Solingen Holzhäuser: Stadt will Ängste zerstreuen

Solingen · Bei einem Treffen der Initiative "Gräfrath hilft" ging es um die geplante Unterkunft Nibelungenstraße. Gegner formulierten Vorbehalte, die die Stadt zu entkräften versuchte. Die Initiative will weiter an der Integration arbeiten.

 Flüchtlingskoordinator Dirk Wagner informierte über die geplante Unterkunft Nibelungenstraße.

Flüchtlingskoordinator Dirk Wagner informierte über die geplante Unterkunft Nibelungenstraße.

Foto: Stephan Köhlen

Über die prinzipielle Notwendigkeit, länger in Solingen lebende Flüchtlinge zu integrieren, herrschte noch Einigkeit. Aber an der Frage, an welchem Ort dies zu geschehen habe - daran schieden sich bis zum Ende die Geister.

Rund 60 Besucher waren am Montagabend der Einladung der Initiative "Gräfrath hilft" unter Leitung des Gräfrather Bezirksbürgermeisters Udo Vogtländer (SPD) in die Zentralfachschule der Deutschen Süßwarenwirtschaft (ZDS) gefolgt, darunter auch etliche Anwohner der Nibelungenstraße. Dort soll demnächst ein neues Holzhaus für Flüchtlinge errichtet werden. Doch so sehr sich Mitarbeiter der Stadt sowie der Technischen Betriebe auch mühten: Die Vorbehalte gegen den Bau vermochten sie nicht zu zerstreuen.

Abwasserkanäle, die möglicherweise zu klein seien, eventuell zu hohe Erschließungskosten, der zu erwartende Baustellenverkehr und eine Hundeschule, die der Unterkunft für bis zu 100 Flüchtlinge weichen muss - die Gegner des Standortes Nibelungenstraße führten gleich eine ganze Reihe von Gründen gegen das Holzhaus ins Feld. Dabei wurde allerdings schnell deutlich, dass die Vertreter der Stadt, darunter Flüchtlingskoordinator Dirk Wagner, im Vorfeld des Treffens ihre "Hausaufgaben" erledigt hatten. Denn in den meisten Punkten gelang es ihnen, die Argumente der Skeptiker, darunter Gräfraths CDU-Chef Christoph Keull, zu entkräften.

Was indes weder an den Vorbehalten etwas änderte, noch an dem Umstand, dass das Holzhaus gebaut wird. Denn der Standort Nibelungenstraße ist von der Politik beschlossen. Und zudem rechnet die Stadt für 2016 nach wie vor mit monatlich 200 zusätzlichen Flüchtlingen, wie Dirk Wagner betonte. "Im Januar und Februar kamen zwar weniger", sagte der städtische Flüchtlingskoordinator. Allerdings stiegen die Zahlen im März bereits wieder leicht, so Wagner.

Dementsprechend geht das Rathaus davon aus, dass der Bedarf an Wohnraum für Flüchtlinge hoch bleibt - zumal es das Ziel der Verantwortlichen bleibt, die zumindest mittelfristig in Solingen bleibenden Menschen jenseits großer Einrichtungen unterzubringen. Der Grund: In solchen Unterkünften, wie sie das Land an der Goerdelerstraße betreibt, waren die Erfahrungen, die die Behörden beispielsweise in Bezug auf allein geflüchtete junge Männer machten, zuletzt nicht immer positiv, wie es am Montag in der ZDS hieß.

Umso wichtiger erscheint der Stadt sowie Initiativen wie "Gräfrath hilft"darum eine enge Betreuung der Flüchtlinge. So kümmern sich täglich Sozialarbeiter um die Menschen. Und "Gräfrath hilft" plant nun - neben etlichen anderen Aktivitäten wie etwa der Kleiderkammer an der Wuppertaler Straße - ein "Willkommensfest" für die Flüchtlinge. Derweil veröffentlichte das Landesamt für Statistik die jüngsten Zahlen zur ausländischen Bevölkerung in Solingen. Daraus geht hervor, dass im zurückliegenden Jahr vor allem die syrische Minderheit zunahm. Registrierten die Landesstatistiker Ende 2014 noch 232 Syrer, stieg ihre Zahl bis Ende 2015 auf 881.

(RP)
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