Medienbericht Solinger IS-Kämpfer kündigt Massenmord an

Solingen · Der Solinger Christian Emde hat es in seiner Karriere als radikaler Islamist bis in die Medienabteilung des Islamischen Staates (IS) in Syrien geschafft. An der Seite des Journalisten Jürgen Todenhöfer reiste er durch die umkämpften Provinzen und prophezeite einen Massenmord.

 Jürgen Todenhöfer (links) im Gespräch mit Christian Emde, der sich Abu Qatada nennt, in einem Gespräch, das das RTL-Nachtjournal sendete.

Jürgen Todenhöfer (links) im Gespräch mit Christian Emde, der sich Abu Qatada nennt, in einem Gespräch, das das RTL-Nachtjournal sendete.

Foto: RTL (Archiv)

Zum ersten Mal machte der damals 28-jährige Christian Emde im Sommer 2011 Schlagzeilen. Am 17. Juli war er mit seinem Freund Robert Baum von der englischen Polizei bei der Einreise über Dover verhaftet worden - Anleitungen zum Bombenbau im Gepäck und Artikel mit Themen wie "39 Möglichkeiten, den Dschihad zu unterstützen" auf dem Laptop. Es folgte einjährige Untersuchungshaft, eine Verurteilung zu 16 Monaten Gefängnis - und eine Karriere beim Islamischen Staat. Als der Publizist Jürgen Todenhöfer jetzt mit seinem Sohn zwischen Rakka und Mossul unterwegs war, gehörte Christian Emde, der sich heute Abu Qatada nennt, als Vertreter der IS-Medienabteilung zu seinen ständigen Begleitern. Über seine Erlebnisse auf dieser lebensgefährlichen Reise und seine Gespräche mit den Solinger Konvertiten berichtet Todenhöfer im "Stern". Christian Emde prophezeit laut "Stern" die "Eroberung Europas und den Massenmord an Millionen von Schiiten und liberalen Muslimen".

Todenhöfer sagt in dem Bericht, er habe Abu Qatada so ausführlich zu Wort kommen lassen, weil er nicht mit ihm debattieren wollte. "Ich wollte ein Geständnis, keine Talkshow. Außerdem waren wir bei dem Interview umgeben von bewaffneten Terroristen. Den gefährlichsten der Welt, die eine religiöse Säuberungsaktion planen, die alles, was die Menschheit je gesehen hat, in den Schatten stellt." Auf die Frage, warum er mit diesen Leuten geredet habe, antwortete Todenhöfer. "Wir müssen alles von denen wissen. Die planen Völkermord."

Schon als er mit dem offensichtlich bei einem Selbstmordanschlag ums Leben gekommenen Robert Baum in der Solinger Millatu Ibrahim-Moschee verkehrte, galt Christian Emde als der Kopf des Duos. Auch als Robert Baums Mutter erfolglos darum kämpfte, dass sich ihr Sohn von den radikalen Salafisten lossagte, trat aus der Familie von Christian Emde niemand an die Öffentlichkeit. Nur er selbst hat nicht nur im "Stern" klare Worte gesprochen, sondern auch bereits im Januar 2015 im Nachtjournal von RTL. Der Privatsender hatte ein Interview übertragen, das Jürgen Todenhöfer mit dem IS-Kämpfer führte. Schon damals sagte der zuständige RTL-Redakteur über Emde: Nie zuvor hat ein deutscher Konvertit mit einer so zynischen Gelassenheit die finstere und todbringende Gedankenwelt preisgegeben.

(RP)
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