Solingen Hund "Jacko" rettet Mann vor dem Erfrieren

Solingen · Der vierjährige Retriever entdeckte am Freitagabend beim Spazierengehen an der Hasselstraße in Solingen einen unterkühlten, hilflosen Mann. Dank der Aufmerksamkeit des Tieres konnte ihm geholfen werden.

Klirrend kalt war es am Freitagabend. Trotzdem verließ das Ehepaar Heike und Ralf F. gegen 20 Uhr ihr warmes Zuhause. Sie holten "Jacko", den Hund ihrer Tochter Katrin, zu einem Spaziergang ab. Sie konnte an diesem Abend ihren Golden Retriever ausnahmsweise nicht selbst ausführen, da sie zu einer Weihnachtsfeier eingeladen war. Gerne übernahmen ihre Eltern, die selbst Hundehalter sind, diese Aufgabe.

Vom Ginsterweg aus ging das Ehepaar mit dem vierjährigen Tier zum Kleingartenverein "Sommerberg" an der Hasselstraße.

Plötzlich schlug "Jacko" an. "Er bellte und knurrte laut", erinnert sich Heike F. an den Abend. Sie und ihr Mann verstanden zunächst aufgrund der Dunkelheit nicht, warum das Tier sich so aufregte. Doch dann sahen sie plötzlich auf den Treppen eine Person liegen.

"Wir hätten den Mann, den ich auf 40 bis 50 Jahre schätzen würde, ohne ,Jackos' deutliche Signale vermutlich nicht bemerkt", glaubt Heike F., die nicht sagen kann, ob der fremde Mann schlief oder gefallen war.

Der Hilflose war stark alkoholisiert und kaum ansprechbar. Zudem verstand er die beiden Solinger offenbar nicht. Das Ehepaar F. half ihm auf. Unwirsch lehnte der Mann die Hilfe ab und ging in Richtung Ginsterweg. Dabei fiel er immer wieder hin. Ralf und Heike F. ließ das Erlebnis mit dem Unbekannten keine Ruhe. ",Jacko' konnte sich gar nicht beruhigen. Er schien uns immer wieder auf den Mann und seine Not aufmerksam machen zu wollen."

Die Spaziergänger halfen ihm erneut auf. Sie hatten kein Handy dabei, um Hilfe zu holen. Doch eine Anwohnerin war aufmerksam geworden und rief den Rettungswagen. Dieser konnte das unwegsame Gelände nicht befahren. "Wir mussten den Mann deshalb bis zum Erbenhäuschen tragen", erzählt Heike F. Blutend und mit offener Jacke wurde der Mann völlig unterkühlt ins Klinikum gefahren. Hund "Jacko" beobachtete die Szene genau. Das Tier, das seit drei Jahren bei Katrin F. lebt und aus dem Tierheim kommt, hörte erst auf zu bellen und zu knurren, als der Aufgefundene im Rettungswagen war.

"Er ist sehr sensibel, menschenbezogen und freundlich und hat genau gespürt, wie dringend der Mann Hilfe benötigte", glaubt Heike F.

"Zum Glück hat der Hund den Mann entdeckt, denn diese eiskalte Nacht im Freien hätte er unter Umständen nicht überlebt", schätzt Dr. Patrick Tralls, Leiter der Zentralen Notaufnahme im Städtischen Klinikum, die Situation ein.

Im November und Dezember nimmt nach den Worten des Arztes die Zahl der Patienten mit Unterkühlung zu. "Gerade wer alkoholisiert ist, schläft ein und merkt nicht, wie stark er unterkühlt." Dies könne zu Erfrierungen, zu Bewusstlosigkeit oder schlimmstenfalls zum Tode führen. Das Ehepaar hätte ganz richtig gehandelt, so der Notfallmediziner.

Auf den vierbeinigen Retter "Jacko" sind Heike, Ralf und Frauchen Katrin F. besonders stolz: "Er hat natürlich viele Streicheleinheiten und Leckerlis erhalten."

(pbm)
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