sich von Monat zu Monat."

Denn Bauflächen sind so gut wie keine mehr vorhanden. Oder wenn doch, dann werden sie derzeit nicht verkauft. "Wir steuern von daher gesehen auf eine Wohnungsnot auch in mittelgroßen Städten wie Solingen zu", befürchtet Stefan Jäger. Er betont: "Wir brauchen den Wohnungsbau, insbesondere den hochwertigen Wohnungsbau."

Denn ganz oben auf der Wunschliste bei Interessenten stehen Wohnungen mit sehr guter Ausstattung - überdies mit Aufzug und Tiefgarage. Die gehen weg wie die sprichwörtlich warmen Semmeln.

Der Olbo-Park in Ohligs von Bauträger "plan 8" ist dafür ein gutes Beispiel. 84 von 86 Wohnungen sind hier ein Jahr vor der Fertigstellung bereits verkauft.

Die Kissel-Gruppe will dem gehobenen Anspruch jetzt beispielsweise mit 22 neuen Eigentumswohnungen - seniorengerecht und in energiesparender Bauweise - in Aufderhöhe erneut umsetzen. Bis Ende nächsten Jahres sollen dort zwei Wohnhäuser mit jeweils elf Einheiten stehen. "Nächste Woche stelle ich das Bauschild auf, es gibt bereits jetzt viele Voranfragen", sagt Stefan Jäger.

Immobilien sind jedenfalls immer gefragter. "Wir verzeichnen ein lebhaftes Geschäft, vor allem im Neubau-Bereich", sagt Sparkassen-Chef Stefan Grunwald. Auch das Kreditinstitut hat beobachtet, dass das Kaufinteresse größer ist als das Angebot. "Gute Wohnungen zu bezahlbaren Preisen zu bekommen, das ist schwierig", so Grunwald. Immerhin 1200 Immobilienobjekte hat die Stadt-Sparkasse im vergangenen Jahr finanziert. Das waren 400 mehr als ein Jahr zuvor. Tendenz: weiter steigend.

(RP)
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