Solingen Im Zaubergarten schöner Melodien

Solingen · Stimmungsvolle Operettengala mit Natalie Karl, Matthias Klink und den Bergischen Symphonikern.

 Natalie Karl (Sopran) und Matthias Klink (Tenor).

Natalie Karl (Sopran) und Matthias Klink (Tenor).

Foto: Kulturbüro

Schöne Stimmen, schmachtende Melodien, ein Orchester, das trägt - mehr braucht es nicht für die Operettengala. Doch darf es noch ein bisschen mehr sein? Gerne! Natalie Karl (Sopran) und Matthias Klink (Tenor) hoben das oft zu Unrecht als seicht belächelte Fach der Operette mit Charme, Witz, nonchalanter Leichtigkeit und erstklassigem Gesang in ungeahnte Höhen.

"Die ganze Welt ist himmelblau" - mit diesem nach Robert-Stolz' Duett aus dem Weißen Rössl benannten Programm begeisterten sie ihr Publikum im Konzerthaus. Und mit den Bergischen Symphonikern unter der Leitung von Peter Kuhn stand ihnen ein Top-Orchester zur Seite, das sich als idealer Partner der beiden starken Stimmen erwies.

Die stimmliche Souveränität von Karl & Klink steht außer Frage. Beide sind opernerfahren, verfügen über ein bis zur Moderne reichendes Repertoire, das sie an der Seite großer Ensembles quer durch Europa führt. Dieser "klassisch-traditionelle" Unterbau tut der Operette gut, für die sich beide eine Leidenschaft bewahrt haben.

Auch privat sind sie verbandelt, und wer das Paar auf der Bühne erlebt, wird mitgerissen von der Authentizität, mit der sich beide immer wieder neu begegnen und inspirieren. So war es auch in Solingen.

Nach Millöckers von den Bergischen sehr akzentuiert intonierter "Dubarry"-Ouvertüre entführten sie ihre Zuhörer mit elf Titeln in einem weit gespannten Bogen durch die Welt der Operette. Da inszenierten sie mit "Es lockt die Nacht" ein zartes Spiel von Annäherung, Verlockung und Hingabe. Mit perfekt phrasierten Melodiebögen und anmutigen Choreographien zogen sie ihr Publikum in den Bann.

Da begab sich Tenor Klink als "Flotter Geist" aus Strauss´ "Zigeunerbaron" in ein humorvolles Wechselspiel mit filigran ausfigurierten Orchesterstimmen. Mit "Höre ich Zigeunergeigen", der Arie aus Kálmans "Gräfin Mariza", gab es ein Wiederhören mit einer der legendärsten Melodien des Operettengenres: mit tiefer Empfindung gesungen und vom Orchester getragen, das die Energiereserven seiner spätromantischen Dynamik nuanciert in den Dialog mit Natalie Karls sensitivem lyrischen Sopran integrierte. Nach zwei weiteren Duetten Kálmans durfte man schwelgen in der Eleganz der Melodien des Robert Stolz, und natürlich war dessen Duett, das dem Abend seinen Namen gab, einer der glanzvollen Höhepunkte.

Beim kapriziös vorgetragenen "Mein Liebeslied muss ein Walzer sein" erwies sich Natalie Karl als stimmsicher auch in hohen Lagen. Und mit welcher Inbrunst sie Lehárs Giuditta-Arie gestaltete, war Weltklasse. Matthias Klink schließlich präsentierte eine gelungene konzertante Version von "Ein Lied geht um die Welt". Weitere Wiener Walzer forderten zum Mitklatschen auf, und das Orchester garnierte den Melodienstrauß mit brillanten Zwischenspielen - von der Ouvertüre des Zigeunerbarons mit seinen markanten Solostimmen über Suppés Galathée-Vorspiel bis hin zum differenziert präsentierten Czardas aus Delibes´ "Coppelia". "Zwei Herzen im 3/4-Takt" tanzten sich dann ins Finale. Der Saal spendete minutenlangen Beifall, für den sich Traumpaar und Ensemble mit zwei schmelzig-schönen Duetten aus der Gräfin Mariza und der Lustigen Witwe bedankten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort