Solingen In der Karnevalskirche wurde geschunkelt und viel gelacht

Solingen · So fröhlich wie am Sonntagmorgen klingt die Orgel in der Stadtkirche an der Wittenbergstraße nur selten. Zum zweiten Mal fand in Ohligs die "Karnevalskirche" statt - und nicht nur die gelb-blauen Narrenkappen der Prinzengarde Ohligs waren zu sehen, sondern auch viele Gottesdienstbesucher in bunten Kostümen.

Pfarrer Klaus Hammes betonte die Gemeinsamkeit von Kirche und Karneval. Er ging auf die Texte vieler aktueller Lieder ein, die so viel von "Heimat" erzählen. Besonders die Flüchtlingsdramatik liegt dem Gottesmann am Herzen. Er erzählte, wie er vor 23 Jahren nach Solingen gekommen war. Da sei auch mitten in der Karnevalszeit gewesen - und er habe sich als Fremdling gefühlt. Inzwischen sei das ganz anders, hob er hervor.

Die Arbeit mit den Flüchtlingen hat in der Kirchengemeinde Ohligs einen hohen Stellenwert. Sprache und Kultur, also die Alltagswelt, müsse den Fremden möglichst schnell vermittelt werden. Anfang Januar haben Gemeindemitglieder mit Flüchtlingen gekocht, erzählte er. In den Augen der Menschen habe ein einziges Strahlen gelegen. "Kultur ist so wichtig", sagte Hammes. Wichtiger vielleicht sogar als die Sprache.

Vor Beginn des Gottesdienstes wurden die Besucher vom Pfarrer gemeinsam mit dem Prinzenpaar Arnd I. und Susanne I. begrüßt. Nachdem die beiden in der ersten Bank neben ihrem Gefolge Platz genommen hatten, gab es bei den Besuchern etwas zu lachen. Denn die langen Federn auf der Prinzenkappe kitzelten abwechselnd die hinter ihm sitzenden Personen. Abhilfe wurde geschaffen, indem die langen Federn etwas anders platziert wurden.

"Ein herrlicher Anblick: so viele Menschen", freute sich der Pfarrer, bevor der Gottesdienst begann. Etwas Besonderes gab es auch: Die kleine Marie feierte gestern ihren Geburtstag, durfte nach vorne kommen und bekam von der Prinzessin persönlich Glückwünsche sowie eine Anstecknadel überreicht.

Nicht nur der Pfarrer, sondern auch einige der Anwesenden sprachen zu der Gemeinde. So Joachim Junker, der Präsident der Prinzengarde Blau-Gelb Ohligs und Vorsitzender des Festausschusses Solinger Karneval, von dem die Anregung zu der "Karnevalskirche" im vergangenen Jahr gekommen war. Junker erzählte von den Aktivitäten der Karnevalisten, die das ganze Jahr über dauern. "Das ist ein Stück Heimat, offen für alle", meinte er. Und das Motto dieser Session, "Jedem Dierken sinn Pläsierken" sei dafür bezeichnend.

Zur Freude des Pfarrers war Ilka Werner anwesend. , Die Superintendentin des Kirchenkreises begann ihren Visitationsturnus in den Solinger Gemeinden an diesem Sonntag in Ohligs. Gemeinsam mit dem Ohliger Bezirksbürgermeister Marc Westkämper und der Großmutter des verhinderten Oberbürgermeisters Tim Kurzbach las sie ein Bittgebet. Auch der Prinz sprach ein Gebet: Er bat um gutes Wetter für den Rosenmontagszug.

Vier Mal im Jahr veranstaltet die Ohligser Kirchengemeinde einen Themengottesdienst, berichtete Annette Günther, Gemeindemitglied und Presbyterin. Außerdem gibt es vielfältige Aktionen, wie die Theatergruppe und den Gospelchor. Doch wird bestimmt nicht bei jedem Gottesdienst so viel gelacht und geschunkelt wie bei der "Karnevalskirche". Diese soll fortgesetzt und zur Tradition werden.

(koh)
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