Solingen Im Straßenverkehr etwas Besonderes

Solingen · Weil Fechterin Kim Treudt-Gösser zum Stützpunkt-Training nach Bonn fahren muss, darf sie einen Streckenführerschein machen. Mit der Fahrschulausbildung ist die 16-Jährige fast fertig.

 Die 16-jährige Kim Treudt-Gösser macht zurzeit den Führerschein.

Die 16-jährige Kim Treudt-Gösser macht zurzeit den Führerschein.

Foto: mak

Kim Treudt-Gösser gehört zu den größten Nachwuchstalenten in der deutschen Fechtszene. Gerade hat die Solingerin die Deutsche Meisterschaft bei den A-Jugendlichen gewonnen, und mit der Mannschaft holte sie am vergangenen Wochenende sogar den Titel bei den Aktiven, also in der offenen Altersklasse. Keine Frage, besonders viel Freizeit hat die 16-Jährige neben der Schule und dem Fechten nicht.

Doch bald wird sie zumindest etwas Zeit einsparen. Mit Hilfe ihrer Eltern gelang es ihr, erfolgreich einen Streckenführerschein zu beantragen. Der wird es ihr erlauben, alleine zum Training und zurückzufahren, obwohl sie das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet hat.

Nicht jeder kommt in den Genuss dieses Luxus. "Kim ist die Erste überhaupt, die in unserer Fahrschule einen Streckenführerschein macht", sagt Markus Harscheidt, der sein Geschäft vor mehr als zwölf Jahren eröffnet hat. "Es bedarf guter Gründe, über die die Führerscheinstelle entscheiden muss."

Im Fall von Kim Treudt-Gösser sorgt die Nominierung in den Junioren-Nationalkader für erheblichen Aufwand. Zur Vorbereitung auf Turniere muss sie zum Stützpunkt-Training nach Bonn fahren. Weil die Eltern gerade vormittags nicht immer einspringen können, hat die Familie nach Lösungen gesucht. "Und dann sind wir auf die Idee mit dem Führerschein gekommen", erläutert Treudt-Gösser. Und tatsächlich: Nach einigen Tests im medizinisch-psychologischen Bereich erhielt die Degenfechterin die Genehmigung. Die Ausbildung in der Fahrschule muss die Schülerin der Friedrich-Albert-Lange-Schule freilich genauso absolvieren, wie jeder andere Führerscheinanwärter auch. Ein paar Monate ist sie schon dabei.

"Ich habe ja genau während meiner Turnierphase angefangen. Deshalb konnte ich nicht so viel machen, wie ich es mir gewünscht hätte", sagt die 16-Jährige. "Aber jetzt möchte ich ganz schnell fertig werden. Am besten noch vor meinem Geburtstag." Im Juni wird sie 17 und erreicht damit ein Alter, in dem andere im Falle einer bestandenen Fahrprüfung auch in Begleitung der Eltern Auto fahren dürfen. Das darf Treudt-Gösser dann natürlich ebenfalls, zum Training geht es aber auch allein.

"Am Mittwoch habe ich meinen letzten Theorieunterricht hinter mich gebracht." Das heißt, die Theorieprüfung dürfte bald auf dem Programm stehen. Das fühlt sich natürlich eher wie der Pflichtteil an. Die Kür ist das Fahren. "Das macht mir schon großen Spaß", sagt die Solingerin. "Ich habe nur manchmal in Engstellen das Problem, dass ich nicht weiß, ob es besser ist, für den Gegenverkehr anzuhalten oder durchzufahren." Rein fahrerisch schlägt sie sich gut. "Es ist bei Sportlern oft der Fall, dass die Körperkoordination sehr gut ist, wodurch auch der Umgang mit dem Auto leichter wird", sagt Markus Harscheidt. Wenn Kim Treudt-Gösser die Prüfung bestanden hat, steht ihr sofort ein Fahrzeug zur Verfügung. Einen Golf 7 hat die Familie für sie angeschafft. Um den Wagen finanzierbar zu machen, erhält die Fechterin die Unterstützung der Deutschen Sporthilfe sowie einiger weiterer lokaler Sponsoren, die die sportliche Entwicklung der Merscheiderin fördern möchten.

(trd)
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