Solingen Innovatives OP-Verfahren

Solingen · Studie untersucht neue Methode zur Behandlung von Gebärmutterhalskrebs. Städtisches Klinikum beteiligt sich.

 Chefarzt Dr. Sebastian Hentsch, Leiter der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Städtischen Klinikums Solingen.

Chefarzt Dr. Sebastian Hentsch, Leiter der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Städtischen Klinikums Solingen.

Foto: Tinter (Archiv)

Um Wissen für eine bessere Behandlung von Gebärmutterhalskrebs zu gewinnen, nimmt die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Städtischen Klinikums Solingen unter Leitung von Chefarzt Dr. Sebastian Hentsch derzeit an einer onkologischen Studie teil. Im Mittelpunkt der Studie steht laut Hentsch ein "innovatives Operationsverfahren", das seit Ende der 1990er Jahre durch Professor Dr. Michael Höckel von der Unifrauenklinik Leipzig entwickelt wurde und das er selbst bereits während seiner Tätigkeit in Leipzig habe kennenlernen können. "Beim herkömmlichen operativen Vorgehen werden die Gebärmutter und das umgebende Gewebe entfernt, um einen möglichst großen Sicherheitsabstand zum Tumor zu erreichen. Dabei können zum Beispiel Nerven, die die Harnblasenfunktion steuern, geschädigt werden", erläutert Hentsch.

Bei der neuen Methode, der sogenannten totalen mesometrialen Resektion mit therapeutischer Lymphonodektomie (TMMR), hingegen werde unterschieden, welche Nachbargewebe tatsächlich von Gebärmutterhalskrebs befallen werden können, unabhängig davon, wie dicht sie zum Tumor liegen. Nur diese Gewebe würden entfernt. "Theoretische Grundlage der Operationsmethode sind umfangreiche Untersuchungen bei der Tumorentstehung und der Entwicklung des weiblichen Genitales", so Hentsch.

Dabei wird davon ausgegangen, dass der Gebärmutterhalstumor sich vor allem in die Bereiche ausbreitet, die embryonalgeschichtlich eng mit ihm verwandt sind. "Wir wissen also, wo die mikroskopischen Tumorzellen hinwandern, und entfernen gezielt dieses Gewebe."

Für die Patientinnen bedeute das neue Verfahren unter anderem ein geringeres Risiko für Blasenentleerungsstörungen, außerdem könne im Gegensatz zum klassischen Verfahren auf eine anschließende Bestrahlung verzichtet werden. "Zusätzlich lassen die Ergebnisdaten erwarten, dass Frauen seltener Krebsrückfälle erleiden und an der Krankheit trotz Behandlung dieser seltener versterben", so Hentsch.

Demgegenüber stehe im Vergleich zur klassischen Methode eine längere Operationszeit sowie ein identisch langer Krankenhausaufenthalt von zehn bis 14 Tagen. "Professor Höckel hat in den vergangenen Jahren zeigen können, dass das Risiko, dass der Krebs wiederkommt, nach seiner Methode sehr gering ist, fünf Prozent im Vergleich zu 15 Prozent bei der herkömmlichen Methode. Dies kann daran liegen, dass die Methode so gut ist oder Professor Höckel ein so guter Operateur. Dies rauszufinden, ist Ziel der Studie, an der wir uns beteiligen."

Bundesweit nähmen mehrere Kliniken daran teil, die Studie ist auf eine Dauer von mehreren Jahren ausgelegt. Anfang September wurde der Solinger Frauenklinik vom leitenden Oberarzt der Unifrauenklinik Leipzig bestätigt, dass die Operation den Regeln entsprechend durchgeführt wird.

Zur Auswertung, so Hentsch, würden die Behandlungsdaten der Patientinnen mit deren Einverständnis an die Studienzentrale in Essen weitergeleitet und dort ausgewertet: "Sollten die Daten die Überlegenheit der neuen Operationsmethode bestätigen, könnte diese in einigen Jahren einen neuen, für die Patientinnen besseren Standard in der Behandlung des Gebärmutterhalskrebses darstellen."

(mxh)
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