Solingen "Ich suche nicht, ich treffe meine Motive"

Solingen · Im Rahmen einer Kundenveranstaltung der Solinger Stadt-Sparkasse wurde dem Düsseldorfer Künstler Robert Pufleb gestern im Kunstmuseum der mit 1500 Euro dotierte Publikumspreis der Bergischen Kunstausstellung überreicht.

Das Votum des Publikums war eindeutig. Auf insgesamt 164 Stimmzetteln hatten Besucher der 68. Internationalen Bergischen Kunstausstellung den Namen Robert Pufleb angekreuzt. Womit der Gewinner des diesjährigen Publikumspreises der Solinger Stadt-Sparkasse gekürt war. Im Rahmen einer Publikumsveranstaltung des Geldinstitutes erhielt der Düsseldorfer Fotograf gestern im Kunstmuseum Urkunde und einen über 1500 Euro dotierten Scheck.

Pufleb siegte mit großem Abstand, denn anders als in den vergangenen Jahren hatte es diesmal kein Kopf-an-Kopf-Rennen von Künstlern um die Gunst des Publikums gegeben. 100 Stimmen erhielt Stefan Ettlinger, mit denen der diesjährige Bergische Kunstpreisträger Rang zwei belegte. Dritte wurde Hannah Melnik mit 56 Stimmen. Insgesamt hatten 625 Besucher der Bergischen ihre Stimme für den Publikumspreis der Sparkasse abgegeben.

Die Fotografien von Robert Pufleb finden sich im Kunstmuseum im kleinen Eingangssaal der Ausstellung. Im Mittelpunkt steht das Bild "Smoking Area/Raucherzimmer" aus dem Jahr 2014. Es zeigt einen von Pufleb in Lüttich aufgenommenen mehrstöckigen Wohnkomplex, dessen Fassade teilweise mit Ruß bedeckt ist - aufgrund einerzuvor dort ausgebrannten Wohnung.

"Erst in den letzten Jahren beschäftige ich mich professionell mit Fotografie", erzählt der 1969 in Berlin geborene und heute in Düsseldorf lebende Pufleb. Als seine Arbeitsbasis bezeichnet der Künstler die Straßenfotografie, seine Motive sind für ihn "Versatzstücke aus der Realität". Die findet Pufleb auf seinen vielen Reisen. "Die sind integraler Bestandteil meiner Arbeit." Erst vor wenigen Tagen ist Pufleb aus Litauen zurückgekehrt, wo er in Kaunas an einem Fotofestival teilgenommen hatte. Mitgebracht hat er auch die Aufnahme einer Hausfassade mit drei alten, unterschiedlichen aber direkt nebeneinander liegenden Türen. "The Doors" zeigt eine völlig surreale Situation - an der aber wohl die meisten Besucher der Stadt unbemerkt vorbeigegangen wären. Was für viele dieser "Versatzstücke aus der Realität" gilt, die Pufleb allerdings als Motiv nie plant. "Ich suche nicht, ich finde nicht, ich bewege mich und dann treffe ich die Motive."

Die Kuriositäten, die er am Straßenrand "aufsammelt" seine absurde Objektkonstellationen und Ansichten, findet Pufleb allerdings nicht nur in den Metropolen dieser Welt, sondern oft auch in der direkten Nachbarschaft seines Ateliers im Düsseldorfer Stadtteil Flingern. Eine Reihe von vier orangenen Sitzschalen aus dem alten Rheinstadion hat Pufleb in der nur einen Steinwurf entfernten Schrebergartensiedlung gefunden. Eine alte, fast zugewachsene Tribüne auf dem Sportplatz daneben.

Und die Porträtzeichnung einer weiteren Fotografie findet sich auf dem Schaufenster des Friseursalons im Nebenhaus. "Ich fotografiere nur das, was da ist. Ich gestalte, indem ich den Ausschnitt wähle", erklärt Pufleb. Neben der Straßenfotografie arbeitet der Künstler aber auch konzeptuell. So sind in den vergangenen Jahren drei große Serien entstanden: Jets, Guns und Cameras. Während Pufleb die Jets auf alten Militärschrottplätzen fotografiert hat - die Aufnahmen werden als große Triptychen präsentiert -, basieren die beiden anderen Serien auf Aufnahmen, die Pufleb im Internet gefunden und am Computer bearbeitet hat.

Also Vorsicht: Auch in diesen Aufnahmen ist vieles anders, als es auf den ersten Blick erscheint.

(mit)
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